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Rosenbergstrasse 115
Noch ist nicht sicher, dass die Demonstrationen der Hausärzte in der ganzen Schweiz für den Erhalt des Praxislabors und – ganz grundsätzlich – gegen die beleidigende Art und Weise, mit der die Anliegen der Praktiker von BAG und EDI in der Vergangenheit aufgenommen und behandelt wurden – nämlich gar nicht – Erfolg haben. Couchepin kann die Revision des Labortarifs genau so durchsetzen, wie er’s am liebsten macht: selbstherrlich, ohne auf irgendjemanden hören zu müssen. Leider fühlt sich der längst im Pensionierungsalter stehende Walliser seit jeher am wohlsten in der Rolle des von allen Angefeindeten, aber als einzig Durchblickenden. Es ist zu befürchten, dass auch bei Bundesräten Alterssturheit mit dem Alter eher noch zunimmt.
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Ärgerlich, zumindest für bürgerliche Kolleginnen und Kollegen: Zu jenen, die sich (wenigstens am Fernsehen) am vehementesten für die Sache der Hausärzte und Hausärztinnen einsetzen, gehören die Nationalrätinnen der SP. Wo bleiben die Politiker der FDP, die uns als Vertreter eines selbstständigen Berufs eigentlich am nächsten stehen müssten?
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werden». Die «Energieräuber» würden wohl viele von uns gern kennenlernen, vor allem jene räuberischen Kleinstkriminellen, die nur auf das Schellen des Weckers warten, um morgens in unseren Betten aktiv zu werden. Vermutlich sind das biologisch nahe Verwandte der Kalorien (Sie erinnern sich vielleicht, das sind die Tierchen, die nachts in den Schränken die Kleider enger nähen).
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Direkte Demokratie ist ganz einfach: Das Volk bestimmt, was gemacht wird – und nicht etwa, was sinnvoll ist. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung beschliesst, dass jeder Schweizer ab Geburt ein Generalabo der SBB zugute hat oder dass Benzin künftig gratis sein soll, dann wird das in die Verfassung geschrieben oder daraus ein Gesetz gemacht. Und wenn das Volk beschliesst, dass die Komplementärmedizin von den Krankenkassen bezahlt werden soll, dann ist das so. Rationale Gründe für seine Entscheide braucht das Volk nicht. Im Übrigen wird die Komplementärmedizin sicher nicht deswegen in den Leistungskatalog aufgenommen, weil sie wirkt (objektive Wirksamkeitsbeweise wie etwa für chemische Pharmazeutika werden kaum verlangt), sondern weil man davon ausgeht, dass sie nicht schadet.
gen regt sich nachträglich bei einigen Gelegenheitsgourmets das schlechte Gewissen, und die Angst vor der Rache der (einzig zum Zweck des Verzehrs gezüchteten) Austern lässt den einen oder anderen besorgt nach vorsorglichem medizinischem Rat suchen. Kann man an Austern sterben? Das Internet gibt darauf nicht wirklich beruhigende Antworten. Man kann. Häufigste Ursache und uns Ärzten natürlich bestens bekannt: Wenn eine davon verdorben war (was man meist vor dem Verzehr am Gestank erkennt). Eher selten: Wenn man sie mit der Schale isst. Exquisit: Wenn sie eine Perle enthält und man daran erstickt. Schicksal: Wenn einem eine Kiste voll davon auf den Kopf fällt.
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Auch eine Antwort: Die Sichtweise ist falsch. Die Auster stirbt so oder so, egal, ob der Mensch verdorben ist oder nicht.
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Deutschland bleibt für die Schweizer ebenso ein Thema wie die Schweiz für einige Deutsche. Die Schweizer Blogs sind voll von Kommentaren. Einer der originelleren ist eine Empfehlung: auch in der Schweiz eine Abwrackprämie für deutsche (!) Autos auszusetzen.
Die Appenzeller Gesundheitstage haben sich so angepriesen, dass zart besaitete Schulmedizinerseelen leicht mit schlimmem Nesselfieber oder gar Durchfall antworten wollten. Etwa bei Behauptungen wie «Was Sie krank macht, sind Blockaden der Lebensenergie» oder «Mit einem Energie-Check der PSE (Psychosomatische Energetik) können die Energieräuber klar erkannt und in ihrer Grösse bemessen
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Zu Hause gönnt man sich das Vergnügen selten, in den Ferien in der Bretagne, am Etang de Thau, in Galway oder am Limski Fjord hingegen kann es sogar Tierfreunden passieren, dass sie Tiere bei lebendigem Leib verspeisen. Die Auster verspürt davon angeblich nichts. Hinge-
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Auch aus dem Netz: Walter Ulbricht 1961: «Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.» Oder wars doch Peer Steinbrück 2009?
Richard Altorfer
ARS MEDICI 8 ■ 2009 309