Transkript
&K U R Z B Ü N D I G
Aktuelle Studien – kurz gefasst
Schizophrenie und Depression
Die Erstepisode einer Schizophrenie gilt als Schlüsselereignis, deren optimale Behandlung bis jetzt noch nicht vollständig geklärt ist. Eine Metaanalyse der Technischen Universität München beleuchtet hierzu die aktuelle Datenlage (1).
Erstepisode zu klären. Nach der Literatursuche in den üblichen Datenbanken wurden schliesslich 19 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 2669 Patienten eingeschlossen. In diesen Studien wurden zwölf Antipsychotika untersucht.
Bedeutung der Erstepisode Den Erstepisoden kommt bei der Schizophrenie eine besondere Bedeutung zu: Sie sind mit weniger ausgeprägten negativen Symptomen als die chronische Schizophrenie assoziiert, während bestimmte kognitive Bereiche (Arbeitsgedächtnis, soziale Kognition) stärker erhalten sind als bei der chronischen Schizophrenie, so die Autoren des kürzlich im «Lancet Psychiatry» erschienenen systematischen Reviews zu diesem Thema. Besonders von Bedeutung ist, dass Patienten mit einer Erstepisode üblicherweise sehr gut auf Antipsychotika ansprechen und die optimale Behandlung die langfristige Prognose verbessern könnte. Doch genau diese Behandlung wird nach wie kontrovers diskutiert.
Zwölf Antipsychotika im Vergleich Der systematische Review hatte daher das Ziel, die optimale Behandlung dieser kritischen
Die Ergebnisse im Überblick G Für eine Gesamtreduktion der Symptome
erwiesen sich Amisulprid, Olanzapin, Ziprasidon und Risperidon als signifikant effektiver als Haloperidol; allerdings war die Evidenz von lediglich sehr niedriger bis moderater Qualität. G Amisulprid war in der Reduktion der Symptome Quetiapin überlegen (SMD –0,25), und Olanzapin war Haloperidol und Risperidon bei der Reduktion negativer Symptome überlegen. G Bezüglich der Gesamtstudienabbruchrate waren Aripiprazol, Quetiapin, Risperidon und Olanzapin dem Wirkstoff Haloperidol überlegen, hinsichtlich eines Abbruchs aufgrund von Ineffektivität waren Olanzapin und Risperidon besser als Haloperidol. G Nebenwirkungen: – Olanzapin war mit einem weniger häu-
figen Einsatz von Medikamenten zur Be-
handlung von Parkinson-Symptomen assoziiert als Haloperidol, Zuclopenthixol und Risperidon. – Quetiapin war mit weniger Akathisie assoziiert als Haloperidol, Aripiprazol, Risperidon und Olanzapin. Jedoch war auch hier die Evidenz von sehr niedriger bis niedriger Qualität. – In Bezug auf eine Gewichtszunahme war Molindon vs. Risperidon, Haloperidol und Olanzapin sowie vs. Risperidon in Bezug auf die Erhöhung der Prolaktinfreisetzung überlegen.
Nebenwirkungen sind entscheidend Die meisten Antipsychotika der zweiten Generation sind Haloperidol in den Bereichen Effektivität und Akzeptanz sowie bei gewissen Aspekten der Verträglichkeit überlegen, Haloperidol scheint daher fur̈ die akute Behandlung einer Erstepisode bei Schizophrenie nur eine «suboptimale Behandlungsoption» darzustellen. Die Autoren empfehlen, die therapeutischen Entscheidungen hauptsächlich an den Nebenwirkungen auszurichten.
Dr. med. Lydia Unger-Hunt Words & Solutions
Referenz: 1. Zhu Y et al.: Antipsychotic drugs for the acute treatment of patients with a first episode of schizophrenia: a systematic review with pairwise and network meta-analyses, Lancet Psychiatry 2017; 4: 694–704.
16 1/2018
PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE