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BERICHT
Kosmetische Dermatologie – auf der Suche nach sinnvollen Schnittstellen zur Kosmetik
Bericht vom Medical-SkinCare-Kongress Düsseldorf
In der ästhetischen Medizin sind mit dem Siegeszug der sanften Methoden die Übergänge zur Kosmetik immer fliessender geworden. Eine gute Kooperation zwischen Arzt und Kosmetikerin gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Dieser Entwicklung wurde nun auch auf der BEAUTY Düsseldorf, der grössten internationalen Leitmesse für Kosmetik, Fusspflege, Wellness und Spa, Rechnung getragen: Erstmals fand parallel zur Messe der MedicalSkinCare-Kongress statt, auf dem wissenschaftliche Trendthemen aus ästhetischer Dermatologie und Kosmetologie diskutiert wurden.
Werner L. Mang
Der überwiegende Teil der Kongressteilnehmer stammte hier aus der Kosmetikbranche. Der Kongress sollte ihnen eine Hilfestellung bieten, in der Menge der Angebote die Spreu vom Weizen trennen zu können. Realistische Einschätzungen zu den einzelnen Verfahren sind wichtig, denn für viele ist nicht der Arzt, sondern eine Kosmetikerin die erste Ansprechpartnerin, wenn es um Erhaltung der Schönheit und Anti-Aging geht. Das stetig zunehmende Verbraucherinteresse an modernen Anti-Aging-Verfahren bedeutet daher für die Schönheitsbranche neue Herausforderungen und Chancen. Dabei sollten die wissenschaftlichen Vorträge am MedicalSkinCare-Kongress weiterhelfen.
Zusammenarbeit von Medizin und Kosmetik als Win-win-Situation
Hierzu wurde ein hochkarätiges Referentengremium zusammengestellt, darunter beispielsweise auch Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang, ärztlicher Leiter der Bodenseeklinik aus Lindau, der grössten deutschen Klinik für ästhetische Chirurgie. In Düsseldorf betonte er, dass er sich als «Pionier der Zusammenarbeit» fühle. Schliesslich habe es in seiner Klinik immer schon auch eine Beautyfarm gegeben, wo Kosmetikerinnen arbeiten und auch ausgebildet werden – denn: «Zu einem guten ästhetischen Chirurgen gehört auch die Nachbehandlung, sie ist für das Ergebnis und für die Narbenbildung entscheidend – und das machen bei uns seit 25 Jahren Kosmetikerinnen.» Als Beispiele für Verfahren, die von Kosmetikerinnen übernommen werden, nannte er Lymphdrainage, Permanent-Make-up, Eispackungen und Ultraschalltherapien. Nach seiner Einschätzung sind
auch die Ärzte zur Zusammenarbeit bereit. Die Zusammenarbeit könne langfristig nur gut funktionieren, wenn es für beide Seiten eine Win-win-Situation ist. In seinem Vortrag gab Mang einen Überblick über die häufigsten Standardoperationen in der ästhetischen Chirurgie. Bei Frauen sind Brustvergrösserungen immer noch führend, gefolgt von der Fettabsaugung. Bei Männern dagegen steht die Fettabsaugung an erster Stelle, gefolgt von der Lidkorrektur. Eine Fettabsaugung werde an der Bodenseeklinik häufig mit dem Coolsculpting kombiniert, das dann in der Beautyfarm erfolge.
OP-freie Methoden haben Schönheitsmarkt verändert
Auf weitere Kombinationsmöglichkeiten von ärztlichen und kosmetischen Anwendungen wies Dr. Dr. Frank Muggenthaler aus Basel hin. Als Facharzt für Kiefer- und Gesichtschirurgie ist er seit vielen Jahren auf dem Gebiet der ästhetischen Gesichtschirurgie erfolgreich tätig. Nach seiner Erfahrung haben so-
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wohl Botulinum als auch die Filler den Schönheitsmarkt verändert. Diese Techniken haben die Aufmerksamkeit für OP-freie Ansätze gesteigert. Weitere wichtige Methoden seien die Peelings: «Ich selbst wende bei jedem Lifting auch irgendeine Art von Peeling an», betonte Muggenthaler. Damit meinte er nicht nur die oberflächlichen Peelings, sondern betonte auch die Vorteile eines tiefen Peelings mit Phenol. Bei dieser Verjüngungsmethode komme es zu einer totalen Erneuerung der Epidermis sowie zu einer Stimulation der Dermis zur Synthese von Kollagen und elastischen Fasern. Darüber hinaus werden Pigmentflecken reduziert. Limitierend wirken die Rötungen, die bei diesem Verfahren für 6 bis 8 Wochen anhalten. Daher ist es vor allem für diejenigen geeignet, die sich nicht mehr im Arbeitsprozess befinden. Der Aufwand sei «vergleichbar» mit einer Operation, doch die Ergebnisse, mit einer Verfeinerung und Verjüngung der Haut um 10 bis 15 Jahre, könnten sich sehen lassen. Dementsprechend steht für Muggenthaler das chirurgische Facelifting heute
am Ende der Therapiekaskade. Das Skalpell biete dann Vorteile, wenn Probleme gezielt angegangen werden sollen, zum Beispiel bei der Blepharoplastik oder wenn die Brauenposition verändert werden soll.
Resümee
Das Plädoyer für eine verstärkte Zusammenarbeit
von Medizinern und Kosmetikerinnen zog sich wie
ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung. Es
wurde deutlich, dass sich so die besten Ergebnisse
erzielen lassen. Die Ärzte werden durch delegierbare
Prozeduren entlastet, die Klienten erhalten eine um-
fassendere Betreuung sowie ein besseres Gesamt-
ergebnis und die Kosmetikerinnen zusätzliche Betäti-
gungsfelder. Insgesamt also können alle Beteiligten
profitieren.
L
Adela Žatecky
Alle Abbildungen: Messe Düsseldorf/Tillmann
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