Transkript
e-EULAR 2020
Rheumatoide Arthritis
Frühe RA-Behandlungen mit beeindruckenden Remissionen
Foto: KD
Ob konventionell oder mit Biologika – um eine rheumatoide Arthritis zu behandeln, existieren mehrere wirkungsvolle Optionen. Wichtig ist es, möglichst früh damit zu beginnen. Das ist das Ergebnis der skandinavischen NordStar-Studie, die am diesjährigen virtuellen Treffen der European League Against Rheumatism (EULAR) auf grosses Interesse stiess.
Als eine der wichtigsten, am e-EULAR-
Kongress 2020 vorgestellten Untersuchun-
gen galt die skandinavisch-niederländische
NordStar-Studie. Dabei wurde eine kon-
ventionelle Therapie im Head-to-Head-
Vergleich drei biologischen Behandlungen
gegenübergestellt. Tatsächlich sei sie die
grösste bei rheumatoider Arthritis (RA)
bislang durchgeführte, von Forschenden
Torsten Witte
initiierte und damit unabhängige Untersuchung, betonte Studienleiterin Prof. Me-
rete L. Hetland aus Kopenhagen (DK) bei der Vorstellung
der Resultate. Warum eine solch aufwendige Arbeit? «Wir
sind immer noch dabei, die optimale Behandlung der frü-
hen rheumatoiden Arthritis zu etablieren», so die dänische
Rheumatologin.
Methotrexat als Grundlage
In die NordStar-Studie wurden 822 frisch diagnostizierte, therapienaive Patienten aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island und den Niederlanden eingeschlossen. Sie hatten weniger als 24 Monate aktiv Symptome und hatten im Median erst seit 7 Tagen ihre Diagnose gestellt bekommen. Alle Patienten waren Rheumafaktor-(RF-)positiv oder wiesen Antikörper gegen citrullinierte Proteine (ACPA) auf oder hatten einen CRP-Wert von > 10 mg/l. Alle Teilnehmenden (69 % Frauen) bekamen von Beginn an Methotrexat (MTX, anfangs 10 mg/ Woche, dann bis 25 mg/ Woche). Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt: 1. Gruppe: konventionelle Therapie mit anfangs Prednisolon 20 mg/Tag, reduziert auf maximal 5 mg nach 8 Wochen, oder Sulfasalazin plus Hydroxychloroquin (HCQ) plus Glukokortikoide 2. Gruppe: Certolizumab 200 mg s.c. alle zwei Wochen 3. Gruppe: Abatacept 125 mg s.c./Woche 4. Gruppe: Tocilizumab 162 mg s.c./Woche.
Abatacept mit leichten Vorteilen
Nach 24 Wochen erreichten alle vier Studiengruppen eine CDAI-Remission (≤ 2,8) von mehr als 40 Prozent. Die CDAI-Remissionsrate (und damit der primäre Outcome) war im Vergleich zur konventionell behandelten Referenzgruppe
signifikant höher für Abatacept (+ 9 %), numerisch höher für
Certolizumab (+ 4 %) und etwa identisch für Tocilizumab.
Für die sekundären Endpunkte (ACR, DAS28, SDAI,
EULAR-Response) konnten keine signifikanten Unterschiede
festgestellt werden. Die Analyse der Nichtunterlegenheit der
Biologika gegenüber der konventionellen Therapie konnte
für alle Substanzen erfüllt werden, wobei Abatacept das Si-
gnifikanzniveau erreichte. Mit anderen Worten: Abatacept
zeigte gegenüber der konventionellen Therapie signifikante
Vorteile. Trotzdem: «Für alle vier Studienarme konnten hohe
Remissionswerte beobachtet werden. Das unterstreicht die
Effektivität einer aktiven, auf MTX basierenden konven-
tionellen Therapie, kombiniert mit Glukokortikoiden, und
könnte zukünftige Behandlungsstrategien bei früher RA lei-
ten», so Hetland.
Auch Prof. Torsten Witte aus Hannover (D) zeigte sich in
einer Highlights-Diskussion am e-Kongress von den Daten
angetan: «Sowohl die Biologika als auch die aktive kon-
ventionelle Therapie führten bei sehr früher RA zu beein-
druckenden Remissionsraten.» Wichtig sei es, MTX als Ba-
sismedikament hoch genug zu dosieren. Für Prof. Ulf Mül-
ler-Ladner aus Giessen (D) waren die guten Ansprechraten
vor allem dadurch bedingt, dass die Betroffenen sehr zeitnah
behandelt wurden. «Entscheidend ist es, die Inflammation
schon sehr früh anzugehen. Sonst laufen wir einem Feuer
hinterher, das man nicht mehr richtig löschen kann», betonte
Müller-Ladner.
Die Studie wird derzeit fortgesetzt, und nach 48 Wochen
soll ein radiologischer Vergleich gezogen werden. Im zweiten
Untersuchungsjahr soll zudem eine Deeskalationsstrategie
durchgeführt werden, um eine mögliche medikamentenfreie
Remission zu evaluieren.
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Klaus Duffner
Quellen: Session «Biological DMARD in RA I» am 3. Juni 2020 und Rheumatology TODAY Satellite Symposium «EULAR Highlights 2020 – in german», am 5. Juni 2020 beim e-EULAR 2020.
Referenz: 1. Hetland MDL et al.: A Multicenter Randomized Study in Early
Rheumatoid Arthritis to Compare Active Conventional Therapy versus Three Biological Treatments: 24 Week Efficacy Results of the NORD-STAR Trial. Annals of the Rheumatic Diseases 2020; 79:13-14. e-EULAR; OP0018.
10 CongressSelection Rheumatologie | September 2020