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Titel
Gastroenterologie 2017
Untertitel
-
Lead
Insgesamt finde ich, dass sich nun langsam, aber stetig die DRG auf das Gesundheitswesen in der Schweiz auswirken. Es wird immer mehr von Kostendruck gesprochen. Zudem scheinen die Preise für Medikamente zunehmend anhand der Gewinnmaximierung festgelegt zu werden. Das ist teilweise unverantwortlich, zum Beispiel dann, wenn sich Patienten Generika in Indien besorgen müssen. Was mir im letzten Jahr auch zunehmend aufgefallen ist, sind übertriebene Transparenzgebote in der Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie.
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Autoren
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Rubrik
MEDIZIN — PERSPEKTIVEN
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30984
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PERSPEKTIVEN
Prof. Dr. med. Dr. phil. Gerhard Rogler, Leitender Arzt, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Zürich

Gastroenterologie 2017

Insgesamt finde ich, dass sich nun langsam, aber stetig die DRG auf das Gesundheitswesen in der Schweiz auswirken. Es wird immer mehr von Kostendruck gesprochen. Zudem scheinen die Preise für Medikamente zunehmend anhand der Gewinnmaximierung festgelegt zu werden. Das ist teilweise unverantwortlich, zum Beispiel dann, wenn sich Patienten Generika in Indien besorgen müssen. Was mir im letzten Jahr auch zunehmend aufgefallen ist, sind übertriebene Transparenzgebote in der Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie. Der Wunsch nach Transparenz ist schon gut, aber dass uns nicht einmal mehr ein Kugelschreiber geschenkt werden darf, ist eher ein schlechter Witz. Gefreut hat mich, dass der Schweizerische Nationalfonds zum ersten Mal unabhängige klinische Studien fördert. So haben auch Medikamente, an denen die Industrie kein Interesse hat, eine Chance, getestet zu werden. Es gab im letzten Jahr einige Studien, auf die ich besonders gespannt war. Dazu gehören die Bestätigungsstudie für die Wirksamkeit des Antisense-Moleküls Mongersen bei Morbus Crohn sowie die Lecithinstudie bei Kolitis, die leider negativ ausgegangen ist. Auch zu erwähnen ist die Curcumastudie von Shomron BenHorin. Eine tolle Studie, die die Erwartungen übertroffen hat! Die Kombination von Mesalazin mit Curcumin verbesserte hier deutlich die Remissionsrate bei Colitis ulcerosa. Auch die Zulassung neuer Medikamente ist ein positiver Aspekt des vergangenen Jahres. Hier möchte ich Vedolizumab (Entyvio®) und eine Depotform von Budesonid (Cortiment® MMX®) erwähnen. Beide Substanzen bringen erhebliche Verbesserungen in der Therapie.

Wir erwarten 2017 mit besonderer Spannung die Ergebnisse unserer vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen der industrieunabhängigen Unterstützung geförderten Studie «Anthocyanextrakt bei Colitis ulcerosa» sowie der Phase-3-Studie für Mongersen. Auch im nächsten Jahr sind neue Zulassungen in der Gastroenterologie zu erwarten, und zwar von Ustekinumab (Stelara®) bei Morbus Crohn sowie von Tofacitinib (Xeljanz®) bei Colitis ulcerosa. Stelara® ist für Morbus Crohn seit einigen Wochen von der FDA zugelassen und wurde vor Kurzem auch von der EMA zugelassen. In der Schweiz kommt es vielleicht im Sommer zur Zulassung. Da fragt sich auch: Müssen Schweizer Patienten wegen Swissmedic immer benachteiligt sein? Warum bekommen wir solche wichtigen Medikamente immer mit Verzögerung?

Unterstützung für unabhängige klini-

sche Studien durch den Schweizerischen

Nationalfonds

Das Programm «Investigator Initiated

Clinical Trials (IICT)» soll Forschenden

Unterstützung für industrieunabhängige,

von Forschern selbst initiierte klinische

Studien ermöglichen. Darin werden ins-

besondere Themen berücksichtigt, wel-

che nicht im Fokus der Industrie stehen

und deshalb nur unzureichend erforscht

werden.

Für die beiden Ausschreibungen 2015

sowie 2016 standen maximal je 10 Millio-

nen Franken zur Verfügung. Die Förder-

entscheide der zweiten Ausschreibung

sollen im Mai 2017 kommuniziert werden,

die Vorankündigung für die dritte Aus-

schreibung ist für den Juli 2017 geplant

(s. auch: www.snf.ch).

red

PERSPEKTIVEN

ARS MEDICI 1+2 I 2017

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