Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Dummheit ist nicht «wenig wissen». Auch nicht «wenig wissen wollen». Dummheit ist «meinen, genug zu wissen». (Konfuzius. Wer sonst?)
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Die frivole Gisela kanns nicht lassen: Haben Sie je einen unserer Bundesräte sagen hören: «Bi miner Politik chömed an allererschter Stell dSchwyzz und dSchwyzzer.» Nein? Eigentlich erstaunlich. Denn genau dafür wurden sie gewählt.
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Sicher kennen Sie den Satz: «Du bist schon recht, wie du bist.» Oder die Aufforderung: «Hör nur auf dein Herz!» Nett gesagt. Vielleicht sogar nett gemeint. Nur, erbarmungslos interpretiert beinhalten beide Sätze die Aufforderung, dumm zu bleiben. Satz eins: «Du kommst zwar nicht draus, aber du musst nichts daran ändern.» Satz zwei: «Lass deinen Verstand ruhig weiterdösen!»
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Yoga und Meditation sind gesund – wenn man nicht wie F., eine jüngere Bekannte, beim «Ommm» im Lotussitz einnickt und erst aufwacht, wenn man mit Stirn und Nase voran aufs Parkett donnert. Die verstopfte Nase infolge Nasenbeinfraktur war F. dann eine Zeit lang auch noch bei der Atemtherapie hinderlich. Aber auch ältere Leute leben beim Yoga gefährlich. Es drohen Bänder-, Kapsel-, Muskelund Sehnenzerrungen, ja sogar Knochenbrüche – im Rücken, im Nacken, an den Beinen. Studien zeigens: Sie sind zu ehrgeizig, die heutigen Senioren. Yogastellungen wie Reiher, Kuhgesicht oder Schildkröte enden nicht selten beim Orthopäden oder der Phy-
siotherapeutin. (Zugegeben, das kann auch beim Heben einer Harasse Bier passieren.)
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Für Gesundheitsbewusste – ein einfaches Smoothie-Rezept. Zutaten: 1 Banane, 100 g Spinat, 80 g Grünkohl, eine halbe Orange. Zubereitung: Alles wegwerfen, Wein aufmachen, fertig!
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Guter Ratschlag eines Freundes: «Hör auf dein Herz! Ausser die Bäckerin sagt: «Ich empfehle Käsekuchen.» Dann hör auf die Bäckerin!»
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Gesundheitsökonom Stefan Felder fordert eine Rationierung der medizinischen Leistungen in der Grundversorgung. «Nicht alles, was medizinisch machbar ist, ist für die Allgemeinheit auch bezahlbar.» Schluss also mit Operationen der Kreuzbänder am Knie. Brustkrebs-Screening und Prostatakrebs-Vorsorge – finito. Und keine neuen Hüft- und Kniegelenke mehr für über 85-Jährige. Ein Jahr länger leben (ein sog. «qualitätsbereinigtes Lebensjahr») darf gemäss Felder höchstens 150 000 Franken kosten. Mehr wird einfach nicht bezahlt. Wer trotzdem länger leben will, muss eine Zusatzversicherung abgeschlossen haben. Herr Felder ist Jahrgang 1960 und hoffentlich gesund, also kaum Opfer von Rationierung, ausserdem als Professor vermutlich privatund zusatzversichert.
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If you see a lonely dog, waging with his tail, may be he’s not seeking for help, but offering help to you.
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Die Finanzdirektorin der Stadt Biel (die sich gegen die USR III einsetzt): «Wir entscheiden nicht mehr zuerst, welche Investitionen wir benötigen, und dann, wie wir sie finanzieren. Nein, wir senken die Steuern und schauen dann, was übrig bleibt.» Leider: Die Dame irrt. Schön wärs, es wär so, aber genau so ist es eben nicht. Wer die «notwendigen Investitionen» priorisiert und die Steuern danach richtet, wird erleben, dass die «notwendigen» Investitionen angesichts unserer Ansprüche nach oben unbegrenzt sind – und genau so sinds dann auch die Steuern. Das geht nur kurze Zeit gut. Die Schweiz hat gezeigt, dass andersherum erfolgreicher ist. Deshalb: Never change a winning system – jedenfalls nicht zur falschen Zeit. Und nochmals: USR III: Ja, natürlich.
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Würden wir die Hälfte aller Gesetze einstampfen, es würde nichts fehlen. Ein einziger neuer Strafparagraf hingegen könnte die Welt verändern: lebenslänglich für Scheinheiligkeit.
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Und das fragte Walti: Wenn alle studieren – wer baut dann die Unis?
Richard Altorfer
88 ARS MEDICI 3 I 2017