Transkript
SCHWERPUNKT
Swiss Platform for Paediatric Clinical Pharmacology: https://paedcp.ch
Am CHUV in Lausanne wurde das Nabelschnurblut von 5585 Neugeborenen untersucht. Unter ihnen befanden sich 7 Neugeborene mit serologischem Toxoplasmosebefund, was einer Prävalenz von 0,13 Prozent entspricht. Es wurde jedoch kein einziger Fall einer symptomatischen Toxoplasmose gefunden. 3 der 7 Kinder mit serologischem Toxoplasmosebefund fehlten beim Follow-up, die anderen 4 waren symptomfrei. Die Autoren der Studie geben zu bedenken, dass es sich nur um die Daten aus einem einzigen Zentrum handelt und man wegen der Follow-up-Lücken die Bedeutung symptomatischer kongenitaler Toxoplasmose möglicherweise unterschätzt.
P16: Ferry T et al.: Congenital toxoplasmosis in Switzerland: screening or no screening? Swiss Med Wkly 2016; 146 (Suppl 215): 31S.
Keine Carbapenem-Antibiotika für Patienten unter Valproat!
Valproat gehört zu den bei Kindern am häufigsten verwendeten Antiepileptika. Es sind mehr als 600 Substanzen bekannt, die mit Valproat interagieren kön-
nen. Kein Wunder also, dass die eine oder andere Wechselwirkung im Alltag nicht genügend beachtet wird. Anhand eines Fallberichts erinnerte das Team der pädiatrischen Pharmakologie am Universitätskinderspital beider Basel (UKBB) daran, dass Valproat und Carbapenem-Antibiotika nicht parallel verabreicht werden sollten. Der 14-jährige Patient mit LAMMSyndrom und fokaler Epilepsie im Zusammenhang mit einem Folatrezeptor-1-Mangel wurde seit Jahren mit Valproat behandelt. Die Anfallkontrolle war gut, die Plasmakonzentration im Normalbereich. Er wurde am UKBB wegen einer Lungenentzündung mit Meropenem i.v. behandelt. In der Folge sanken seine Valproatspiegel unter das therapeutisch nötige Mass. Nach dem Absetzen des Antibiotikums stieg der Valproatspiegel innert 14 Tagen wieder auf den Ausgangswert. Es ist unklar, welcher Wirkmechanismus hinter dieser beobachteten Interaktion steht. Auch wenn die pharmakologische Interaktion mit Valproat in diesem Fall glücklicherweise keine klinischen Symptome bewirkte (wie z.B. häufigere oder schwerere epileptische Anfälle), ist es wichtig zu beachten, dass Carbapenem-Antibiotika nicht an Patienten unter Valproattherapie verabreicht werden. Falls es keine Alternative zu dem Antibiotikum gibt, ist der Plasmaspiegel des Valproats regelmässig zu kontrollieren. Auf ihrem Poster wies das Team vom UKBB auf die «Swiss Platform for Paediatric Clinical Pharmacology» hin. Dort können sich Ärzte registrieren und Fachleute konsultieren, wenn es um Medikamentenwirkungen, -nebenwirkungen und -interaktionen sowie die richtige Dosis für junge Patienten geht: https://paedcp.ch
P25: Rodieux F et al.: Drug-drug interaction between valproic acid and carbapenems: an interaction to know. Swiss Med Wkly 2016; 146 (Suppl 215): 33S.
Renate Bonifer
Gebrauch pharmakologischer Datenbanken in der pädiatrischen Praxis
Nach wie vor werden viele Substanzen bei Kindern off-label angewendet. In welchen Datenbanken suchen Fachleute in der Schweiz nach den entsprechenden Dosierungen? Dieser Frage ging man in einer Online-Umfrage nach, in der neben Apothekern 1806 Schweizer Pädiater angefragt wurden. 360 von ihnen antworteten, etwa die Hälfte von ihnen waren niedergelassene Pädiater in der Praxis, die anderen im Spital tätig. Von den Kollegen in der Praxis verwendete etwa ein Fünftel nie oder höchstens einmal pro Jahr eine elektronische pharmakologische Datenbank und ein weiteres Fünftel nur ein- bis dreimal pro Monat. Alle anderen nutzen diese mindestens ein- bis fünfmal pro Woche und 26 Prozent sogar mehr als einmal täglich. Im Spital sieht das etwas anders aus: Hier nutzen knapp 80 Prozent der Pädiater, die sich an der Umfrage beteiligten, entsprechende Quellen
mindestens ein- bis fünfmal pro Woche und 31 Prozent mehr als einmal täglich. Ein allgemeiner Trend: Je unerfahrener ein Arzt ist, umso häufiger nutzt er solche Datenbanken. Wer glaubt, dass mittlerweile das Smartphone der bevorzugte Weg zum Abruf solcher Daten sei, irrt sich. Nach wie vor nutzen die allermeisten Ärzte ihren PC, um die gewünschte Information auf den entsprechenden Websites abzurufen. Für Spitalärzte spielen auch entsprechende Informationen im Intranet ihrer Institution eine grosse Rolle. Sowohl Spitalpädiater als auch Pädiater in der Praxis nutzen am häufigsten www.compendium.ch, vor www.kinderdosierungen.ch, einer Website, die vom Universitätskinderspital Zürich betrieben wird. Danach folgen www.drugdoses.net und www.swissmedic.ch. Die pharmakologischen Datenbanken www. pharmavista.ch sowie von Micromedex® und
Kinderdosierungen können über die Website des Universitätskinderspitals abgerufen werden: www.kinderdosierungen.ch
UpToDate® spielen für Ärzte offenbar keine Rolle, werden aber von Apothekern genutzt.
FM36: Hiltbrunner S, Vonbach P: Which electronic database do Swiss healthcare professionals consult for paediatric dosages? Swiss Med Wkly 2016; 146 (Suppl 215): 14S.
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