Transkript
ARGUS PHARMAKOTHERAPIE
Imiquimod bei aktinischer Keratose
Gute Wirkung bei allen Hauttypen
In einer Post-hoc-Analyse randomisierter, plazebokontrollierter Studien wurden die Wirksamkeit und die Sicherheit einer topischen Behandlung mit Imiquimod 3,75% bei Patienten mit aktinischer Keratose und unterschiedlichen Hauttypen untersucht.
Journal of Drugs in Dermatology
Aktinische Keratosen sind Teil eines Krankheitskontinuums, das von anfänglicher Keratozytendysplasie bis zum späteren invasiven Pflasterzellkarzinom reicht. Ultraviolette Strahlung kann die gesamte sonnenexponierte Haut beeinflussen mit Ausbildung subklinischer (unsichtbarer) und klinischer (sichtbarer) keratotischer Läsionen sowie invasiver Pflasterzellkarzinome. Allgemein ist es nicht möglich, vorherzusagen, welche Läsionen sich zu invasiven Spinaliomen entwickeln, weshalb Experten empfehlen, dass alle Veränderungen der sonnenexponierten Haut behandelt werden sollten. Imiquimod als 3,75-prozentige Creme (Zyklara®) ist eine effektive Therapie bei aktinischer Keratose, welche über 90 Prozent der Läsionen zum Verschwinden bringt. Dieser Behandlungserfolg bleibt zudem langfristig erhalten. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass hellere Hauttypen eher aktinische Keratosen entwickeln. Die vorliegende Studie untersuchte, ob verschiedene Hauttypen nach Fitzpatrick (I = Keltischer Typ; II = Nordischer Typ; III = Mischtyp; IV = Mediterraner Typ) auf die Imiquimodbehandlung unterschiedlich reagieren.
Methodik Die Post-hoc-Analyse stützt sich auf die gepoolten Daten zweier identischer, 14-wöchiger, plazebokontrollierter, doppelblinder,
Merkssatz
O Imiquimod 3,75% wird gut vertragen und erzielt auf grossflächigen sonnenexponierten Hautarealen über alle weisshäutigen Hauttypen ein Verschwinden klinischer und subklinischer aktinischer Läsionen.
multizentrischer Phase-III-Studien. In beiden Studien wurden bis zu zwei Sachets Imiquimod 3,75% pro Tag während zweier Wochen in zwei Behandlungszyklen mit zwei Wochen Pause auf die betroffenen Hautareale (gesamtes Gesicht oder Kopfglatze) appliziert. Das Studienende war als Befund acht Wochen nach der letzten Cremeanwendung definiert. Die Wirksamkeit wurde anhand der medianen absoluten und prozentualen Reduktionen der maximalen Anzahl der unter Therapie beobachteten Läsionen (Lmax) beurteilt. Dies berücksichtigte somit auch die erst unter Imiquimod sichtbar werdenden subklinischen aktinischen Hautveränderungen. Die Sicherheitsevaluation erfolgte anhand der lokalen Hautreaktionen wie Rötung, Ödem, Hautnässen, Schuppung, Verkrustung, Erosion oder Ulzeration.
Resultate
Für die Analyse wurden die FitzpatrickHauttypen I und II sowie III und IV gruppiert. 173 Patientinnen und Patienten hatten Typ I/II und 142 Studienteilnehmer Typ III/IV. Von diesen wurden 159 zur aktiven Therapie mit Imiquimod 3,75% und 156 zu Plazebo randomisiert. Die mediane prozentuale Reduktion von Lmax betrug bei Hauttyp I/II 94,2 Prozent und bei Hauttyp III/IV 89,7 Prozent. Ebenfalls sehr ähnlich waren die absoluten Lmax-Reduktionen für hellere und dunklere Hauttypen (19,0% und 17,0%). Im Vergleich zu Plazebo waren diese Reduktionen unter Imiquimod 3,75% sowohl in der Gruppe mit Hauttyp I/II als auch in der Gruppe mit Hauttyp III/IV signifikant grösser (p < 0,0001). Die Häufigkeit lokaler Hautreaktionen war in den mit Imiquimod 3,75% behandelten Gruppen mit helleren oder dunkleren Hauttypen ähnlich.
Diskussion
Durch die Gruppierung in hellere (Fitzpa-
trick I und II) und dunklere (Fitzpatrick III
und IV) Hauttypen bei weisshäutigen Men-
schen entstanden zwei zahlenmässig unge-
fähr ähnliche Subgruppen, die statistische
Wirksamkeitsvergleiche zwischen Imiqui-
mod 3,75% und Plazebo erlaubten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Imiquimod
3,75% in beiden Subgruppen ähnlich wirk-
sam war und zu ähnlichen absoluten und
relativen Reduktionen der aktinischen Lä-
sionen führte. Dies geschah über die be-
kannte immunstimulierende Wirkung und
Apoptoseinduktion von Imiquimod. Eine
theoretisch denkbare unterschiedliche Wir-
kung je nach Hauttyp trat somit nicht zu-
tage. Imiquimod 3,75% ist also gegen akti-
nische Keratosen unabhängig vom Fitz-
patrick-Hauttyp wirksam.
Bemerkenswert ist der fehlende Unterschied
bei den Hautreaktionen der Subgruppen
mit helleren und dunkleren Hauttypen, da
man bei hellerer Haut eine grössere Emp-
findlichkeit mit ausgeprägteren Hautirrita-
tionen erwarten würde. Häufigste Reaktion
war eine Hautrötung, die als Biomarker der
Imiquimodwirkung interpretiert werden
kann und die anzeigt, dass die Behandlung
einen günstigen Effekt hat. Als Fazit nennen
die Autoren, dass Imiquimod 3,75% gut
vertragen wird und bei grossflächigen
sonnenexponierten Hautarealen über alle
weisshäutigen Hauttypen ein Verschwinden
klinischer und subklinischer aktinischer
Läsionen erzielt.
O
Halid Bas
Quelle: Alomar A et al.: Efficacy and safety of Imiquimod 3.75% from Lmax in actinic keratosis according to Fitzpatrick skin type. J Drugs Dermatol 2016; 15(3): 285–289.
Interessenlage: Die Originalpublikation wurde von Meda AG finanziell unterstützt.
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ARS MEDICI 9 I 2016