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FORTBILDUNG
Neuropsychologische Tests in der Demenzdiagnostik: Wann und womit?
Thomas Jahn
Zu den wichtigsten Aufgaben neuropsychologischer Diagnostik in Psychiatrie und Neurologie gehört die Untersuchung von Personen mit Demenzverdacht. Der Stellenwert psychometrischer Befunde im Rahmen der Diagnostik demenzieller Erkrankungen hat sich im Lauf der Zeit gewandelt. Unter Berücksichtigung der derzeit gültigen Demenzleitlinien und vor dem Hintergrund aktueller Weiterentwicklungen sowohl medizinischer Krankheitsklassifikationssysteme als auch testpsychologischer Untersuchungsverfahren werden im Beitrag Grundzüge einer zeitgemässen neuropsychologischen Demenzdiagnostik skizziert.
von Thomas Jahn
Definition von Demenz und diagnostische Problemstellung
E ine Demenz ist ein klinisches Syndrom aus erworbenen kognitiven Beeinträchtigungen und Verhaltensauffälligkeiten, die die Alltagsbewältigung erschweren und nicht durch ein Delir erklärbar sind. Die kognitiven Beeinträchtigungen müssen eine Abnahme des bisher gewohnten Fähigkeitsniveaus darstellen und seit mindestens sechs Monaten bestehen. Derartige Syndrome können unterschiedliche Ursachen haben, darunter auch behandelbare (Kasten 1). Der Unterscheidung zwischen klinischem Phänotyp (syndromale Ebene) und Ursache (ätiologische Ebene) entspricht das zweistufige Vorgehen bei der Demenzdiagnostik : Zunächst ist festzustellen, ob nach Art und Umfang, Dauer und Alltagsrelevanz kognitiver Einschränkungen eine Demenz überhaupt vorliegt (Stufe 1), sodann gegebenenfalls, welche Ursachen dafür verantwortlich sind (Stufe 2). Auf der ersten Stufe ist über Anamnese und Fremdanamnese hinaus der neuropsychologische Befund auf der Grundlage testpsychologischer Untersuchungsergebnisse massgeblich, während auf der zweiten Stufe die Ergebnisse medizinischer Untersuchungsverfahren (Labordiagnostik, strukturelle und funktionelle Hirnbildgebung, Biomarker, Genetik) hinzukommen. Im Rahmen dieses diagnostischen Prozesses stellt sich aber auch die Frage, inwieweit schon der neuropsychologische Befund allein differenzialdiagnostisch relevante Hinweise auf mögliche Ursachen liefert. Ob überhaupt und mit welcher Aussagekraft das der Fall ist, hängt davon ab, wie charakteristisch die im Verlauf einer bestimmten Erkrankung auftretenden kognitiven Beeinträchtigungen sind. Nach derzeitigem Forschungsstand sind depressive von neurodegenerativen Demenzformen testpsychologisch besser abgrenzbar als neurodegenerative untereinander oder diese von vaskulär bedingten Formen (1–4). Eine besondere Herausforderung ist die Abgrenzung eines MCI (Mild Cognitive Impairment) als mögliche Vorstufe einer
Demenz (5, 6). Differenzialdiagnostisch relevante Hinweise sind nur von solchen neuropsychologischen Untersuchungen zu erwarten, die Art und Umfang kognitiver Defizite ausreichend genau beschreiben.
