Transkript
BERICHT
«Spontanität» beim Sex
Wirkdauer. PDE-5-Hemmer der zweiten Generation besitzen einen raschen
Wirkungseintritt und sind dank höhe-
Wunsch und Wirklichkeit
rer Rezeptorselektivität besser verträglich. In der Schweiz ist vor Kurzem der
Wirkstoff Avanafil (Spedra®) auf den
Markt gekommen, der diese Eigen-
schaften aufweist. Als Wirkdauer wer-
den 18 Stunden angegeben.
Die beiden wichtigsten Störungen des Sexuallebens beim Mann werden durch Die genaue Information der Patienten
Ejaculatio praecox und erektile Dysfunktion hervorgerufen. Störungen des Selbstwertgefühls, Beziehungsprobleme und Chronifizierung sind die gra-
ist nach Erfahrung des Urologen sehr bedeutsam. Das betrifft die Erklärung der Wirkungsweise, also die Abhängig-
vierenden Folgen. Diese müssen nicht sein, da nicht medikamentöse und keit von der sexuellen Stimulation,
pharmakologische Therapien verfügbar sind.
aber auch das Auftreten möglicher Nebenwirkungen, die bei häufigerer
Halid Bas
Einnahme mit der Zeit auch schwächer werden. Aus den Zulassungsstudien
der PDE-5-Inhibitoren ist bekannt,
dass ein sehr ausgeprägter Plazebo-
Erektionsprobleme können schwerwie- die für Herz und Gefässe als solche effekt besteht. Die Anwendung von
gende Entwicklungen im Sinne einer bekannten, allen voran das Rauchen, PDE-5-Hemmern hat über die kurz-
Abwärtsspirale auslösen. Von Scham wie Müller festhielt. Der Aspekt des fristige Wirkung noch weitere Effekte.
bis zu Verlust der Partnerschaft oder Risikofaktorenmanagements solle unbe- So werden positive Wirkungen am
der beruflichen Existenz berichtete dingt mit dem ED-Patienten besprochen Gefässendothel und am Schwellkörper-
Dr. phil. Dania Schiftan, Sexologin, werden, da er so eine aktive Rolle wahr- gewebe beschrieben.
Zentrum für interdisziplinäre Sexolo- nehmen könne, forderte der Urologe.
gie und Medizin (ZiSM), Zürich. Eine
Hilfe für Patienten
durch eine erektile Dysfunktion (ED) Rasche Bereitschaft
mit vorzeitigem Samenerguss
ausgelöste tief greifende Verunsicherung, stützt Selbstwertgefühl
Ein verbreitetes Sexualproblem ist die
Belastung der Partnerschaft und sub- Gemäss Befragungen wünschen sich Ejaculatio praecox. «In erster Linie ist
jektiv als existenziell erlebte Bedrohung die meisten Männer zur Therapie der das ein Problem jüngerer Männer,
bestätigte auch PD Dr. med. Alexander ED ein Präparat, das innert 15 Minuten kommt aber auch im mittleren Alter
Müller, Leitender Arzt Urologie, Uni- wirkt. Dies hat mit der Vorstellung zu nicht selten vor», sagte Schiftan. Sexual-
versitätsspital Zürich. Männer mit ED tun, dass Sex spontan zu geschehen hat, therapeutisch ist der vorzeitige Samen-
trifft die Erfahrung tief, dass sie über auch wenn vor allem in Paarbeziehun- erguss einfacher zu behandeln. Dabei
ihren Penis keine Hoheit mehr haben, gen häufig eine gewisse Routine herrscht. können den Betroffenen verschiedene
dass sie die Kontrolle über ein als Wunsch und Wirklichkeit verhielten Kniffe und Vorstellungen vermittelt
zentral empfundenes Organ verloren
haben und daher die Partnerin nicht mehr befriedigen können. Wie wichtig dieser Aspekt ist, geht auch
«Aber oft ist auch das Gefühl wichtig, jetzt gleich zu können und nicht erst zwei Stunden warten zu müssen.»
daraus hervor, dass Männer mit Erek-
tions- oder Ejakulationsproblemen viel sich also oft diskordant, bestätigte die werden, welche den Zeitpunkt der Eja-
früher Hilfe suchen als bei anderen Stö- Sexologin: «Aber oft ist auch das Ge- kulation hinausschieben. Das ist für die
rungen oder Erkrankungen. Je früher fühl wichtig, jetzt gleich zu können und Beziehung, die für die Frau wegen des
Männer Hilfe suchten, desto leichter nicht erst zwei Stunden warten zu müs- enttäuschenden Sexuallebens massiv
sei ihnen zu helfen, betonte die Sexo- sen.» Diese rasche Bereitschaft kann belastet ist, von grosser Bedeutung. Un-
login, da sich dann noch keine schäd- auch für das Selbstwertgefühl bedeut- terstützend kann der selektive Sero-
lichen Erwartungshaltungen einge- sam sein. Dies wiederum hilft bei den tonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
schliffen hätten.
sexualtherapeutischen Bemühungen.
Dapoxetin (Priligy®) bei Bedarf einge-
Die ED ist klarerweise mit dem Altern Die Zuverlässigkeit der medikamentös nommen werden. So lässt sich die in-
assoziiert. Aus ärztlicher Sicht ist die gestützten Erektionsfähigkeit ist ein travaginale Latenzzeit auf das Drei- bis
ED ein Marker für eine kardiovasku- ebenso wichtiger Aspekt wie die Spon- Vierfache verlängern.
O
läre Risikokonstellation. Zu den Risi- tanität.
kofaktoren für ED gehören daher auch Bei der Wahl des Phosphodiesterase-5- Halid Bas
(PDE-5-)Hemmers sollen Patienten-
Informationen für Patienten mit Ejakulations- und Erektionsstörungen: www.speedisthekey.ch
präferenzen berücksichtigt werden. Die einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich zunächst vor allem durch die
Quelle: «Lets’s talk about sex! – Was in Schweizer Betten (nicht) läuft», Medienkonferenz der A. Menarini (Schweiz) AG am 30. August 2016 in Zürich.
1024 ARS MEDICI 22 I 2016