Transkript
Rosenbergstrasse
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Avocados sind äusserst gefährliche Früchte! Doch, doch. Allerdings nicht weil sie giftig wären oder dick machten. Aber Untersuchungen haben gezeigt: In medizinischen Notfallpraxen gehören Schnittwunden, die beim Versuch entstehen, eine Avocado mit einem scharfem Messer zu halbieren und den Kern herauszupulen, zu den häufigsten Verletzungen überhaupt.
OOO
Töten ist nicht erlaubt. Ausser im Krieg. Da ist es Pflicht. In manchen Ländern darf auch ein Henker töten. Und in Notwehr ist Töten zumindest straffrei. Auch beim Abtreiben ist Töten erlaubt. Zwar drückt man sich ein wenig vor der Realität, indem man Diskussionen anzettelt über den Zeitpunkt, in dem das Leben beginnt. Aber eigentlich dient dieser Disput nur der Beruhigung des schlechten Gewissens. Dabei ist das Töten durch Abtreibung kein Problem, schliesslich hat die Gesellschaft es offiziell erlaubt. Wie im Krieg oder in Notwehr. Nur manchmal stört die Realität unangenehm und perfide das kollektive Nichtwahrhaben-Wollen. Tim zum Beispiel, ein «Möngeli» (sorry, früher durfte man das sagen), das die Eltern nicht wollten. Durchaus verständlich. Dumm nur: Die Abtreibung in der 25. Woche(!) endete damit, dass der abgetriebene Fetus Tim (damals noch namenlos) den Geburtskanal unerwarteterweise lebend verliess. Obschon der 690-gWinzling danach 9 Stunden unversorgt liegen blieb, wollte er ums Verrecken nicht genau solches tun. Er kühlte auf 28 Grad ab und begann irgendwann zu schreien. Der diensthabende Arzt wurde aufmerksam und verlegte das Häufchen auf die Intensivstation. Tim ist heute 20 Jahre alt, hat ein DownSyndrom und lebt bei Pflegeeltern. Fazit: Manchmal hilft (nur noch) schreien! (S. Guido, B. Guido, K. Schadt: Tim lebt! Wie uns ein Junge, den es nicht geben sollte, ... Verlag: Adeo, EAN 9783863340384).
OOO
Die Italienerin Emma M. starb vor Kurzem als älteste und letzte Frau, die noch im 19. Jahrhundert geboren wurde. Ihr Geheimnis: Seit 1920 habe sie täglich zwei rohe Eier gegessen. Meint die frivole Gisela: Nicht auszudenken, wie lange sie noch leben könnte, hätte sie sich vernünftig ernährt.
OOO
Donald Trump, der polternde Politamateur, drehte nicht nur in den USA gnadenlos das selbstgefällige, korrupte, sich in erster Linie seine Pfründen sichernde Establishment durch den Wolf, er nervt auch die europäische Politelite bei ihren von viel geschliffenen Heucheleien und noch mehr Luxus garnierten Meetings. Dass sich mit Trump irgendetwas bessert – kaum anzunehmen. Wer ihn trotz seines tölpelhaften Verhaltens verteidigt oder gar lobt, tut das meist aus einem einzigen Grund: Schadenfreude. Man schaue sich die Gesichter der Merkels & Co. an, wenn Trump spricht. Göttlich, die europäischen Möchtegerne und Gernegrosse so klein, beleidigt und in abgesägten Hosen rumstehen zu sehen. Freude an Trump – die Rache des kleinen Mannes an den das «gemeine Volk» belehrenden, seine Sorgen übergehenden und es insgeheim verachtenden europäischen Führern? Vermutlich. Aber ob das gut geht?
OOO
Es sagte ein Kollege: «Politiker sind wie Pfostenschildkröten.» – «Was ums Himmels willen sind Pfostenschildkröten?» – Der Kollege: «Wenn du am Wegrand einen Pfosten siehst, auf dem eine Schildkröte liegt, dann stellst du dreierlei fest: 1. Die Schildkröte ist sicher nicht selbst da hoch gekommen und hat da oben auch gar nichts zu suchen. 2. Sie hat mit Sicher-
heit keinen Schimmer, was sie da oben soll. 3. Man fragt sich, welche Idioten sie so weit nach oben befördert haben.»
OOO
Eine etablierte Politikerin (möglicherweise eine Gesundheitspolitikerin): «Wenn die Populisten auf die Realität treffen, sehen die Leute, dass deren Antworten nicht greifen.» Na so was. Und wenn die etablierten Parteien auf die Realität treffen?
OOO
Friedrich Nietzsche: Nicht dass ihr mich belogen habt, sondern dass ich euch nicht mehr glaube, hat mich erschüttert.
OOO
Online oder Papier? Die Frage beschäftigt Redaktoren und Verleger von Zeitungen und Zeitschriften, auch medizinischen Fachzeitschriften, sowie Anbieter verschiedenster Produkte seit Jahren. Anfangs hiess es: Papier ist out, online ist in. Stimmt, wir alle nutzen ganz selbstverständlich Google, kaufen bei Alibaba und Amazon, und das Smartphone ist Kalender, Fitnesskontrolleur, Wetterprophet, Nachrichtenlieferant und vieles mehr. Aber, meinte beruhigend ein guter Freund: «Es ist wie wenn jemand mit starkem Bauchweh aufwacht und online nachschlägt, was das sein und was er selbst tun könnte und 30 Millionen Ergebnisse bekommt – am Ende geht er doch zum Doktor.»
OOO
Und das meint Walti: Ab einem gewissen Alter verliebt man sich nicht mehr. Da sucht man sich jemanden, der nicht nervt.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 11 I 2017
493