Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Folgt man der Logik des Friedensnobelpreiskomitees der vergangenen Jahrzehnte, müssten Donald Trump und Kim Jong-un bei der nächsten Verleihung den Preis erhalten. Denn sie haben Frieden angekündigt. Frieden hatte auch Barack Obama versprochen (Preisträger 2009), bevor er den Drohnenkrieg intensivierte. Sogar Jassir Arafat (Preis 1994, zusammen mit Schimon Peres und Jitzchak Rabin) hatte was von Frieden gesagt. Selbstverständlich auch Aung San Suu Kyi aus Myanmar (Preis 1991), kürzlich bekannt geworden durch die Vertreibung Hunderttausender von Rohingyas. Sogar Henry Kissinger (Preis 1973) hatte nach Kriegen in Kambodscha und Vietnam und einem Militärputsch in Chile über Frieden verhandelt. Die UNO (Preis 2001) beschwört den Frieden seit Jahrzehnten, die EU (Preis 2012) ebenfalls. Höchste Zeit für eine Fortsetzung des Friedensnobelpreis-Irrwitzes.
sss
Ferien sind Stress. Vorher und nachher. Der Nachbar meint, das müsse nicht sein, man müsse nur früh genug buchen. Ausserdem gebe es dann Frühbucherrabatt. Ja, super, dann weiss man am 5. Januar, dass man am 7. August um acht Uhr auf dem Flughafen stehen muss. Und dass man am 6. August die Wohnung putzen und aufräumen muss, weil man ja am 21. August, wenn man aus den Ferien zurückkommt, ein schönes Zuhause vorfinden will. Stress pur schon am 6. August, am 7. August sowieso, und der Alltagsstress beginnt spätestens am 20. August wieder, am Abend vor der Abreise am Feriendomizil, wenn man die Koffer packen sollte. Wie schön ist’s doch, zu Hause zu bleiben, zu grillen, ohne dass ein Nachbar motzt, die kurzen Nächte mit «The Walking Dead» oder «Game of Thrones» zu verbringen und nicht aufräumen und nicht packen und nicht Schlange stehen zu müssen. Stressfrei.
sss
Willie Nelson, amerikanische Countrysinger-Legende («Always On My Mind», «On The Road Again»), eben 85 geworden, ist voller Bewunderung für Lance Armstrong. Der habe die Tour de France gleich siebenmal gewonnen – und immer unter Drogen. Er, Willie, habe unter Drogen nicht mal sein Velo gefunden.
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Man muss sich für die frivole Gisela manchmal einfach entschuldigen. Wie meinte sie doch kürzlich: «Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.»
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Der frühe Vogel fängt den Wurm? Kann schon sein, aber eben nur den frühen Wurm, und der ist, meint Kari, bestimmt krank und dünn. Der späte Vogel hingegen fängt den ausgeschlafenen, dicken, satten Wurm. Na also.
sss
Die Antwort der Schweizer Politik auf die Terrorgefahr: keine elektronische Überwachung von islamistischen Gefährdern, dafür schärfere Waffengesetze für Schweizer Schützen. Passt irgendwie. Wer so entscheidet, würde auch, statt K.-o.-Tropfen zu verbieten und deren Einsatz zu bestrafen, eher die Kleidervorschriften für junge Frauen verschärfen. Macht Sinn und hat durchaus seine Logik. Fragt sich nur, wessen.
sss
Nirgends erweisen sich Politiker und Staatsbeamte als kreativer, als wenn es darum geht, Objekte zu finden, auf die man Steuern erheben könnte. (Sie erinnern sich: an die Bartsteuer in Russland, die Dachsteuer in Österreich, die Jungfernsteuer in Preussen oder die Zünd-
holz-, die Spatzen-, die Perücken-, die Glace-Steuer.) Gerecht muss das nicht sein. Nur möglichst widerstandslos möglichst viel einbringen. Die jüngste Idee aus Europa: Daten sollen besteuert werden. Was für Daten, ist egal. Hauptsache, es gibt viele davon und sie lassen sich irgendwie messen.
sss
Natürlich ist es unfair, die EU darauf zu reduzieren, aber lustig ist’s schon: GenSoja und Glyphosat sind weiterhin erlaubt, verboten dagegen sind Wattestäbchen, knusprige Pommes frites und Bleigiessen an Silvester.
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Und das meint Walti: Überleg dir gut, was du dir wünschst – du könntest es kriegen!
sss
Und weil er so gut drauf ist, fügt er kichernd an: Mein Hund jagte immer Leute mit einem Velo – bis ich ihm das Velo wegnahm!
Richard Altorfer
512 ARS MEDICI 12 | 2018