Transkript
KONGRESSNOTIZEN
EADV
Auch Kinder mit Psoriasis haben Komorbiditäten
Für Kinder mit schwerer Ausprägung gilt ge- Rolle spielt dabei das proinflammatorische Zy-
nauso wie für Erwachsene: Die Psoriasis spielt tokin Tumornekrosefaktor-(TNF-)α. Es ist
sich nicht nur an der Haut ab, sondern ist eine nicht nur am Auftreten der Effloreszenzen be-
inflammatorische Systemerkrankung. Die The- teiligt, sondern stellt auch eine Verbindung zu
rapie mit TNF-α-Blockern wie Adalimumab den vielen bekannten Komorbiditäten von
stoppt die Entzündung und wirkt sich so auch Psoriasis dar – auch bei Kindern. «Deshalb
auf die Komorbidität positiv aus.
müssen wir Kinder aggressiv behandeln. Ich
mache da keinen Unter-
«Deshalb müssen wir Kinder a ressiv
schied zu den Erwachsenen», so die Meinung von
behandeln. Ich mache da keinen Unter- Papp. So kann eine Fotothe-
schied zu den Erwachsenen.»
rapie zwar die proentzündlichen Zytokine reduzieren
und die lokale Entzündung
«Besonders gravierend ist die Tatsache, dass mildern. Einfluss auf das kardiovaskuläre (CV)
wir heute wissen, dass die Risiken für Begleit- oder das Diabetesrisiko hat sie aber nicht. Me-
erkrankungen bei Kindern mit schwerer Pso- thotrexat ist sogar mit einer erhöhten CV-Mor-
riasis genauso stark ausgeprägt sind wie bei bidität verbunden, und Ciclosporin steigert
Erwachsenen», erklärte Dr. Kim A. Papp aus Blutdruck, Cholesterin und Triglyzeride. Die
Waterloo (CDN). Das heisst, dass die Prävalenz Therapie mit TNF-α-Blockern wie Adalimu-
von rheumatoider Arthritis, M. Crohn, Adipo- mab (Humira®) verringert dagegen das kar-
sitas, Hypertonie und Diabetes fast im Bereich diovaskuläre Risiko.
jener von Erwachsenen liegt. Ursächlich hier-
für ist die systemische Entzündungsreaktion, Viele Kinder sind untertherapiert
die nach Ausführung von Dr. Papp im Mittel- Die Behandlung von Kindern mit Psoriasis be-
punkt der Pathogenese steht. Eine zentrale schränkt sich derzeit meist auf topische Be-
handlungen und die Fototherapie. Doch die
Schmalspektrum-UV-B-Therapie sollte bei
Kleinkindern gar nicht, bei Jugendlichen nur
zurückhaltend eingesetzt werden.
Für Kinder ab dem 4. Lebensjahr mit schwerer
Psoriasis, bei denen topische Behandlungen
und Fototherapie nicht ausreichend wirksam
sind, steht seit März 2015 Adalimumab zur
Verfügung. Die Zulassung beruht auf einer kli-
nischen Phase-III-Studie, in der die Sicherheit
und Wirksamkeit von Adalimumab an Kindern
und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren
mit Methotrexat verglichen wurde. Mit einer
2-wöchentlichen Dosis von 0,8 mg/kg Adali-
mumab (bis zu 40 mg) erreichten 57,9 Prozent
der Kinder nach 16 Wochen einen PASI 75, mit
Methotrexat waren es 32,4 Prozent. «Adalimu-
mab wird von Kindern exzellent vertragen»,
dies hob Papp hervor.
SK
Quelle: Satellitensymposium «What matters most for the patient? Long-term management of psoriatic disease» (Sponsor: Abbvie), beim 25. Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), 29. September 2016 in Wien.
TNF-α-Blocker wirkt anhaltend bei Hidradenitis suppurativa
Die offene Verlängerungsphase der PIONEERStudie zeigt: Patienten mit Hidradenitis suppurativa profitieren über 2 Jahre lang von der Behandlung mit Adalimumab: So können Knoten und Abszesse bei über 50 Prozent der Patienten halbiert werden. Die Hidradenitis suppurativa (HS), auch als Acne inversa bezeichnet, ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung mit Ausbildung von Knoten, Abszessen und Fisteln, die oft schwer zu behandeln ist. Allein die Diagnosenstellung dauert oft mehrere Jahre. «Bei den Klinikern besteht kein ausreichendes Bewusstsein, und die Patienten stellen sich oft erst spät vor», kommentierte Prof. Christos C. Zouboulis aus Dessau (D) die oft unbefriedigende Versorgungssituation. Die Lebensqualität der Patienten ist meist stark beeinträchtigt. HS wird heute nicht als Hauterkrankung, sondern als systemische entzündliche Erkrankung
angesehen. Sie tritt unter anderem überdurchschnittlich häufig bei Patienten mit M. Crohn oder Colitis ulcerosa auf. Aus dieser Assoziation ergaben sich Überlegungen zu einer Therapiemöglichkeit mit Adalimumab (Humira®). Inzwischen haben die Phase-III-Studien PIONEER I und II die Wirksamkeit von Adalimumab über 12 Wochen gezeigt (1). In den Studien konnte Knoten und Abszesse bei 41,8 beziehungsweise 58,9 Prozent der Patienten halbiert werden. Aktuell wurde von Zouboulis in Wien eine offene Verlängerungsstudie von PIONEER vorgestellt (2). 88 eingeschlossene HS-Patienten erhielten 1-mal wöchentlich 40 mg Adalimumab bis zur Woche 108. Nach dieser Zeit bestand bei 60,2 Prozent die Reduzierung des Befundes um 50 Prozent. Der Anteil derer, die mindestens eine 25-prozentige Besserung hatten, betrug 66,7 Prozent. Durch die Behandlung erzielten die Patienten zudem eine signifikant
bessere Lebensqualität, evaluiert im Dermato-
logy Quality of Life Index (DLQI). Nebenwir-
kungen traten bei 86,4 Prozent auf, 13,6 Pro-
zent wurden als schwerwiegend eingestuft.
Dies wurde im Hinblick auf das bereits be-
kannte Sicherheitsprofil des TNF-α-Hemmers
als konsistent gewertet.
SK
Referenzen: 1. Kimball AB et al.: Two Phase 3 Trials of Adalimumab for Hidradenitis Suppurativa. N Engl J Med. J 2016; 375: 422–434. 2. Zouboulis C et al.: Adalimumab Efficacy in Hidradenitis Suppurativa Patients is Sustained at Least Two Years with Weekly Dosing: Results from a Phase 3 Open-Label Extension Study (PIONEER). Poster P0067 beim EADV 2016.
Quelle: Workshop «Quality Of Care: The challenge, the solutions» (Sponsor: Abbvie), beim 25. Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), 29. September 2016 in Wien.
CongressSelection Dermatologie • Januar 2017 • 13