Historische Entwicklung und aktuelle Leitlinien-Empfehlungen Bedingt durch den demografischen Wandel nehmen altersassoziierte demenzielle Erkrankungen zu. In den ersten Jahrzehnten dieser Entwicklung dominierte das klinische Urteil die diagnostische Stufe 1. Das war insofern unzureichend, als selbst im stationären Setting gewonnene fachärztliche Einschätzungen mit objektivierenden Testergebnissen kaum korrelierten, sodass Fehlurteile häufig sind (7). Alsbald wurden kognitive Kurztests eingesetzt, von denen der Mini-Mental-Status-Test (MMST) (8) am bekanntesten wurde. Selbst bis Mitte der 1990er-Jahre wurde dennoch nur etwa jeder 30. Demenzpatient überhaupt irgendeiner Testung unterzogen (9; S. 37). Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts zogen nur 4 von 13 nationalen und internationalen Demenzleitlinien eine ausführliche neuropsychologische Untersuchung in Betracht – bei schwierigen differenzialdiagnostischen Fragen (10). Selbst die im deutschen Sprachraum derzeit gültige S3-Leitlinie Demenzen empfiehlt primär den Rückgriff auf kognitive Kurztests (neben MMST u.a. MoCA, DemTect, TFDD), während ausführlichere neuropsychologische Untersuchungen nur bei fraglicher und leichtgradiger Demenz zur differenzialdiagnostischen Abklärung heranzuziehen seien (11; S. 40–44). Im Hinblick auf die Eingangsdiagnostik in der medizinischen Primärversorgung ist diese Gewichtung verständlich, für spezialisierte Einrichtungen, die sich um eine Demenzdiagnostik lege artis bemühen, aber kaum zielführend. Im Folgenden wird das begründet, und es wird ein zeitgemässes diagnostisches Vorgehen skizziert.
Kognitive Kurztests Längst stehen mehrere Dutzend Kurztests als «DemenzScreenings» zur Wahl (12). Ihr grösster Vorteil besteht in der vergleichsweise einfachen und zeitökonomischen
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Kasten 1:
Beispiele für Demenzursachen
● Neurodegenerationen: Morbus Alzheimer, Lewy-Körper-Krankheit, frontotemporale Lobärdegenerationen, Morbus Parkinson, Morbus Huntington
● Vaskuläre Störungen ● Schädel-Hirn-Verletzungen ● Psychiatrische Erkrankungen (insbesondere Depression) ● Drogen- und Medikamentenmissbrauch ● Metabolische Erkrankungen ● Prionen-Erkrankung ● Mangelernährung ● HIV-Infektion ● Neoplasmen ● Toxine
Durchführbarkeit, ihr grösster Nachteil in der zu geringen Sensitivität aufgrund meist ausgeprägter Deckeneffekte sowie unzureichender negativer bzw. positiver prädiktiver Wertigkeit je nach Anwendung im Hochbzw. Niedrigprävalenzbereich (13). Zudem taugen Kurztests schon konstruktionsbedingt nicht für eine aufge-
fächerte Profildiagnostik (14). Beides verdeutlicht das Fallbeispiel (Kasten 2). In den letzten Jahren fand das Montreal Cognitive Assessment (MoCA) (15) zunehmend Verbreitung. Es beansprucht eine vergleichsweise hohe Sensitivität und wurde ebenfalls in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der ursprünglich empfohlene Schwellenwert von 26 Punkten ist allerdings nicht haltbar, weil dann zu viele gesunde Personen als kognitiv auffällig beurteilt würden (16). Vorsicht ist geboten bei einem Vergleich von MMST und MoCA: Auch wenn die maximale Rohwertsumme jeweils 30 beträgt, sind die Ergebnisse beider Verfahren aufgrund unterschiedlicher Item-Inhalte und ItemSchwierigkeiten nicht direkt vergleichbar, wobei auch die Demenzform eine Rolle spielt (17). Systematische Einflüsse von Alter, Geschlecht und Bildungsniveau sind seit Kurzem anhand deutschsprachiger MoCA-Normen kontrollierbar (18).
