Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Kennen Sie «Vomiting Larry»? Nein? Dabei sieht er sehr nett aus, etwa wie Ken (der Freund von Barbie), und ist für die Wissenschaft kaum verzichtbar. Er hat allerdings eine unangenehme Macke: Er kotzt dauernd vor sich hin. Und das ist gut so. Füttert man Larry nämlich mit wissenschaftlicher Kotze und markiert sie mit einer fluoreszierenden Beigabe, dann kann man unter UV-Licht nachweisen, wo überall Gereihertes zu finden ist, nachdem das Spitalpersonal die Larry-Kotze aufgewischt hat. Erschreckend – und lehrreich! –, wo es noch nach Stunden – auf Händen, Nasen, Haaren des Reinigungs- und Pflegepersonals – leuchtet.
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Wenn Sie erfahren wollen, wie das Coronavirus «denkt» und «handelt», dann laden Sie sich «Plague Inc.» auf Ihr iPad oder Ihr Smartphone. Da wird die Ausrottung der Menschheit zum Spiel. Wenn Sie ein cleveres Virus sind, bringen Sie die Forscher um, bevor sie forschen, finden neue Übertragungswege und tricksen die Medikamente aus. Das 2012 entwickelte Game soll Spass machen. Ob das reale Coronavirus auch «Spass» hat – wir wissen es nicht. Man kann sich natürlich fragen, wozu so ein perverses Spiel gut sein soll. Allerdings, man stellt sich die Frage bei sogenannten Ballerspielen ja auch nicht. Immerhin, einen kleinen Einblick in die Welt der Viren und Epidemien bietet «Plague» schon: Man lernt, wie beschränkt unsere Möglichkeiten sind im Vergleich zu einem zwar «hirnlosen», aber «von Natur aus» cleveren Virus.
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oder weil die Menschen – wenigstens eine Zeit lang – Angst haben vor tierischen Viren.
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Und auch die frivole Gisela kann der Corona-Krise Positives abgewinnen: Für sie seien’s paradiesische Zeiten. Endlich könne sie hemmungslos shoppen, den Mega Store leer kaufen, Schokolade bunkern, alle Arten von Teigwaren einpacken, die sie schon immer gerne gekauft hätte, die zu essen sie aber nie Gelegenheit hatte. Dazu Polenta, Konserven, Bier. Und alles im Dienste einer bundesrätlich unterstützten vernünftigen Notvorratshaltung.
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Ganz anders eine Nachbarin: Sie kaufe gewöhnlich jeden Monat je 12 Flaschen Mineralwasser und Cola im Supermarkt. Heutzutage poste sie höchstens noch je 6 Flaschen, aus Angst, sonst der Hamsterei verdächtigt zu werden.
Kampf gegen den Klimawandel, Menschen sollten schrittweise auf Reproduktion verzichten («The Ahuman Manifesto»). Recht hat sie ja: Eine Menschheit, die ausstirbt, produziert keinen Umweltschmutz.
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Im vergangenen Jahr hat denn auch eine Gruppe britischer Frauen namens «BirthStrike» angekündigt, den Klimawandel mittels Gebärstreik zu bekämpfen. Auch die Sängerin Miley Cyrus will wegen des Klimawandels auf Nachwuchs verzichten. Wenn Mutter Erde zornig sei, dann «ficke sie nicht weiter». Voilà! Rettung naht! Wobei – Ende Ironie – weniger Menschen auf unserem Planeten für die Erde vermutlich tatsächlich eine Wohltat wären. «Wären», denn vorderhand stehen Frau Cyrus noch Hunderte Millionen durchaus gebärwilliger Frauen und noch mehr «f**bereite» Männer gegenüber.
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Wer an Faktenchecks glaubt, glaubt daran, dass Faktenchecker nie Fake- Checks veröffentlichen. Dabei sind manipulierte Faktenchecks inzwischen vermutlich die Normalität.
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Und das meint Walti: Wenn sich in drei Wochen noch 10 Prozent von denen, die sich jetzt mit Desinfektionsmitteln eindecken, nach dem Pinkeln die Hände waschen, hat es sich gelohnt.
Richard Altorfer
China hat mit seiner Ein-Kind-Politik tatsächlich, wenn auch kaum so geplant, ein ökologisches Sparpotenzial sondergleichen genutzt: 250 Millionen Menschen wurden NICHT geboren und produzieren kein CO2 – und auch sonst nichts!
Die Coronavirus-Pandemie hat auch positive Seiten: Einigen Wildtieren wird’s wohl das Leben retten, entweder
weil die chinesischen Behörden den
Handel mit Wildtierfleisch unterbinden
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Aber China allein rettet die Welt nicht. Deshalb fordert Philosophieprofessorin Patricia MacCormack (Cambridge) im
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ARS MEDICI 6 | 2020