Transkript
KONGRESSBERICHT
EADV 2016
WHO-Aktionsplan zu Psoriasis
Erstmals eine nicht übertragbare Hauterkrankung im WHO-Fokus
Der erste globale Report zur Psoriasis wurde im Frühjahr 2016 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) publiziert. Erstmals hat die WHO damit den Fokus auf eine nicht übertragbare Hautkrankheit gerichtet und die enorme weltweite Bedeutung der Psoriasis für die Gesundheit hervorgehoben. Auf dem Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology wurden diesem Report mehrere Symposien gewidmet.
Der WHO-Report hat seine Wurzeln in der WHO-Resolution zur Psoriasis, die im Mai 2014 veröffentlicht wurde, berichtete Prof. Swen Malte John aus Osnabrück. Bereits damals hat die WHO die erblich bedingte und verhaltensunabhängige chronische Haut- und Gelenkerkrankung Psoriasis als fünfte – neben Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- und Atemwegs-
dem entwickeln, je nach Studie, zwischen 1,3 und 34,7 Prozent der Psoriasispatienten eine chronische Arthritis, die zu Gelenkdeformationen und Invalidität führen kann. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für weitere, mit der Psoriasis assoziierte Komorbiditäten, wie zum Beispiel kardiovaskuläre Erkrankungen und andere nicht-übertragbare Krankheiten.
«Das ist bisher das erste Mal, dass von der WHO eine einzelne nicht ansteckende Krankheit herausgehoben wurde – und es ist ausgerechnet eine dermatologische Krankheit. Das ist wirklich bemerkenswert.»
Swen Malte John
erkrankungen – in die Liste der schwersten nicht ansteckenden Erkrankungen der Welt aufgenommen. Der aktuell veröffentlichte Report bringt die Auswirkungen der Psoriasis auf das Gesundheitswesen in den Fokus und macht auf die vielen Faktoren aufmerksam, die das Leben von Psoriasispatienten beeinträchtigen können – einschliesslich Diskriminierung und Stigmatisierung. Die Psoriasis – so heisst es weiter – ist eine komplexe, ernste, chronische, entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung, die weltweit mindestens 100 Millionen Menschen betrifft. Etwa 90 Prozent der Betroffenen leiden unter Schamgefühlen, über 40 Prozent unter einem Mangel an Selbstvertrauen und um die 62 Prozent unter depressiven Symptomen.
Psoriasis als Jobbremse
Zusätzlich kann eine Psoriasis auch grössere Probleme im Job verursachen, wie in der Publikation betont wird. Darüber hinaus können arbeitsplatzassoziierte Faktoren, wie zum Beispiel mechanische Belastungen, die Erkrankung triggern. Zu-
Praktische Vorschläge und Umsetzung
Mit dem Ziel, die gesundheitliche und soziale Situation von Patienten mit Psoriasis zu verbessern, werden verschiedene wichtige Massnahmen und Empfehlungen genannt. Sie sind gerichtet an Versicherungsträger, Patientenorganisationen, Mitarbeiter des Gesundheitssystems und Wissenschaftler. Unter anderem werden gefordert: L Verbesserter Zugang zu und Verfüg-
barkeit von wichtigen Medikamenten sowie die Betreuung der Patienten nach universellen Gesundheitsplänen L Trainings- und Fortbildungsangebote für Mitarbeiter des Gesundheitssystems, insbesondere in der Primärversorgung. L Entwicklung standardisierter Leitlinien für die Diagnose und Therapie der Psoriasis L Förderung der Erforschung der Epidemiologie und Ätiologie der Psoriasis sowie der assoziierten Komorbiditäten L Konkrete Massnahmen zur Reduktion der Stigmatisierung von Betroffenen.
Nachdem der Report veröffentlicht wurde, geht es nun an die praktische Umsetzung. Wie John betonte, will sich die EADV hierin aktiv einbringen. Ein erster Schritt waren die Symposien, die auf dem Jahreskongress 2016 in Wien in Kooperation mit der WHO die Psoriasis und den WHO-Report thematisiert haben. L
Adela Žatecky
Quelle: EADV President’s symposium beim 25. Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), 30. September 2016 in Wien.
Der WHO-Report online:
http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/ 204417/1/9789241565189_eng.pdf
24 SZD 1/2017