Transkript
HIGHLIGHTS AUS DER LITERATUR
Schuppenflechte stört Cholecalciferolbildung
Psoriatiker haben ein besonders hohes Vitamin-D-Defizit
Grundsätzlich ist es um die Vitamin-D-Versorgung in der Bevölkerung schlecht bestellt. Die meisten Mitteleuropäer weisen nur Vitamin-D-Spiegel im unteren Normbereich auf. Psoriatiker liegen noch weit darunter.
Dass Vitamin D wichtig für die Haut ist, wissen wir spätestens durch den erfolgreichen Einsatz der Vitamin-D-Analoga wie Calcipotriol bei Psoriasispatienten. Heute geht man davon aus, dass Vitamin D beziehungsweise der aktive Metabolit 25-Hydroxycholecalciferol die Aktivität der dentritischen Zellen und der Keratinozyten sowie die Proliferation der T-Zellen moduliert und so den Pathomechanismen der Schuppenflechte entgegenwirkt. Also wäre es wichtig, gerade bei den Patienten mit Schuppenflechte zu wissen, ob ihre Vitamin-D-Werte im Normbereich liegen. Das hat nun eine polnische Arbeitsgruppe um Dr. Beata Bergler-Czop von der Universität Kattowitz untersucht. Sie analysierte die 25-Hydroxycholecalciferol-Spiegel im Blut von 40 Erwachsenen mit Psoriasis sowie 40 gesunden Probanden. Ergebnis: Die Konzentration von 25-Hydroxycholecalciferol war signifikant niedriger bei Patienten mit Psoriasis als bei gesunden Menschen (p = 0,048). Der Wert lag im Mittel bei 32 ng/ml in der Psoriatikergruppe und in der Kontrollgruppe bei 52 ng/ml. Das ist auch für Hautgesunde sehr niedrig; der empfohlene Richtwert der US-amerikanischen Ernährungsgesellschaft beträgt mindestens 50 ng/ml. Die niedrigsten Werte wiesen allerdings Patienten mit schwerer Psoriasis (gemessen mit dem Psoriasis
Area and Severity Index = PASI) auf, er lag in dieser
Subgruppe durchschnittlich bei 10,36 ng/ml. Ebenso
waren die Werte in der Gruppe mit lange andauern-
der Erkrankung niedrig: 12,8 ng/ml. Dies erklärt sich
dadurch, dass Vitamin D in sonnenbestrahlter Haut
bekanntlich in den aktiven Metaboliten 25-Hydroxy-
cholecalciferol umgewandelt wird. Fallen nun grös-
sere Hautbereiche für längere Zeit aufgrund der
krankhaften Hautveränderungen (Plaques) für diese
Umwandlung aus, entsteht entsprechend weniger
25-Hydroxycholecalciferol.
Als therapeutische Konsequenz dieser Ergebnisse
liegt es auf der Hand, dass bei Psoriatikern auch auf
die Vitamin-D-Spiegel geachtet werden sollte. Das
heisst, gegebenenfalls über die Ernährung oder Nah-
rungsergänzungsmittel Vitamin D verstärkt zuzu-
führen. Damit dann aus Vitamin D auch 25-Hydroxy-
cholecalciferol gebildet werden kann, sind möglichst
regelmässige Sonnenbäder angesagt. Dabei sollte
man es nicht mit dem Sonnenschutz beziehungs-
weise Lichtschutzfaktor übertreiben, den hier muss
die UV-Strahlung sein.
L
Angelika Ramm-Fischer
Referenzen: 1. Bergler-Czop B et al.: Serum vitamin D level – the effect on the clinical course of
psoriasis, Adv Dermatol Allergol 2016; XXXIII (6): 445–449.
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22 SZD 3/2017