Demenz-Testbatterien Anders als bei den Kurztests existieren bislang erst wenige Testbatterien, die speziell auf Zwecke der Demenzdiagnostik zugeschnitten sind (19–21). Den Standard setzt im deutschen Sprachraum derzeit die Testbatterie
Kasten 2:
Fallbeispiel
Abbildung: Alters-, geschlechts- und bildungsadjustierte Werte zweier Demenztestbatterien. PR = Prozentrang. Grüne Flächen: Normbereiche. Blaue Zeilen: Kognitiver Kurztest (obere Grafik) bzw. Indexwerte für übergeordnete Funktionsdomänen (untere Grafik) auf Grundlage eines Strukturgleichungsmodells für diese Testbatterie (30)
Untersucht wurde ein stationär behandelter, 77-jähriger Ingenieur mit Demenzverdacht bei vorbestehender rezidivierender Depression. Durchgeführt wurden zwei Demenztestbatterien (25, 30), von denen eine einen kognitiven Kurztest enthielt. Um den Patienten nicht zu überfordern und Interferenzeffekte beim Wortlistenlernen zu vermeiden, erfolgten die Testungen im Abstand von sechs Tagen. Bei wahrscheinlich mindestens gut durchschnittlichem prämorbidem Leistungsniveau des Patienten betrug der Summenwert im Mini-Mental-Status 28 Rohwertpunkte (obere Grafik). Für sich genommen und auch bei normorientierter Auswertung im Rahmen der CERADplus-NTB scheint das unauffällig. Dennoch zeigten sich im Profilverlauf eine reduzierte phonematische Wortflüssigkeit sowie weitere grenzwertige Ergebnisse hinsichtlich des verbalen Lernens (Wortliste Dg. 2), Wiedererkennen (Wortliste Diskriminabilität) und tempobereinigter kognitiver Flexibilität (Quotient TMT B/A). Im CFD (untere Grafik) wurden die verbal-mnestischen Beeinträchtigungen wesentlich deutlicher (AWLT: Lernsumme, kurz und lang verzögerter Abruf, Wiederkennen). Semantische Wortflüssigkeit und Objektbenennung waren hier unterdurchschnittlich. Unter den nur im CFD geprüften attentionalen Funktionen imponierte die ausgeprägte Beeinträchtigung der Aufmerksamkeitsteilung (WAF-G – Geteilte Aufmerksamkeit). Bestätigt wurden hingegen die unbeeinträchtigte Visuokonstruktion (CERADplus-NTB: Figuren abzeichnen / CFD: VISCO) und die normadäquate Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (jeweils TMT-A). Zusammenfassend war trotz unauffälligem Ergebnis des kognitiven Kurztests (MMS) eine leichte neurokognitive Störung zu diagnostizieren (CFDGesamtindex im Vergleich zum prämorbiden Leistungsniveau), die nicht auf basale Aufmerksamkeitsdysfunktionen (WAFA – Alertness intrinsisch und crossmodal), ein beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis (CORSI) oder auf Ermüdbarkeit im Untersuchungsverlauf (WAFA-RZ-Differenz) zurückzuführen war. Passend dazu fand sich im FDG-PET ein verminderter Glukosemetabolismus frontal und temporal, nicht aber parietal.
