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EAU
KONGRESSNOTIZEN
Prostatakarzinomscreening: MRI reduziert Biopsieraten
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. In Europa sterben über 100 000 Männer pro Jahr daran. Ein Prostatakrebs wächst langsam, es vergehen Jahre, bis er bedrohliche Ausmasse annimmt. Entsprechend notwenig ist die rechtzeitige Entdeckung. Das Prostatakrebs-Screening wird sehr kontrovers diskutiert. Einerseits ist es lebensrettend, andererseits sind Überdiagnosen nicht auszuschliessen. Es folgen überflüssige operative Eingriffe und damit auch entsprechend verbundene schwere Nebenwirkungen. Mit dem Screening auf PSA (prostataspezifisches Antigen) und der nachfolgenden transrektalen ultraschallgeführten Prostatabiopsie (TRUS-Biopsie) können zwar Todesfälle verhindert werden, doch nicht in befriedigendem Ausmass. Die Biopsie selbst kann einen Tumor zutage fördern. Je mehr Proben (Serien mit 6–12 Stanzbiopsieproben) entnommen werden, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, kleine Tumoren zu finden, die klinisch nicht relevant sind. Eine niederländische Studie hat nun gezeigt, dass MRI-basiertes Screening sol-
che Überdiagnosen um bis zu 50 Prozent und unnötige Biopsien gar um bis zu 70 Prozent reduzieren könnte. In dieser Studie wurden drei verschiedene Strategien miteinander verglichen: Bei durchschnittlich 73-jährigen Männern mit durchschnittlichen PSA-Werten von 5,1 mg wurde eine 6-TRUS-Biopsie (n = 177) oder eine 12-TRUSBiopsie (n = 158) durchgeführt. Die Gruppe mit den 12-TRUS-Biopsien erhielt vorgängig ein MRI. Falls das MRI Verdächtiges zeigte, wurden MRI-gezielte Biospieproben entnommen. Die Studie zeigte Folgendes: Bei hochgradigen Prostatakarzinomen zeigten alle drei Methoden ähnliche Detektionsraten. Die Mehrheit der Männer (70%) brauchte aber keine Biopsie, weil mit dem MRI-Scan kein verdächtiges Areal entdeckt wurde. Bei alleiniger MRI-gezielter Biospie würde dies die Rate an Überdiagnosen bei nicht aggressivem Krebs um die Hälfte senken. «Das könnte alles verändern», sagte der Studienleiter Dr. Arnout Alberts, Erasmus Medical Centre, Rotterdam, in einer Postersession. «Denn das populationsbasierte Prostatascreening mit MRI statt TRUS-Biopsie
könnte eine Verbesserung für die Patienten bringen.» Die Entdeckung muss nun in weiteren Studien mit realem Screeningsetting bestätigt werden. MRI für alle wird zwar teurer sein als die herkömmliche Methode – doch das war die Mammografie damals auch. In einem Kommentar fügte Prof. Jochen Walz, Institut Paoli-Calmettes Cancer Center, Marseille, an, dass die Methode zwar vielversprechend sei, es aber viel Erfahrung und Training brauche, um mit der Bildgebung gute Resultate zu erzielen. Bevor MRI als Screening bei der breiten Bevölkerung zur Früherkennung von Prostatakrebs angewendet werde, müsse das Qualitätsproblem gelöst werden. Aus diesem Grund hat die European Association auch eine Qualitätsinitiative für Prostata-MRI gestartet. Überdies muss die Kosten-NutzenRechnung genauer untersucht werden. vh
Quelle: Value of magnetic resonance imaging in population-based prostate cancer screening: Comparison of 3 biopsy strategies in the 5th screening round of the ERSPC Rotterdam. 32. Jahreskongress der European Association of Urology (EAU), 24. bis 28. März 2017 in London.
Salzarme Diät reduziert nächtliche Wanderschaften
Je salziger man isst, desto öfter muss nachts die Toilette aufgesucht werden. Ein Widerspruch? Keineswegs, wie japanische Forscher herausgefunden haben. Nykturie ist ein verbreitetes Phänomen bei Personen über 60 Jahre. Mindestens einmal pro Nacht muss die Toilette aufgesucht werden. Der fortgesetzt unterbrochene Schlaf kann Stress, Tagesmüdigkeit und eine erhebliche Minderung der Lebensqualität zur Folge haben. Wie die Ernährung beziehungsweise ihr Salzgehalt damit zusammenhängt, zeigte eine Studie mit 321 Männern und Frauen mit hoher Salzaufnahme und Schlafproblemen. Die Teilnehmer wurden
angewiesen, weniger salzig zu essen. 223 Teilnehmer schafften es, den Salzgehalt von 10,7 auf 8 g/Tag zu reduzieren. In der Folge nahmen auch die nächtlichen Toilettengänge von 2,3auf 1,4-mal pro Nacht ab. 98 Teilnehmer schafften dies nicht und erhöhten im Gegenteil ihren Salzgehalt von 9,6 auf 11 g/Tag. Ihre nächtlichen Toilettengänge nahmen von 2,3- auf 2,7mal/Nacht zu. Nächtlich nicht mehr so oft unterwegs sein zu müssen, erhöhte bei den erfolgreichen Teilnehmern die Lebensqualität markant. Nicht nur in der Nacht, auch tagsüber mussten die Erfolgreichen weniger oft Wasser lassen, wie
die Forscher feststellten. Grund für die Wirkung dürfte die verminderte Flüssigkeitsaufnahme bei salzreduzierter Kost sein. Bei dieser Massnahme handelt es sich um eine einfache und günstige Methode, nächtliches Wasserlassen zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen, mit der sich Patienten selber helfen können, wie der Studienleiter Dr. Matsuo Tomohiro von der Nagasaki-Universität seine Resultate zusammenfasst. vh
Quelle: Effect of restricted salt intake and nocturia. 32. Jahreskongress der European Association of Urology (EAU), 24. bis 28. März 2017 in London.
20 • CongressSelection Urologie • Juni 2017