Transkript
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Fortbildung
nalen Hämaturie unterscheiden lässt. Bei der Passage von
Erythrozyten durch die glomeruläre Basalmembran werden
diese verformt und generieren zum Beispiel Ausstülpungen
oder Löcher, die den Eindruck einer Micky Maus oder eines
Donuts geben. Finden sich mehr als 5 Prozent aller Erythro-
zyten mit diesen Abnormalitäten, so liegt ein nephritisches
Sediment vor, welches mit diversen rapid progredient ver-
laufenden Glomerulonephritiden assoziiert sein kann. Dies
stellt einen nephrologischen Notfall dar, der Patient sollte
stationär abgeklärt werden. Sammeln sich Erythrozyten in
den Tubuli an, so können sie diese ausgiessen und entspre-
chende Zylinder formen, ihr Auftreten ist pathologisch. Ein
nephritisches Sediment liegt auch bei alleinigem Vorhanden-
sein von Erythrozytenzylindern vor.
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Korrespondenzadresse: Dr. med. Susanne Delecluse Nierenzentrum Heidelberg D-69120 Heidelberg
Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert.
Dieser Artikel erschien zuerst in « Der Allgemeinarzt» (2020; 42(5): 40–44). Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
Literatur: 1. Echeverry G, Hortin GL, Rai AJ: 2010. Introduction to urinalysis: historical perspectives and clinical application. Methods Mol Biol 641: 1–12. 2. Flores-Mireles AL, Walker JN, Caparon M, Hultgren SJ: 2015. Urinary tract infections: epidemiology, mechanisms of infection and treatment options. Nat Rev Microbiol 13: 269–284. 3. Kompendium der Urinanalyse Urinteststreifen und Mikroskopie. Roche Diagnostics Deutschland GmbH, 2014 4. Koeijers JJ, Kessels AG, Nys S, Bartelds A, Donker G, Stobberingh EE, Verbon A: 2007. Evaluation of the nitrite and leukocyte esterase activity tests for the diagnosis of acute symptomatic urinary tract infection in men. Clin Infect Dis 45:894–896. 5. Matulewicz RS, Meeks JJ: 2016. Blood in the Urine (Hematuria). JAMA 316: 1508.
Übergewicht – ein Risikofaktor für die Gesundheit postmenopausaler Frauen
In der zweiten Lebenshälfte kommt es bei vielen Menschen – unabhängig vom Geschlecht – häufig zu einem unerwünschten Anstieg des Körpergewichts. Diese zusätzlichen Pfunde können langfristig zu einem Gesundheitsrisiko werden, wenn sich daraus Übergewicht oder Adipositas entwickelt – vor allem für Frauen ist damit ein erhöhtes Brustkrebsrisiko, aber auch ein höheres Demenzrisiko verbunden, wie verschiedene Studien kürzlich gezeigt haben.
Gemäss einer aktuellen schwedischen Studie scheint sich das Gleichgewicht zwischen den physiologisch ablaufenden Auf- und Abbauprozessen im Fettgewebe mit dem Älterwerden eher zugunsten des Fettaufbaus zu verlagern. Wird die sinkende Fettabbaurate nicht durch eine verringerte Fettspeicherung kompensiert, kommt es sukzessive zu einer stetigen Zunahme des Körpergewichts (1), wobei sich das überschüssige Fettgewebe vorwiegend am oder im Bauchraum einlagert. Wer hier gegensteuern will, kann dies nur durch konsequente Verringerung der Kalorienzufuhr erreichen. Dass diese Massnahme für die Gesunderhaltung postmenopausaler Frauen wichtig sein kann, zeigen zwei kürzlich publizierte angelsächsische Studien.
Gewichtsreduktion nach der Menopause kann Frauen vor Brustkrebs schützen Übergewicht, so die Epidemiologin Lauren Teras von der American Cancer Society, gilt als Risiko für postmenopausale Brustkrebs-Erkrankungen. Unklar war dagegen, inwieweit eine Gewichtsabnahme dieses Risiko reduzieren kann. Eine entsprechende Untersuchung, für die zehn prospektive Kohortenstudien aus dem «Pooling Project of prospective Studies of Diet and Cancer» analysiert wurden, sollte hier Klarheit schaffen (2). An den Studien nahmen rund 181 000 übergewichtige bis adipöse Frauen (ohne Hormontherapie) teil, von denen 6930 im Verlauf von zehn Jahren an invasivem Brustkrebs erkrankten. Es zeigte sich, dass Frauen, die ihr Körpergewicht nach der Menopause um etwa 2 bis 4,5 kg reduzieren konnten, ein um 18 Prozent (Hazard Ratio [HR]: 0,82; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,70–0,96) geringeres Brustkrebsrisiko hatten. Bei einem Gewichtsverlust von 4,5 bis 9 kg sank das Risiko um 25 Prozent (HR: 0,75; KI = 0,63–0,90); wer mehr als 9 kg abgenommen hatte, erkrankte um 32 Prozent seltener (HR: 0,68; KI = 0,50–0,93).
Adipositas als Risikofaktor für Demenzerkrankungen Übergewicht und Adipositas erhöhen bei postmenopausalen Frauen auch das Demenzrisiko, wie eine 2019 publizierte Analyse der Million Women
Study in Neurology berichtet (3). Die britische Epidemiologin Sarah Floud und ihre Mitautoren gehen davon aus, dass die bei Adipösen auftretende Demenz vor allem als Folgeerkrankung eines metabolischen Syndroms zu sehen ist. Die damit einhergehenden zerebralen Durchblutungsstörungen führen langfristig zu einem erhöhten Risiko, mit zunehmendem Alter an Demenz zu erkranken. Als Fazit aus beiden Studien lässt sich festhalten, dass Frauen in der zweiten Lebenshälfte das Körpergewicht nicht aus den Augen verlieren sollten, denn jedes Kilo weniger kann das Risiko reduzieren, an Brustkrebs oder Altersdemenz zu erkranken. CR
Literatur: Arner P, Bernard S, Appelsveld L et al.: Adipose lipid turnover and long-term changes in body weight. Nat Med 2019;25(9): 1385–1389. Teras LR, Patel AV, Wang M, Yaun SS et al.: Sustained weight loss and risk of breast cancer in women > 50 years: a pooled analysisnof prospective data. J Natl Cancer Inst 2019; Dec 13. pii: djz226. doi: 10.1093/jnci/djz226. Floud S, Simpson RF, Balkwill A Brown A et al.: Body mass index, diet, physical inactivity, ands the incidence of dementia in 1 million women. Neurology 2020; 94(2):e123-e132. doi: 10.1212/WNL.000000000008779.
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