Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Man muss nicht nur vor den (und dem) Bösen warnen, sondern auch vor den (und dem) vermeintlich Guten! Das vermeintlich Gute ist schlimmer als das Böse, denn es ist als Böses nicht sofort erkennbar.
LLL
Man kann es glauben oder nicht – es glaubt sowieso jede(r), was er/sie will. Daher: Betrachten Sie diese Nachricht als Angebot: Maybe it’s true, maybe it’s not. (Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie stimmt!) Eine staatliche Schule in Katalonien hat 200 Bücher aus ihrer Bibliothek verbannt, weil sie bei Kindern unter sechs Jahren Geschlechterstereotypen verstärken könnten. Sie verstehen schon: Stereotypen wie etwa «Der Mann hackt das Holz.» Oder «Mutter bereitet das Mittagessen vor.» Betroffen vom katalanischen Genderfuror waren obszöne sexistische Klassiker der Kinderliteratur wie «Rotkäppchen», «Aschenputtel» oder «Dornröschen». Typisch «toxische» Literatur eben (so heisst das heute). Laut www.thelocal.es hat ein kritisches Komitee ein Drittel aller Bücher der Schulbibliothek wegen gravierender sexistischer Stereotype aussortiert. Weitere 400 Werke wurden als problematisch eingestuft. Wir merken uns: Den Irren gehört die Welt – wenn niemand sie bremst.
LLL
Im Autoradio läuft «Bad Moon Rising» von Creedence Clearwater Revival. Erinnerungen. So intensiv, dass sogar die arthrotische HWS sich rhythmisch zu wiegen beginnt und Hüften und Knie trotz Cox- und Gonarthrose knarrend zucken. Die Füsse tippen rhythmisch auf das Gaspedal – nein, natürlich nicht; der Tempomat ist eingeschaltet. 68er-Feeling und -Moves – sie wirken noch
immer. Zwar haben die wenigsten von uns Woodstock erlebt, aber vorbereitet durch Beatles und Stones zirkulierte 1969 in unsern Adern der Sound und der Beat von Santana, der unerreichten Janis Joplin, von The Who, Jefferson Airplane sowie – bei einigen wenigstens – zeitweise auch pharmakologisch Wirksames. Immer wieder erstaunlich, wie stark der schmerzlindernde Effekt von Jimi Hendrix, Canned Heat und Co. heute noch ist.
LLL
Obs gut ist, weiss keiner, aber schöner anzusehen allemal: Die alten weissen Männer werden in den Talkshows nach und nach durch junge hübsche, meist ebenfalls weisse, multikultophile, sehr selbstbewusste, rhetorisch erbarmungslose Frauen ersetzt. Ein älterer Bekannter, zwischen Zungenschnalzen und Selbstmitleid schwankend: TV ist wie Biologie: ungerecht, diskriminierend und rassistisch. Dazu völlig unbelehrbar und ohne Gewissen.
LLL
«Wir sehen die Dinge, wie wir sind. Nicht wie sie sind.» (Anaïs Nin – aber wer kennt sie noch?)
LLL
«Voss» ist Mineralwasser. Aus Norwegen. Leider etwas teuer, obschon es im Coop verkauft wird. Mineralwasser aus Norwegen? Ui, da regen sich die Leute auf. Wegen der Ökobilanz: «Wir haben in der Schweiz genug und gutes Wasser; es ist pervers, Mineralwasser aus 2000 km Entfernung anzukarren.» (Facebook) Stimmt. So haben sich viele das Problem wohl noch nie überlegt. Und was für die Schweizer gilt, gilt für die Welt. Zum Beispiel die Chinesen. Haben die nicht sel-
ber genug Uhren? Es ist doch pervers, Uhren aus 15 000 km Entfernung anzukarren, nur um am Handgelenk die Zeit abzulesen. Und was brauchen die USA und die Welt Emmentaler Käse? Oder Schoggi? Bei der erst noch der Kakao vorher aus Afrika und Südamerika zu uns verfrachtet wurde. Ökologisch gesehen: grauenhaft. Vielleicht sollte man Schoggi grundsätzlich verbieten.
LLL
Man kann sich, vor allem in Deutschland, leicht auf überhebliche Art lustig machen über das politische Chaos der Briten beim Brexit. Man könnte sich aber auch daran erinnern, dass es ohne den Einsatz der Briten im Zweiten Weltkrieg in Deutschland keine motzenden Journalisten und in Europa kein Friedensprojekt EU gäbe.
LLL
Ein guter Freund: Wir müssen wieder lernen zuzuhören – wenn ich etwas sage!
LLL
Der Berliner Erzbischof Koch verglich anlässlich des Palmsonntags den Zug von Klima-Greta mit ihren Followern (früher hiess das «Jünger») durch die deutschen Lande mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem. (Religiöser) Wahn und Anbiederung kennen keine Grenzen.
LLL
Und das meint Walti: Ostern ist vorbei, der Osterhase war fleissig – und doch haben viele Menschen noch immer keine Eier.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 9 | 2019
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