Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
In Kanada macht sich der Frühling bemerkbar. Die Wälder werden grün, die Wiesen farbig und das Eis rot. Denn In Kanada hat das Erschlagen und Häuten von Seehunden und ihren Babys wieder begonnen. Sicher kennen Sie die Bilder und mögen sie bestimmt nicht mehr sehen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie angeblich gesittete Länder – nicht nur im kriegsgeplagten Nahen Osten – es schaffen, Barbarei als «Kultur» zu verkaufen.
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Hat was, und die frivole Gisela traut sich’s auszusprechen: Der entscheidende Moment in einer Beziehung ist nicht der erste Kuss, sondern der erste – Flatus.
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Irgendwie würd’s einen schon Wunder nehmen. Da behaupten wir (Liberale, Wirtschaftsfreundliche, Gewerbler, Staatskritische) doch immer – und sind eigentlich überzeugt davon – dass der Staat nichts besser kann als Private. Beziehungsweise umgekehrt, dass Private besser oder/und günstiger arbeiten als die öffentliche Hand. Vor allem weil der Umgang mit fremdem Geld nun mal lockerer ist als mit dem eigenen. Und weil den Ansprüchen an Vater und Mutter Staat zu widerstehen enorm schwierig ist, wo «der Staat» doch weiss, dass Geld letztlich in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht. Ja, es würde einen Wunder nehmen, ob die Herren Wiesinger und Loretan, der eine Chef der Hirslanden-Gruppe, der andere VR-Präsident von Swiss Medical Network, der zweitgrössten Schweizer PrivatklinikGruppe, es tatsächlich schaffen würden, in von ihnen geführten (selbstverständlich mit klaren Leistungsvereinbarungen versehenen) ehemals öffentlichen Spitälern die gleichen Leistungen am Ende 10 Prozent günstiger anzubieten. Schade, dass nirgendwo eine unternehmensfreundliche und risikofreu-
dige Regierung (falls es das überhaupt gibt) den Mut aufbringt und den Versuch wagt. Aber vermutlich scheut man das Experiment, weil man ahnt, dass es gelingen könnte.
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Manchmal ist es desaströs, aber manchmal auch eine Chance, wenn Leute über Angelegenheiten entscheiden müssen, von denen sie nichts verstehen. Donald Trump war nie ein Politiker, sondern immer nur Milliardär und Immobilien-Tycoon. Und doch bestimmt er heute über Umwelt- und Gesundheitsgesetze, Energie und Kriege. Wie desaströs, wird sich zeigen. Ursula von der Leyen imponiert vor allem als siebenfache Mutter und wirkte zunächst als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und später als Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Von Selbstzweifeln nicht belästigt, kann sie seit 2013 aber auch Verteidigung und diskutiert mit ihren Generälen neu über Panzer, Drohnen und Sturmgewehre. In der Schweiz haben wir Herrn Berset. Auch er, gelernter Politik- und Wirtschaftswissenschafter, Strategieund Kommunikationsberater, bestimmt seit einigen Jahren über Analysenlisten, Ärztezahlen, Zulassungsbeschränkungen, Fallpauschalen und Ärztetarife. Wie man sieht: Es klappt – bei allen. Bei Trump, bei von der Leyen und bei Berset. Wobei «klappen» vielleicht auch nur heisst: Die Welt geht nicht unter. Jedenfalls nicht für alle.
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Ein Bekannter, den eine Bekannte warnte, das, was er esse, sei «krebserregend», reagierte extrem enerviert: «Mir doch egal, was Schalentiere geil macht.»
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Noch ein Frage zur Ernährung: Wenn man sich an Pfannkuchen überisst, crêpiert man dann?
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«Fly me to the moon» sang Frank Sinatra 1964. 1969 brachte Apollo 11 die ersten Astronauten zum Mond (für Jahrgänger 1949: mitten in der Sommer-RS!). Und das mithilfe von Computern, die weniger leisteten als unsere iPhones. Rund 50 Jahre später singt Elon Musk, Milliardär, Besitzer von «Tesla» und mit «Space-X» auch Raumfahrtunternehmer, das hohe Lied des Space-Tourismus. Sein Top-Angebot: eine Woche Mond (ohne Landung) retour. Zwei Interessenten gebe es bereits und sie hätten sogar schon eine beträchtliche Anzahlung geleistet. Wer die beiden sind, weiss man (leider) nicht. Sie heissen jedenfalls weder Merkel noch Trump – was ein bisschen bedauerlich ist. Und auch Schweizer Politiker sind offenbar nicht unter den Luna-Touristen. Macht nichts. So wichtig und so lästig ist ja nun wirklich keine(r), dass man ihn (oder sie) dorthin schiessen möchte. (Obschon, ein politisch aktiver Kollege meinte, doch, er wüsste eine.)
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Die terroristischen «Begebenheiten» in all den Hauptstädten haben auch ihre ästhetischen Seiten: Nie waren Lichtkünstler mehr gefragt, um Eiffelturm, Brandenburger Tor, Trafalgar Square, Amsterdamer Schloss oder Trevi-Brunnen möglichst schön in den Farben des jeweils betroffenen Landes zu illuminieren. Gestern noch warens die schwedischen, heute schon die ägyptischen und morgen … Aber naja, solange man die Farben nicht mehrmals täglich wechseln muss.
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Und das meint Walti: Bevor ich mich wieder aufrege, ist es mir lieber scheissegal.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 8 I 2017
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