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Resezierbarer Lungenkrebs
Aktueller Stand beim NCSLC
Bei resektablen Tumoren ist es wichtig, den Tumor vorgängig mit einer neoadjuvanten Therapie so zu verkleinern, dass er gut resezierbar und die Rückfallquote möglichst klein ist. PD Alessandra CurioniFontecedro, Klinik für medizinische Onkologie und Hämatologie, Universitätsspital Zürich, gab am schweizerischen Pneumologenkongress einen Überblick über den Stand der Dinge beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom.
Das Immunsystem kann Tumorzellen erkennen und diese auch zerstören. T-Zellen identifizieren dazu die auf der Oberfläche von Tumorzellen haftenden Antigene als fremd und vernichten sie. Doch Krebszellen können dieser Identifizierung durch die Expression der «Checkpoint-Moleküle» PD1 und PD-L1 entgehen und so das T-Zell-Abwehrsystem inaktivieren. Durch den Einsatz von PD1- und PD-L1-Hemmern wird dieses «Tarnsystem» ausgeschaltet und damit das Immunsystem wieder in die Lage versetzt, die Krebszellen zu erkennen und zu eliminieren. Zurzeit sind für die Therapie des metastasierten nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) Immuncheckpoint-Inhibitoren verfügbar (Tabelle). Ein eindrückliches Beispiel für die Funktionsweise zeigte eine Studie von 2016 mit dem PD-L1-Hemmer Pembrolizumab bei NSCLC-Patienten im Stadium 4. Unter Pembrolizumab betrug das mediane progressionsfreie Überleben 10,3 Monate, mit der Chemotherapie dagegen 6 Monate. Nach 6 Monaten lebten in der Pembrolizumabgruppe noch 80 Prozent der Patienten (vs. 72,4% mit Chemotherapie). Auch die Ansprechrate war mit 44,8 Prozent unter Pembrolizumab viel höher als mit der Chemotherapie (27,8%) (1).
Immuncheckpoint-Inhibitoren
Anti-PD-L1 Atezolizumab (Tecentriq®)
Durvalumab (ImfinziTM)
Indikation
lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC), nach vorausgegangener Chemotherapie.
lokal fortgeschrittenes, nicht resezierbares nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC), wobei die Erkrankung nach einer definitiven platinbasierten Chemoradiotherapie nicht fortgeschritten ist
Anti-PD1 Nivolumab (OPDIVO®)
lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes nicht kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC), nach vorangegangener Chemotherapie
Pembrolizumab (Keytruda®)
Monotherapie indiziert zur Erstlinienbehandlung des NSCLC, wenn Tumore PD-L1 mit einem Tumor Pro-
portion Score (TPS) ≥ 50 Prozent exprimieren, oder
nach vorausgegangener Chemotherapie bei TPS
≥ 1 Prozent
Quelle: www.swissmedicinfo.ch
Eine Kombination mit Chemotherapie sowie der Einsatz in früheren Stadien kann die Wirkung zusätzlich erhöhen.
Einsatz in früherem Stadium
Bei NSCLC in frühen Stadien besteht die Standardtherapie
aus der Resektion mit oder ohne adjuvante platinbasierte
neoadjuvante oder adjuvante Therapie. Viele Patienten erlei-
den damit dennoch Rückfälle und sterben am Fortschreiten
der Erkrankung. Checkpoint-Inhibitoren stellen bei diesen
Patienten die Immunabwehr wieder her und zeigten bei fort-
geschrittenen NSCLC-Stadien ermutigende Ergebnisse.
Einige Phase-II-Studien haben solche Kombinationen mit
Atezolizumab und Nivolumab bei Patienten mit Tumor-
stadien I bis III mit vielversprechendem Erfolg verwendet:
Die Mehrheit der Patienten unterzog sich erfolgreich der
nachfolgenden chirurgischen Tumorentfernung, und Patien-
ten erreichten eine «major pathologic response», die mit
einem Anteil von unter 10 Prozent an lebensfähigen Tumor-
zellen im Resektat definiert ist, wie die Referentin berichtete.
Momentan läuft eine Phase-II-Studie in der Schweiz (SAKK
16/14, Stadium IIIA). Darin erhalten die Patienten drei
Zyklen Chemotherapie (Cisplatin/Docetaxel) plus zwei Zy-
klen Immuncheckpoint-Inhibitor mit anschliessendem chirur-
gischem Eingriff. Nach der Operation werden die Patienten
ein Jahr lang weiter die Immuncheckpoint-Inhibitorenthera-
pie erhalten.
Bei einer internationalen Phase-III-Studie (PEARLS) zur
Checkpoint-Inhibition nach der Resektion sind auch Schwei-
zer Spitäler beteiligt. Darin wird der Effekt von Pembrolizu-
mab oder Plazebo bei Patienten mit frühen NSCLC-Stadien
(IB–IIIA) nach Resektion und beendeter adjuvanter Therapie
untersucht (2). Eine weitere Phase-III-Studie (IMpower030)
untersucht den Effekt einer neoadjuvanten Therapie mit Ate-
zolizumab plus Chemotherapie oder Plazebo (3). Auch zur
Kombination von zwei verschiedenen Checkpoint-Inhibito-
ren ohne Chemotherapie läuft eine Studie am Universitäts-
spital Zürich. Nach 28 Tagen soll operiert werden, der
Follow-up ist auf 105 Tage geplant (4).
L
Valérie Herzog
Quelle: «Immunotherapy in resectable lung cancer», Joint Annual Conference of the Swiss Society of Pneumology 2019, 9.–10. Mai 2019 in Montreux.
Referenzen unter www.rosenfluh.ch
18 CongressSelection Pneumologie/Allergologie | August 2019
1. Reck M et al.: Pembrolizumab versus chemotherapy for PD-L1Positive non-small-cell lung cancer. Reck M, N Engl J Med 2016; 375; 1823–1833.
2. ClinicalTrials.gov; NCT02504372. 3. ClinicalTrials.gov; NCT03456063. 4. ClinicalTrials.gov; NCT03794544.
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