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KONGRESSBERICHT
DGRh 2019
Checkpoint-Inhibitoren und Autoimmunreaktionen
Rheuma als Nebenwirkung der Krebsbehandlung
Checkpoint-Inhibitoren können Krebserkrankungen heilen, indem sie die körpereigene Immunabwehr verstärken. Diese Medikamente aktivieren dabei jedoch dieselben Zellen, die an der Entstehung der rheumatoiden Arthritis (RA) und anderer Autoimmunerkrankungen beteiligt sind: körpereigene T-Zellen. Gelenkbeschwerden gehören deshalb zu häufigen Nebenwirkungen der Checkpoint-Inhibitoren, und Krebspatienten benötigen immer häufiger eine rheumatologische Behandlung. Was dabei zu beachten ist, diskutierten Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) bei ihrer Jahrestagung in Dresden (D).
Antikörper wie Ipilimumab, Nivolumab, Pembrolizumab, Atezolizumab, Durvalumab und Avelumab verhindern auf unterschiedliche Weise, dass Krebszellen sich der Abwehr durch T-Zellen entziehen können. «Die Angriffsbereitschaft der T-Zellen wird gesteigert, und vormals unheilbare Krebserkrankungen wie das Melanom und Lungenkrebs drängt das Immunsystem des Körpers zurück», erläuterte Prof. Hendrik Schulze-Koops, Präsident der DGRh und Leiter der Rheumaeinheit des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Angriffslust der T-Zellen bleibt jedoch nicht auf die Tumoren beschränkt. Sie können auch gesunde körpereigene Zellen angreifen und sind wichtiger Akteur bei Autoimmunerkrankungen wie der RA. «Die Folge ist, dass es während der Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren häufig zu Autoimmunphänomenen kommt», sagte Schulze-Koops. Bis zu 70 Prozent der Patienten erleiden während einer Therapie beispielweise Muskel- oder Gelenkschmerzen oder auch eine Entzündung der Tränen- oder Speicheldrüsen, wodurch es zu einer Trockenheit der Schleimhäute kommt. In Einzelfällen werden auch die Blutgefässe angegriffen, oder es kommt zu Autoimmunerkrankungen von Drüsen, des Darms, der Haut oder von anderen inneren Organen. Männer sind dabei ebenso häufig betroffen wie Frauen.
beschwerden oder andere Autoimmunphänomene
seien deshalb im Prinzip ein gutes Zeichen für die
Patienten. «Wir wissen inzwischen auch, wie wir ihnen
helfen können, ohne zu schaden», so der Rheumato-
loge. Die Patienten würden heute mit den gleichen
Medikamenten behandelt, die auch bei Rheumaer-
krankungen zum Einsatz kämen. Schwere Schübe
werden mit Kortison abgefangen, danach erhalten
die Patienten Methotrexat, das seit Langem ein Stan-
dardmedikament in der Behandlung von rheumati-
schen Erkrankungen ist. «Entscheidend ist, dass im
Rahmen einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren
rechtzeitig ein Rheumatologe hinzugezogen wird,
sobald es zu entsprechenden Symptomen kommt»,
so der Präsident der DGRh. Umgehend behandelt,
können Langzeitfolgen dieser modernen Krebsthera-
pie so gut verhindert werden. Dafür arbeiten Krebs-
spezialisten und Rheumatologen in der Therapie die-
ser Patienten eng zusammen.
s
Pressemeldung der DGRh
Quelle: Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh), 4. bis 7. September 2019 in Dresden.
Nebenwirkungen als Zeichen für Wirksamkeit der Therapie Da die Antikrebswirkung der Checkpoint-Inhibitoren von der Aktivierung der T-Zellen abhänge, seien auch die Immunnebenwirkungen umso stärker, je besser die Medikamente wirkten, betonte Schulze-Koops: «Etwa zwei Drittel der Patienten, bei denen sich der Tumor teilweise oder ganz zurückbildet, leiden unter den Immunnebenwirkungen.» Starke Gelenk-
30 SZD 5/2019