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Diabetes – Blutzucker richtig messen
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Viele Diabetespatienten messen ihren Blutzuckerspiegel selbst, oft mehrfach am Tag. Dafür wird mit einer Stechhilfe durch einen Stich in den Finger ein kleiner Tropfen Blut gewonnen. «Immer wieder kursiert das Gerücht, dass es womöglich sicherer wäre, erst den zweiten Tropfen Blut für die Messung zu verwenden», berichtet Prof. Dr. Andreas Fritsche, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) aus Tübingen.
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Diabetes
Blutzucker richtig messen

Viele Diabetespatienten messen ihren Blutzuckerspiegel selbst, oft mehrfach am Tag. Dafür wird mit einer Stechhilfe durch einen Stich in den Finger ein kleiner Tropfen Blut gewonnen. «Immer wieder kursiert das Gerücht, dass es womöglich sicherer wäre, erst den zweiten Tropfen Blut für die Messung zu verwenden», berichtet Prof. Dr. Andreas Fritsche, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) aus Tübingen. Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigt jedoch: Wer sich die Hände vor dem Stechen mit Wasser und Seife wäscht und gut abtrocknet, erhält mit dem ersten Tropfen Blut sogar noch etwas genauere Messwerte als mit dem zweiten. «Der zweite Tropfen sollte nur genommen werden, wenn der Finger verschmutzt ist und es keine Möglichkeit gibt, sich die Hände zu waschen», betont Fritsche. Die Verwendung von Desinfektionsmitteln ist nicht notwendig.

Unmittelbar vor der Blutentnahme ist es sinnvoll, Arm oder Hand kurz auszuschütteln, alternativ den Finger leicht zu massieren. «Das regt die Durchblutung an und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Blutprobe», erklärt Prof. Dr. Lutz Heinemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie der DDG. Extreme Temperaturen, ob Kälte oder Hitze, sollten Patienten bei der Blutentnahme möglichst meiden. Kleiner Finger, Mittelund Ringfinger eignen sich am besten, denn sie werden im Alltag nicht so häufig gebraucht wie Zeigefinger oder Daumen. Und viel eher als die vordere Fingerkuppe bieten sich die Seitenflächen der Fingerkuppe an. «Denn dort ist die Zahl der Nervenenden geringer, wodurch das Stechen weniger schmerzt», so Fritsche. Gleichzeitig sind die Gefässe dort dichter, die Blutversorgung ist damit besser. Ob ein zu festes Ausdrü-

cken des Bluttropfens den Blutzucker-

wert durch Gewebewasser verfälschen

kann, ist derzeit noch ungeklärt.

Die Lanzette in der Stechhilfe sollte re-

gelmässig gewechselt und am besten

nur einmal oder wenige Male benutzt

werden, denn sie wird beim Einstechen

stumpf und verletzt die Haut dann zu-

sätzlich. «Zu häufig verwendete Lan-

zetten gehören zu den wichtigsten

schmerzverstärkenden Faktoren», be-

tont Heinemann. Darüber hinaus birgt

eine gebrauchte Lanzette die Gefahr

einer Infektion. Nach der Blutent-

nahme ist es wichtig, den Finger zu rei-

nigen und den benutzten Teststreifen zu

entsorgen. Moderne Testgeräte benöti-

gen heute nur noch 0,3 µl Blut für eine

erfolgreiche Messung. Trotz vielfältiger

Bemühungen sei es jedoch bisher nicht

gelungen, Geräte zu entwickeln, die im

Alltag so zuverlässig messen, dass das

Stechen in absehbarer Zeit durch eine

unblutige Technik ersetzt werden könne,

meint der DDG-Experte.

red❖

Pressemitteilung der DDG v. 4.12.2012

Neuroradiologie
Hirnschäden durch Kopfball?