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Kasten 3:
Für die Demenzdiagnose bzw. Untersuchung neurokognitiver Störungen sensu DSM-5-relevante Funktionsdomänen
Domänen Komplexe Aufmerksamkeit
Exekutivfunktionen
Lernen und Gedächtnis
Sprache
Raumverarbeitung Soziale Kognition
Funktionen Selektive, geteilte und Daueraufmerksamkeit, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit Arbeitsgedächtnis, mentale Flexibilität, Fehlerkorrektur, Planungs- und Entscheidungsprozesse Unmittelbares Behalten, kurz und lang verzögerter, freier und gestützter Abruf, Wiedererkennen, implizites Lernen, autobiografisches Gedächtnis Rezeptive und expressive Funktionen einschliesslich Benennen, Wortfindung, Wortflüssigkeit, Grammatik und Syntax, Sprachverständnis Visuoperzeption, Visuokonstruktion, Visuokognition Emotionswahrnehmung, Verhaltensregulation, Theory-of-Mind (TOM)
des Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease (CERAD) (22), deren autorisierte deutschsprachige Version von Monsch und Mitarbeitern an der Universität Basel adaptiert, normiert (23) und später um zwei Untertests zu Exekutivfunktionen erweitert wurde (24). Selbst diese als CERADplus-NTB bezeichnete Version (25) muss, wie die Autoren selbst betonen, für Zwecke der Früherkennung und Differenzialdiagnostik häufig durch weitere Tests ergänzt werden (26). Seitens einer Leipziger Arbeitsgruppe wurden populationsbasierte Normen für die CERADplus-NTB vorgelegt, mit allerdings kleinerer Altersspanne (27). Im Übergang von DSM-IV zu DSM-5 und wohl bald auch von ICD-10 zu ICD-11 findet derzeit eine weitere Aufwertung der neuropsychologischen Demenzdiagnostik statt. Das neue DSM-Kapitel Neurocognitive Disorders (28) führt erstmals in einem medizinischen Krankheitsklassifikationssystem dezidiert und unter Verwendung der neuropsychologischen Fachterminologie die einzelnen kognitiven Funktionsdomänen auf, die bei der Diagnostik zu berücksichtigen sind (Kasten 3). Zur Schweregradeinschätzung werden Prozentränge unter 16 als leichte, unter 3 als schwere neurokognitive Störungen definiert (Cave!: sofern als Abweichung von einem prämorbid höheren Niveau interpretierbar). Die CERADplus-NTB reicht nicht, um alle Funktionsbereiche zu erfassen, zudem weisen insbesondere die Untertests zur Objektbenennung und Visuokonstruktion störende Deckeneffekte auf (29). Vor diesem Hintergrund wurde das Test-Set Kognitive Funktionen Demenz (CFD – Cognitive Functions Dementia) im Rahmen des computergestützten Wiener Testsystems (WTS) entwickelt (30). Es handelt sich um eine tabletgestützte Testbatterie, die mit Ausnahme der sozialen Kognition alle von DSM-5 geforderten Funktionsbereiche berücksichtigt und in zwei Parallelversionen sämtliche Vorteile einer computergestützten Durchführung und Auswertung bietet. Eine (noch unveröffentlichte) multizentrische klinische Validierungsstudie bestätigt die gute Akzeptanz des CFD in der klinischen Anwendung – selbst bei Parkinson-Patienten, sofern diese medikamentös ausreichend gut eingestellt sind.
Eine Strategie für die klinische Praxis Obige Ausführungen verdeutlichen, dass eine zeitgemässe neuropsychologische Demenzdiagnostik über ko-
gnitive Kurztests hinausgehen muss, wenn sie der oft betonten Notwendigkeit zur Früherkennung sowie den ärztlichen Erwartungen an eine womöglich auch differenzialdiagnostisch relevante Befundung entsprechen will. Kurztests unterstützen allenfalls die Eingangsdiagnostik in der Allgemein- und Nervenarztpraxis. Sie sollten für das weitere Vorgehen aber nicht ausschlaggebend sein: Fallen die Ergebnisse bedenklich aus, sind weitere Untersuchungen in einer spezialisierten Einrichtung angezeigt; sind sie unbedenklich, sollte bei anhaltenden Klagen über Alltagsprobleme eingedenk der mangelnden Sensitivität kognitiver Kurztests ebenfalls die weitere Abklärung in einer spezialisierten Einrichtung erfolgen. Dort sollte dann