Transkript
Kongressbericht
ASCO 2017 – Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology, Chicago, 2. bis 6. Juni 2017
Merkelzellkarzinom
Avelumab in der Erstlinientherapie
Das Merkelzellkarzinom ist ein sehr seltener hochmaligner Hauttumor, der von den Merkelzellen der Oberhaut ausgeht und häufig schnell und aggressiv wächst. Bei Patienten mit fernmetastasiertem Merkelzellkarzinom wurden jetzt mit dem Anti-PD-L1-Antikörper Avelumab erste sehr vielversprechende Resultate mit frühem Ansprechen bei akzeptierter Toxizität bereits in der Erstlinientherapie erreicht.
Das Merkelzellkarzinom (MCC), auch als kutanes neuroendokrines Karzinom bezeichnet, kommt mit einer Inzidenz von 0,3 bis 0,6 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner/Jahr vor und betrifft vorwiegend alte Patienten (1). Die rötlich-kugelig aussehenden Tumoren wachsen bevorzugt an lichtexponierten Hautstellen des Gesichtes und der Extremitäten; daher wird ein Zusammenhang mit UV-Exposition vermutet. Die Mehrzahl der Erkrankungen soll durch ein Virus ausgelöst sein, das Merkelzell-Polyomavirus (1).
Eine Subgruppe in dieser Studie wurde bereits als Erstlinientherapie mit Avelumab behandelt. Diese nicht chemotherapeutisch vorbehandelten mMCC-Patienten erhielten Avelumab (10 mg/kg KG einmal alle 2 Wochen) bis zur bestätigten Krankheitsprogression oder nicht akzeptierten Toxizität. Das Tumoransprechen wurde alle 6 Wochen evaluiert, und die Nebenwirkungen wurden dokumentiert. Auf der diesjährigen ASCO-Jahrestagung wurden erste Resultate aus dieser Subgruppe präsentiert:
Phase-II-Studie bei 112 Patienten mit metastasiertem MCC
Eine Phase-II-Studie schloss metastasierte MCC-Patienten (mMCC) ein, welche nach Chemotherapie rasch progredierten. Sie wurden anschliessend mit Avelumab behandelt und zeigten unter der Therapie ein akzeptables Verträglichkeitsprofil und dauerhaftes Ansprechen – mit einer objektiven Ansprechrate (ORR) von 31,8%. Die dauerhafte Ansprechrate über 6 Monate wurde bei der ersten Evaluation auf 29% geschätzt, das Gesamtüberleben in dieser Zeitspanne auf 69%.
Frühes und anhaltendes Ansprechen Bis Ende Dezember 2016 waren 29 von 112 mMCC-Patienten wie geplant in den Therapieplan eingeschlossen. Die im Schnitt 75-jährigen Patienten wurden median 8,1 Wochen (2,0–37,9) lang behandelt. Bei 16 Patienten, die ≥ 3 Monate therapiert wurden, betrug die gemessene ORR 68,8% (95%-KI: 41,3–89,0), mit einem kompletten Ansprechen bei 56,3% (95%-KI: 29,9–80,2). Bei 25 Patienten, die ≥ 6 Monate therapiert wurden, betrug die unbestätigte ORR 64,0% (42,5–82,0). Das Ansprechen setzte sich über die Beobachtungszeiträume weiter fort.
20 der 29 Patienten (69%) hatten therapiebezogene Nebenwirkungen, darunter Grad-3- und -4-Nebenwirkungen (5 Patienten). 5 Patienten (17,2%) brachen die Behandlung deshalb ab. 2 Patienten litten unter infusionsbedingter Reaktion, 1 Patient hatte erhöhte AST- und ALTWerte und Cholangitis. 21 der 29 Patienten (72,4%) setzten die Behandlung fort.
Erstes Fazit
Die Studienleiterin Dr. Sandra D’Angelo
vom Memorial Sloan Kettering Cancer
Center in New York bewertete diese ers-
ten Resultate bei den mMCC-Patienten
mit allgemein schlechter Prognose als
sehr vielversprechend aufgrund des
frühen Ansprechens und des insgesamt
günstigen Verträglichkeitsprofils. Der
frühe Einsatz bereits in der Erstlinie er-
höhe die Wahrscheinlichkeit des Anspre-
chens, meinte D’Angelo. Die Studie mit
Patienten in der Erstlinientherapie rekru-
tiert weiterhin Patienten und wird fortge-
setzt.
L
Bärbel Hirrle
Quellen: 1. https://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/derma-
tologie/merkelzell-karzinom-2454 2. D’Angelo SP et al.: First-line (1L) avelumab treatment
in patients (pts) with metastatic Merkel cell carcinoma (mMCC): Preliminary data from an ongoing study. ASCO Annual Meeting 2017; #9530.
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 4/2017
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