Mittels Bildgebung hat ein Team aus München und Boston 12 Spieler einer deutschen Bundesligamannschaft mit 11 Leistungsschwimmern auf allfällige

Unterschiede der Gehirnstrukturen untersucht. Geklärt werden sollte, ob Erschütterungen des Schädels unter dem Niveau einer echten Gehirnerschütterung, so wie sie typischerweise beim Kopfball vorkommen, zu nachweisbaren Schädigungen des Gehirns führen können. Die Fussballspieler, allesamt Profis in einer nicht näher bezeichneten deutschen Bundesligamannschaft, waren im Durchschnitt 19,4 Jahre alt, sie waren Rechtshänder und spielten seit ihrer Kindheit Fussball, das heisst seit durchschnittlich 13 Jahren. Die Vergleichsgruppe bestand aus Sportschwimmern, alle ebenfalls rechtshändig und in etwa gleichem Alter. Untersucht wurden funktionelle Anzeichen einer leichten traumatischen Hirnverletzung (fraktionelle Anisotropie und mittlere Diffusion) sowie Anzeichen funktioneller Axon- und/oder Myelinschäden (axiale und radiale Diffusion).

Unterschiede fanden sich nur bei der

axialen und radialen Diffusion; dieser

Befund spricht dafür, dass die Integrität

der weissen Hirnmasse bei den Profi-

fussballern anders beschaffen ist als bei

den Schwimmern. Ein Neuroradiologe,

der von dem deutsch-amerikanischen

Team für die Beurteilung der Auf-

nahmen hinzugezogen wurde, konnte

keinerlei anatomische Abnormalitäten

entdecken, weder bei den Fussballern

noch bei den Schwimmern.

Die Autoren des im «JAMA» publizier-

ten «Letter to the editor» kommen

trotzdem zu dem Schluss, dass die Ver-

änderungen in der axialen und radialen

Diffusion der Fussballerhirne jenen äh-

nelten, die sich bei Patienten mit leich-

tem Schädel-Hirn-Trauma finden, und

darum möglicherweise auf eine gewisse

Demyelination hinweisen könnten. Sie

wollten sich aber nicht festlegen, ob

dies wirklich auf Kopfbälle zurückzu-

führen ist (Foto: cc, woodleywonder-

works).

RBO❖

Koerte IK et al.: White Matter Integrity in the Brains of Professional Soccer Players Without a Symptomatic Concussion. JAMA 2012; 308(18): 1859–1860.

1310 ARS MEDICI 24 ■ 2012

Patienteninformation
Merkblätter für Patienten
Das Swiss Medical Board hat gemeinsam mit dem Dachverband Schweizerischer Patientenstellen Patienteninformationen zu Empfehlungen des Swiss Medical Board erarbeitet. Damit sollen sowohl die behandelnden Ärzte bei den Beratungsgesprächen unterstützt als auch die Patientinnen und Patienten befähigt werden, sich am Entscheid für oder gegen eine Intervention zu beteiligen. Bis anhin gibt es zwei Merkblätter: «Riss des vorderen Kreuzbandes: operative oder konservative Behandlung?» und «Früherkennung von Prostatakrebs: Bedeutung des PSA-Tests». Die Merkblätter können auf der Homepage des Swiss Medical Board (www.swissmedi calboard.ch) und des Dachverbandes Schweizerischer Patientenstellen (www.patienten stelle.ch) heruntergeladen werden. Gedruckte Exemplare für die Abgabe in der Arztpraxis (bis 20 Exemplare gratis) bei: Dachverband Schweizerischer Patientenstellen Hofwiesenstrasse 3, 8042 Zürich, Tel. 044-361 92 56, E-Mail: dvsp@patientenstelle.ch
RBO❖

Diabetes
Wem hilft die bariatrische Chirurgie auf Dauer?

Der eindrückliche und unmittelbare Erfolg der bariatrischen Chirurgie bei adipösen Typ-2-Diabetikern ist bei vielen Patienten leider nicht von Dauer. Dies ergab die Langzeitauswertung der Daten von 4434 erwachsenen, adipösen Typ-2-Diabetikern, bei denen in mehreren Spitälern Kaliforniens zwischen 1995 und 2008 eine Magenbypass-Operation durchgeführt wurde. Unmittelbar nach der Operation verschwand der Diabetes vollständig bei gut zwei Dritteln der Operierten (68,2%; 95%-KI: 66–70%), kehrte aber bei rund einem Drittel innert 5 Jahren wieder zurück (35,1%; 95%-KI: 32–38%). Bei etwa einem Viertel der Patienten hatte der Magenbypass keinen Effekt auf den Diabetes. Gemäss einer Pressemitteilung zur Studie war bei 44 Prozent der Patienten eine mehr als 5 Jahre anhaltende Diabetesremission nach der Operation zu verzeichnen. Die mittlere Dauer der diabetesfreien Zeit betrug gut 8 Jahre. Insofern sei die bariatrische Opera-

tion doch von Vorteil, weil eine lange diabe-

tesfreie Zeit wahrscheinlich positive Effekte

auf die Langzeitfolgen des Diabetes habe,

meinte Studienerstautor David Arterburn.

