Transkript
STUDIE REFERIERT
Unkomplizierte akute bakterielle Rhinosinusitis
Erfolgreiche Symptomreduktion mit Pelargonium sidoides
Der Einsatz von Antibiotika kann mit gastrointestinalen Nebenwirkungen, allergischen Reaktionen und bakteriellen Resistenzen einhergehen. Vor diesem Hintergrund wurde der Nutzen einer Behandlung mit Pelargonium sidoides (EPs® 7630 ) im Vergleich zu einer Monotherapie mit Amoxicillin bei unkomplizierter akuter bakterieller Rhinosinusitis untersucht.
Annals of Otology, Rhinology & Laryngology
Im Zusammenhang mit dem Phytotherapeutikum Pelargonium sidoides (EPs® 7630) wurden antimikrobielle und antiinflammatorische Eigenschaften beschrieben, und einige kontrollierte Studien haben berichtet, dass es wirksam und sicher zur Reduktion von Symptomen unkomplizierter Infektionen des oberen Respirationstrakts sei. Die vorliegende Studie vergleicht nun die klinische Wirksamkeit, die Sicherheit und die bakteriziden Effekte von Pelargonium sidoides mit dem einer Amoxicillinmonotherapie bei 50 Patienten mit milden bis moderaten Symptomen einer akuten bakteriellen Rhinosinusitis.
Durchführung der Studie
Zur Bestätigung der Diagnose mussten entweder Symptome oder Zeichen eines akuten respiratorischen Infekts gemäss den Clinical Practice Guidelines der American Academy of Otolaryngology Head and Neck Surgery länger als 10 Tage ohne Anzeichen der Besserung persistieren oder sich nach einer initialen Verbesserung innerhalb von 10 Tagen verschlechtern. Die Diagnose wurde bakteriologisch bestätigt. Randomisiert erhielten je 25 Patienten 10 Tage lang entweder EPs® 7630 (3 × 20 mg täglich), oder Amoxicillin (3 × 500 mg täglich). Sowohl Patienten als auch Verschreiber wussten, welche der beiden Substanzen verabreicht wurde. Zur Beurteilung der Behandlung wurde die Intensität von fünf Rhinosinusitissymptomen (nasale Obstruktion, Absonderung von Nasensekret, Postnasal-Drip-Syndrom, Gesichtsdruck/ -schmerz, Verlust des Geruchsinns) an den Tagen 0 und 10 mithilfe einer visuellen Analogskala (0 = keine Symptome,
10 = maximale Intensität) durch den Facharzt bewertet. Ausserdem wurde zu Beginn und Ende der Behandlung mittels nasaler Endoskopie das Ausmass der Schleimhautschwellung und der mukopurulenten Sekretion bestimmt. Die Patienten selber bewerteten zweimal täglich die Intensität der oben genannten Beschwerden sowie die Summe aller Werte (totaler Symptomwert, TSW). Als Wirksamkeitsendpunkte waren der mediane TSW, der individuelle Symptomscore, der mediane 1-Tages-TSW, der totale endoskopische Score (hinsichtlich Mukosaödem und mukopurulenter Sekretion) und der endoskopische Score für jeden einzelnen der beiden Parameter definiert. Bei einem Ausgangsscore zwischen 6 und 7 wurde als klinisch relevante Verbesserung eines individuellen Symptomscores eine Verbesserung um ≥ 3 Punkte definiert, respektive beim TSW eine Verbesserung um ≥ 15.
Ergebnisse
Nach der Behandlung wurde in beiden Gruppen eine statistisch signifikante Abnahme der klinischen Parameter gefunden (p < 0,001). In der Selbstevaluation ergab der Vergleich der TSW für jeden der 10 Tage nach einer Woche eine deutlichere Verbesserung bei den Patienten, die mit EPs® 7630 behandelt wurden. Beim Vergleich der absoluten Wirksamkeit ergab sich unter Pelargonium sidoides eine signifikant stärkere Verbesserung für die Parameter nasale Obstruktion, Gesichtsdruck/-schmerz, Verlust des Geruchsinns, Schleimhautschwellung und mukopurulente Sekretion sowie den TSW. Bei der bakteriologischen Bewertung fand man in der
Gruppe, die EPs® 7630 erhalten hatte, zum Ende der Behandlung signifikant weniger Patienten mit positiven Kulturen von Streptococcus pneumoniae (p < 0,001), Haemophilus influenzae (p = 0,016) sowie Moraxella catarrhalis (p = 0,031). Die Therapie mit Amoxicillin reduzierte signifikant die Besiedlung mit Streptococcus pneumoniae (p = 0,002) und Haemophilus influenzae (p = 0,031). Nebenwirkungen wurden in beiden Gruppen nicht berichtet. Die Ergebnisse deuten auf eine bessere klinische Wirksamkeit von EPs®7630 aufgrund seines stärkeren Einflusses auf die Produktion von Entzündungsmediatoren in der Nasenschleimhaut. Limitationen der Studie sind die relativ kleine Patientenzahl und das offene Studiendesign. Plazebokontrollierte Studien könnten noch bessere Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit von EPs® 7630 und anderen Phytotherapeutika in der Behandlung akuter Atemwegsinfekte erbringen.
Fazit
Mit dem Einsatz von EPs® 7630 konn-
ten in dieser Untersuchung die Symp-
tome einer unkomplizierten akuten bak-
teriellen Rhinosinusitis erfolgreich
reduziert werden. Es könnte als eine
gute Alternative zu einer antibiotischen
Therapie bei bakteriell bedingten Infek-
tionen der Atemwege betrachtet wer-
den, folgern die Autoren.
Mue s
Quelle: Perić A et al.: Herbal drug EPs 7630 versus amoxicillin in patients with uncomplicated acute bacterial rhinosinusitis: a randomized, open-label study. Ann Otol Rhinol Laryngol 2020; 129(10): 969–976.
Interessenlage: Die Autoren der referierten Studie erklären, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
ARS MEDICI 23 | 2020
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