Von 1970 bis 2010 ist die Inzidenz von Hüftfrakturen in der US-amerikanischen Framingham-Kohorte um mehr als 60 Prozent gesunken. Dafür dürfte in erster Linie ein gesünderer Lebensstil verantwortlich sein, schreiben Dr. Timothy Bhattacharyya, NIH Bethesda, USA, und sein Team in der Zeitschrift «JAMA Internal Medicine».
Altersbereinigt sank die Inzidenz von Hüftfrakturen von 1970 bis 2010 um 4,4 Prozent pro Jahr (95%-Konfidenzintervall: 6,8–1,9%) oder – über den gesamten Zeitraum hinweg betrachtet – um mehr als 60 Prozent. Wer Anfang der 1950er-Jahre mit 30 bis 60 Jahren in die Framingham-Kohorte aufgenommen wurde, hatte im Alter von 85 bis 89 Jahren ein fast dreimal höheres Risiko für Hüftfrakturen als später geborene 85- bis 89-Jährige, die Anfang der 1970er-Jahre in die Offspring-Kohorte eingetreten waren: Pro Jahr erlitten 20 von 1000 Teilnehmern der ersten Kohorte eine Hüftfraktur, in der Offspring-Kohorte waren es nur 7 bis 8 pro 1000.
Die Ursache für den Rückgang der Hüftfrakturen sei weniger auf neue Therapiemöglichkeiten als vielmehr auf einen gesünderen Lebensstil zurückzuführen. So betrage der risikomindernde Einfluss der Bisphosphonate bestenfalls 4,8 Prozent, also deutlich weniger als der beobachtete Rückgang der Hüftfrakturen insgesamt. Dies spreche nicht gegen die erwiesene Wirksamkeit dieser Medikamente, aber sie wurden nur von sehr wenigen Personen in der Kohorte genommen und könnten somit nicht der wichtigste Grund für die positive Entwicklung sein, so die Studienautoren.
Als wesentliche Gründe für den Rückgang der Hüftfrakturen sehen sie den Rückgang des starken Alkoholkonsums (≥ 3 Drinks pro Tag) und den Rückgang des Rauchens. Der Anteil der Personen, die mindestens 3 alkoholische Drinks pro Tag konsumierten, sank in 40 Jahren von 7 auf 4,5 Prozent und der Anteil der Raucher von 38 auf 15 Prozent, während die Prävalenz anderer Risikofaktoren, wie beispielsweise eine frühe Menopause (< 45 Jahre) oder Untergewicht, relativ stabil war.
RBO
Swayambunathan J et al.: Incidence of hip fracture over 4 decades in the Framingham Heart Study. JAMA Intern Med 2020; published online July 27, 2020