Transkript
EDITORIAL NOBELPREISTRÄGER DER PHYSIOLOGIE ODER MEDIZIN
2008: FranÇoise Barré-Sinoussi (Frankreich)
Zusammen mit Luc Montagnier
«Für die Entdeckung des HI-Virus»
FranÇoise Barré-Sinoussi (Quelle: https://de.wikipedia.org)
Françoise Barré-Sinoussi wurde 1947 in Paris als Tochter von Jeanine (geb. Fau) und Roger Sinoussi geboren. Sie machte die Matur 1966 am Lycée Bergson, studierte in Paris Biochemie und Virologie und erhielt in den 1970er-Jahren ein Stipendium für das amerikanische Nationale Krebsinstitut (NCI). 1974 legte sie an der Faculté des sciences de Paris ihr Doktorat ab. 1975 begann die keineswegs geplante grosse wissenschaftliche Karriere von Françoise Barré-Sinoussi am INSERM (Institut national de la santé et de la recherche médicale). Am Pariser Institut Pasteur begannen vor allem ihre Forschungsarbeiten über Retroviren. In der Arbeitsgruppe von Luc Montagnier gelang ihr 1983 die Identifizierung des HI-Virus als Auslöser der Krankheit Aids. Barré-Sinoussi, Luc Montagnier und Mitarbeiter hatten aus dem Gewebe
eines Aids-Patienten das Virus isoliert und es zunächst «Lymphadenopathie-assoziiertes Virus» genannt. Die gleichzeitige Veröffentlichung der Entdeckung des Retrovirus durch die Gruppe von Robert Charles Gallo führte zu einem jahrelangen Rechtsstreit über die Erstentdeckung. 1986 wurde Barré-Sinoussi Laborleiterin, 1992 Abteilungsleiterin und 1996 Professorin und Leiterin der Forschungsgruppe über die Biologie von Retroviren am Institut Pasteur. In mehr als 200 Veröffentlichungen und bei mehr als 250 Konferenzen hat sich Françoise Barré-Sinoussi für den Kampf gegen Aids eingesetzt. Als wissenschaftliche Beraterin nahm sie an Anti-Aids-Programmen der Weltgesundheitsorganisation sowie am UN-Programm UNAIDS teil. Seit 1978 ist sie mit dem französischen Wissenschaftler Jean Claude Barré verheiratet. Françoise Barré-Sinoussi erhielt zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen; 2006 wurde sie zum Officier, 2013 zum Grand Officier und 2016 zum Grand Croix de la Légion d’Honneur ernannt. 2008 wurde ihr zusammen mit Luc Montagnier (AM Dossier III/20) eine Hälfte des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin zugesprochen. Die andere Hälfte des Nobelpreises ging an den deutschen Virologen Harald zur Hausen (AM Dossier I/20). 2018 wurde sie in die National Academy of Medicine der Vereinigten Staaten gewählt. Françoise Barré-Sinoussi lebt weiterhin in Paris.
Richard Altorfer
ARS MEDICI DOSSIER V | 2020
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