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Titel
Rosenbergstrasse
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Datum
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Rubrik
MEDIEN - MODEN - MEDIZIN
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Artikel-ID
30118
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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse

Kürzlich: Am Tisch fünf Personen, alles Schweizerinnen und Schweizer, ziemlich zufällig zusammengewürfelt. Irgendwann kommt dann das immer wieder spannende und oft verblüffende Spiel: Wie viel «Schweiz» sitzt eigentlich am Tisch – zurückverfolgt bis zur Grosseltern-Generation? Das nicht so erstaunliche Ergebnis an diesem Tag und für diese Grenzregion: 275% Italienisch, 100% Deutsch, 50% Schweiz und je 25% Österreichisch, Russisch und Französisch. Ist dies also die fremdenfeindliche, ängstliche, sich abschottende Schweiz?
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Der Ausländeranteil in der Schweiz ist höher als in allen andern europäischen Staaten (mit Ausnahme von Luxemburg, wenn das stimmt), nämlich in manchen Gemeinden bis zu 40 Prozent oder vereinzelt sogar mehr. Und doch haben wir weniger Probleme. Irgendetwas macht die Schweiz offenbar anders. Jedenfalls: Sie hat sie alle integriert, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten: die «Tschinggen», die Portugiesen, die Türken, die «Jugos», ja sogar die Deutschen.
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In der Runde mit den multikulturellen Vorfahren dann die Frage: Was macht die Schweiz besser? Oder was macht es der Schweiz leichter? Man fand zwei wichtigste Gründe. Erstens: die Grösse. Oder Kleinheit. 30 000 Migranten sind nun mal risikoloser integrierbar als eine Million, egal wie gross das Einwanderungsland ist. Die Gefahr von Ghettos und Parallelgesellschaften ist kleiner. Zweitens und entscheidend: die direkte Demokratie. Denn nicht trotz, sondern gerade wegen Masseneinwanderungs-, Ausschaffungs-, Minarettverbots-, Burkaverbots- und anderen Initiativen gibt es so wenig Gewalt gegen Migranten und Muslime. Solche Initiativen sind

Warnungen und Auftrag an die Politik. Andernorts foutieren sich die Politiker um unbequeme Meinungen. Frankreich lässt in den Banlieues Ghettos und Subkulturen entstehen, fast nicht mehr kontrollierbar, Deutschland generiert mit einer aberwitzigen Flüchtlingspolitik Parallelgesellschaften und radikalen Bürgerprotest zugleich, Schwedens grüne Ideologen mussten nach vertuschten Übergriffen und Protesten angesichts des Migrationsdebakels die Reissleine ziehen, in Belgien rumort es noch und noch. Deshalb, so die am Ende möglicherweise leicht eitle Mahnung in Richtung europäische Nachbarn: Deshalb geht es uns besser, liebes Europa: wegen der direkten Demokratie! Sie vor allem macht den Unterschied.
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«Integriere dich schön», sagte der Bauer zum Wolf und sperrte ihn in den Schafstall.
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Immer diese sexistischen Witze: «Was würdest du machen, wenn ein Bär deine Frau angreift?» – «Nichts. Er hat sie selbst angegriffen. Soll er sich auch selbst verteidigen.» (Sorry, Walti fand’s lustig.)
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Es gibt ihn noch, den angemessenen Umgang mit Gefahr (se non è vero …): In Österreich hat ein humorloser Rottweiler einen ebenso humorfreien Horror-Clown in den Ar… gebissen. Wie meint die frivole Gisela: Leinenzwang und Maulkorbpflicht wären richtig, wenn sie humanen und nicht caniden Idioten auferlegt würde.
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Die Breite an der Spitze ist dichter geworden. (Hermann Neuberger)

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Ein unglücklicher Bekannter, dem vor wenigen Wochen nach 20 Jahren seine Frau ganz klassisch davon gelaufen ist: «Mir ist nach Lichterketten, Mahnwachen, Spalieren von Händchen haltenden, betroffen blickenden Menschen und Plakaten mit einem einzigen Wort: «Warum?»
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Natürlich ist es unfair, sich über Genderforschung lustig zu machen (in Deutschland gibt es rund 200 GenderProfessuren). Aber ein bisschen sind die Forscherinnen und Forscher schon selbst schuld am Spott. Etwa wenn sie (es ist zugegeben ein paar Jahre her) fordern, Fotos von brunftigen Hirschen aus einer Werbebroschüre des Nationalparks Eifel zu entfernen, weil die arg einseitig interessierten Stiere (bei der Gattung Rehe heissen die Männer Böcke) doch nur stereotype Geschlechterrollen fördern.
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Denk bitte nicht ständig an mich, ich will endlich mal allein sein.
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Und das meint Walti: Wirklich eingebildet sind Leute, die anlässlich ihres Geburtstags ihren eigenen Eltern ein Glückwunschtelegramm schicken.
Richard Altorfer

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ARS MEDICI 22 I 2016