Transkript
DIE SGE INFORMIERT
Einführung eines Schweizer «Healthy Choice Label» geplant
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat im Rahmen des Nationalen Programms Ernährung und Bewegung (NPEB) der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) den Auftrag erteilt, die Grundlagen zur Einführung eines einheitlichen und einfach verständlichen Lebensmittel-Labels zu erarbeiten. Die Projektleiterin der SGE, Esther Infanger, erklärt im nachfolgenden Interview, worum es bei diesem Label geht.
SGE: Frau Infanger, warum
zer Bevölkerung gerne ge-
ein weiteres Label – hat es
sünder ernähren möchten.
nicht bereits genügend La-
In verschiedenen Ländern
bels auf dem Schweizer Le-
haben die Labels zudem
bensmittelmarkt?
dazu geführt, dass Produ-
Esther Infanger (EI): Das
zenten ihre Rezepturen
Ziel des geplanten Lebens-
verbessert haben. Davon
mittel-Labels ist die Kenn-
profitieren wiederum alle
zeichnung der gesünderen
Konsumenten.
Wahl innerhalb einer Lebensmittelkategorie. Die World Health Organisation (WHO) postuliert in ihrer «Global strategy on diet, physical activity and health», dass genaue, stan-
Esther Infanger ist diplomierte Ernährungsberaterin HF und Master of Nutrition. Sie leitet bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) das Projekt «Lebensmittel-Label» im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Wie wird das Label aussehen? EI: Das wissen wir noch nicht genau. Wir haben als Grundlage eine Bestandesaufnahme bestehender
dardisierte und verständli-
Labels gemacht und ein
che Informationen über
Konzept zum weiteren Vor-
den Inhalt von Lebensmitteln nötig sind, gehen erstellt. Die Details werden nun
damit eine gesündere Wahl getroffen von Experten und Begleitgruppen defi-
werden kann. Verschiedene Länder ha- niert.
ben ein solches Label bereits eingeführt.
Bis heute gibt es in der Schweiz jedoch Welche Resultate hat die Bestandesauf-
nichts Vergleichbares.
nahme ergeben?
EI: Insgesamt wurden neun ausländische
Gibt es Evidenz dafür, dass das Label auch Lebensmittel-Label identifiziert, die ge-
wirklich von den Personen beachtet wird, sündere Alternativen kennzeichnen. Eini-
die sich gesünder ernähren sollten?
ge existieren bereits seit vielen Jahren.
EI: Dafür ist primär sein Bekanntheitsgrad Mit der Befragung von Label-Organisatio-
entscheidend, jedoch zeigt sich immer nen im In- und Ausland haben wir Infor-
wieder, dass vor allem Personen, die sich mationen gesammelt, wie diese entwi-
bereits gesundheitsbewusst ernähren, ckelt und eingeführt worden sind, wie sie
von der Lebensmittelkennzeichnung pro- vergeben, kontrolliert und vermarktet
fitieren. Eine Studie von Coop hat indes werden und wie wirksam sie sind. Diese
gezeigt, dass sich zwei Drittel der Schwei- Informationen bilden nun die Basis zur
Entwicklung und Einführung eines entsprechenden Labels in der Schweiz.
Worauf basieren die Kriterien bei den untersuchten Labels? EI: Zu den gebräuchlichsten Kriterien von «Healthy Choice Labels» zählen der Natrium(= Kochsalz)gehalt, die gesättigten Fettsäuren und Nahrungsfasern sowie Fett, Transfettsäuren und Zucker(arten). Weitere Kriterien sind die Portionengrösse und der Energie-, Vitamin- und Mineralstoffgehalt. Meist werden die Nährstoffgehalte für verschiedene Lebensmittelkategorien definiert, einige unterscheiden bis zu 87 verschiedene Kategorien.
Warum wird das Label nicht Pflicht? EI: Es ist sehr schwierig, so etwas gesetzlich zu verankern, und es würde die Prozesse komplizierter und schwerfälliger machen. Wir hoffen und glauben jedoch, dass die Firmen freiwillig mitmachen werden. Das Label bedeutet eine Chance für Firmen, ihre Produkte in der Zusammensetzung zu optimieren und sie entsprechend zu kennzeichnen. Durch die Unterstützung von offizieller Seite wird die Glaubwürdigkeit erhöht.
Wer wird für das Label bezahlen? EI: Das ist in der Schweiz noch nicht definiert. Im Ausland wird ein Grossteil der identifizierten «Healthy Choice Labels»
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ausschliesslich über Lizenzgebühren finanziert, einige von der öffentlichen Hand, andere wiederum verfügen über gemischte Finanzierungen.
Was ist der nächste Schritt im Projekt? EI: Als Nächstes muss entschieden werden, ob die Schweiz ein eigenes Label entwickeln oder sich einer Labelorganisation in Europa anschliessen soll. Zu diesem Zweck wurde unter der Leitung der SGE eine Expertengruppe gebildet, welche die Aufgabe hat, mögliche Kooperationspartner und vor allem deren Kriterien zu prüfen.
Wann wird das Label eingeführt? EI: Vermutlich werden wir Mitte 2010 so weit sein.
Das Interview führte Viviane Bühr.
Tabelle: Länder, in denen bereits ein «Healthy Choice Label» eingesetzt wird
Labelname Choices
Land
Labellogo
Niederlande u.a.
Health Check
Kanada
Healthier Choice
Singapur
Heart Check Mark
USA
Heart Foundation Tick Heart Foundation Tick
Australien Neuseeland
Heart Symbol
Finnland
Eingesetzt seit 2007 1999 1998 1995 1989 1991 2000
Korrespondenz: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) Viviane Bühr, Öffentlichkeitsarbeit Schwarztorstrasse 87, 3001 Bern E-Mail: label@sge-ssn.ch
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