Die Gründe für einen Diabetesrückfall sind

nicht bekannt. Das Gewicht schien dabei eine

nur untergeordnete Rolle zu spielen, weil

Remission und Rückfall nicht stark mit dem

Gewicht vor und nach dem Eingriff korre-

lierten. Je weniger ausgeprägt der Diabetes

zum Zeitpunkt der Operation war, umso

grösser waren die Erfolgsaussichten. Es

könnte also auch sein, dass der Diabetes bei

rückfälligen Patienten in irgendeiner Art und

Weise ohne äussere Anzeichen trotzdem

voranschritt, um sich später erneut zu mani-

festieren.

RBO❖

Arterburn DE et al.: A Multisite Study of Long-term Remission and Relapse of Type 2 Diabetes Mellitus Following Gastric Bypass. Obes Surg 2012, Nov 18, Epub ahead of print und Pressemeldung auf www.grouphealthresearch.org

RÜCKSPIEGEL

Vor 10 Jahren
SARS beginnt
In China beginnt die SARS-Pandemie, die im weiteren Verlauf fast 1000 Menschen das Leben kosten wird,
die meisten Todesopfer sind in China und Hongkong zu beklagen. Man weiss nicht ganz genau, wer als erster Patient an dieser neuartigen Viruserkrankung erkrankte, klar ist jedoch, dass Ende November 2002 ein Patient in der an Hongkong angrenzenden Provinz Guangdong eingeliefert wurde und dort 7 Angestellte und den Fahrer des Krankenwagens ansteckte. Zur weltweiten Seuche kam es aber erst, als dieser Patient in ein anderes Spital verlegt wurde, wo er später starb. Zuvor steckte er dort 13 Spitalmitarbeiter an, unter ihnen der Oberarzt und Lungenspezialist Liu Jianlun. Dieser reiste, bereits erkrankt, am 21. Februar 2003 nach Hongkong, wo er innert 24 Stunden ein Dutzend internationale Hotelgäste ansteckte, die SARS in alle Welt trugen. Jianlun selbst starb am 4. März 2003 in Hongkong (Foto: CDC; Daten: Wikipedia).

Vor 50 Jahren
Kindische Werbung
Am 15. Dezember 1962 beklagt der Militärarzt Harold Ernest Bruckshaw Curjel in einem Leserbrief im «British Medical Journal», dass die Medikamentenwerbung in medizinischen Fachzeitschriften der schönen bunten Welt der allgemeinen Produktewerbung immer ähnlicher sehe. Es sei zwar verständlich, dass die Werbung in der Laienpresse und im Fernsehen immer infantiler werde, um potenzielle Konsumenten so früh wie möglich auf das jeweilige Produkt aufmerksam zu machen. Er frage sich aber schon, was Motive wie Puppen, Kinder, Tiere oder Blumen in der Arzneimittelwerbung zu suchen hätten. So wisse er durchaus, was eine 24-Stunden-Wirkung sei, ohne dass man diese mit einem Logbuch, verziert mit Wellensittichen und Eulen, untermalten müsse.

Vor 100 Jahren
Betrugsfall Piltdown

Am 18. Dezember 1912 verkündeten Arthur Smith Wood-

ward und Charles Dawson der Geological Society of

London, dass der sogenannte Piltdown-Schädel das

«Missing Link» zwischen Affe und Mensch sei. Benannt

war der Fund nach dem englischen Dorf, in dessen Nähe

man ihn in einer Kiesgrube gefunden hatte. Ende der

1950er Jahre lieferte die Kohlenstoffisotopendatierung

den Beweis, dass der Schädel nur wenige hundert Jahre

alt und eine Fälschung war. Wer das Artefakt aus einem

Menschenschädel, dem Unterkiefer eines Orang-Utans

und den Zähnen eines Schimpansen gebastelt hat, ist bis

heute nicht bekannt. Ebenso wenig ist klar, wer schon

1912 wusste oder zumindest ahnte, dass es sich um eine

Fälschung handelte.

RBO❖