mindestens ein Verfahren mittlerer Reichweite wie die CERADplus-NTB angewendet werden; speziell zur Früherkennung, insbesondere bei hohem prämorbidem Leistungsniveau, besser noch ein ausführlicheres Verfahren wie das CFD. Auch die fallweise Testzusammenstellung nach dem Flexible Battery Approach ist grundsätzlich möglich und in der Praxis sogar häufig anzutreffen. Allerdings kann dabei der Vorteil einer Konormierung sämtlicher «Untertests» nicht genutzt werden, den spezialisierte Demenz-Testbatterien bieten. Auch die unter Umständen notwendige Verlaufsdiagnostik ist dann mangels Parallelformen oft schwierig zu realisieren. Eine Ausnahme bildet hier die modular aufgebaute Neuropsychological Assessment Battery (NAB) (31), die aufgrund ihrer breiten Altersnormierung ebenfalls für die Demenzdiagnostik infrage kommt, wenn auch ihres Umfangs wegen wohl nur in Auszügen. Haben kognitive Kurztests demnach keinen Platz in der eigentlichen neuropsychologischen Demenzdiagnostik? Mitnichten: Abgesehen davon, dass der MMST in der CERADplus-NTB enthalten ist, bewährt sich in der Praxis die Anwendung des MoCA gleich im Anschluss an die neuropsychologische Anamnese zur ersten Sondierung und Überleitung zu anspruchsvolleren Testverfahren. Werden schon dabei so stark ausgeprägte Defizite deutlich, dass eine Fortsetzung der Untersuchung nicht sinnvoll erscheint, kann mit einem wenigstens grob orientierenden Messergebnis abgebrochen werden. Hervorzuheben ist, dass stets auch die Einschätzung des prämorbiden Fähigkeitsniveaus unabdingbar ist, um
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Fehleinschätzungen durch eine ausschliesslich norm-
bezogene Testergebnisinterpretation zu vermeiden.
Über die soziobiografische (Fremd-)Anamnese hinaus
leisten dazu empirisch begründete Schätzverfahren
gute Dienste (32). Diese Verfahren sowie die psychome-
trische Testdiagnostik insgesamt gehören in den Kom-
petenzbereich der Neuropsychologie, nicht zuletzt auch
bei Gutachten (33).
G
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Thomas Jahn
Leiter Klinische und Experimentelle Neuropsychologie
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar
der Technischen Universität München
Ismaninger Strasse 22
D-81675 München
E-Mail: thomas.jahn@tum.de
Interessenkonflikte: Der Autor ist Mitentwickler des Test-Sets Cognitive Functions Dementia (CFD) im Wiener Testsystem (WTS) der Firma Schuhfried GmbH, Mödling bei Wien.
Literatur:
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Merkpunkte:
● Im Rahmen der zweistufigen Demenzdiagnostik dient der neuropsychologische Testbefund primär der Beschreibung des klinischen Phänotyps (syndromale Ebene), weniger der Ursachenbestimmung (ätiologische Ebene).
● Das klinische Urteil kann neuropsychologische Befunde nicht ersetzen. Psychometrische Tests diagnostizieren zwar keine Krankheiten, wohl aber und besser als alles andere den neurokognitiven Status einer Person.
● Auf kognitve Kurztests darf sich allenfalls die Eingangsdiagnostik in der Primärversorgung beschränken. Für das weitere Vorgehen sind aufgrund der mangelnden Sensitivität dieser Tests im Zweifel die symptomatischen Beschwerden der Betroffenen (und ihrer Angehörigen) ausschlaggebend.
● In spezialisierten Einrichtungen sollte stets eine ausführliche neuropsychologische Demenzdiagnostik erfolgen, um Art und Umfang kognitiver Einschränkungen zu beschreiben. Eine psychometrische Profilanalyse mag unter Umständen sogar differenzialdiagnostisch relevante Hinweise für die Ursachenforschung liefern.
● Zu empfehlen sind derzeit CERADplus-NTB, CFD oder NAB (auszugsweise) alsTestbatterien mittleren bis grösseren Umfangs. Ein kognitiver Kurztest (MoCA eher als MMST) kann vom Explorationsgespräch zur Testung überleiten mit dem Vorteil, bei vorzeitigem Abbruch wenigstens ein orientierendes Messergebnis zu erhalten.
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