Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Kari, müde: Vom Sofa aus kann ich zwar nicht die Welt retten – aber wenigstens auch keinen grösseren Schaden anrichten.
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Mario, ein nur knapp integrierter Secondo, sympathisch, aber ethnisch bedingt eher den Lüsten zugetan als dem Leiden, hat auf seinem iPhone die App «Health» entdeckt. Sie zählt, wie viele Schritte und Kilometer er täglich macht und wie viele Treppen er hochsteigt. Mario staunt, wie die App das alles misst. Aber egal, er hat gelesen, dass er es, um gesund zu bleiben, auf 10 000 Schritte täglich bringen sollte. Doch leider, er kommt selbst nach einem langen Arbeitstag im Büro am Computer, wenn’s gut geht – das heisst, wenn er den Big Mac zu Fuss holen gegangen ist –, auf gerade mal plus/minus 3000 Schritte. Mario ist allerdings clever. Seit er seine abendlichen Zigarillos nicht mehr auf dem Sofa raucht, sondern paffend damit durch die Wohnung wandert, zeigt «Health» am Ende des Tages immerhin gegen 5000 Schritte. Mario treuherzig zu seinem Hausarzt, das sei doch schon die halbe gesundheitliche Miete.
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«Always» and «never» are two words you should always remember never to use.
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Dazu noch etwas zur gesunden Ernährung: Rache – endlich etwas, das süss ist und doch nicht dick macht.
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Unser Justizsystem stösst offensichtlich an seine Grenzen: Selbstmordattentäter lassen sich schlecht resozialisieren. Was nach Zynismus klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Wie sollen Prävention und Strafe aussehen bei dieser Art Verbrechen? Häuser der Attentäterfamilien nachträglich sprengen, wie das die Israelis machen? Wenn’s wenigstens was nützen würde.
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Die Mutter das auffällig schöne Ergebnis einer Verbindung aus Philippina und Schweizer. Der Vater ein attraktiver Brasilianer. Das Töchterchen, drei Jahre, wie könnte es anders sein, ein himmlisch anmutendes Wesen. So weit, so gut. Auf den bewundernden Ausruf einer Bekannten: «Mein Gott, ist das ein schönes Kind», dann die doch eher überraschende Reaktion der bezaubernden, aber offenbar genervten Mutter: «Ja? Sicher? Wottsch es?»
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Katzenvideos sind beliebt. Etwa die Ninjakatze (www.youtube.com/watch? v=fzzjgBAaWZw), deren Video mehr als 46 Millionen Mal angeschaut wurde. Auch Grumpy Cat (www.grumpycats.com). Oder Katzenhalters Liebling Simon’s Cat (www.youtube.com/user/simonscat). Warum aber sind Katzen im Internet allgegenwärtig? Weil sie uns gut tun! Das beweist eine Studie aus den USA, erschienen in der Zeitschrift «Computers in Human Behaviour». Medienforscherin Jessica Gall Myrick fand heraus, dass das Anschauen von Katzenclips Energie
freisetzt und gute Laune macht. Möglicherweise kämen Katzenvideos als preiswerte antidepressive Therapie und zum Stressabbau infrage, meint die Forscherin. Warum nicht? Die Krankenkassen empfehlen und bezahlen Dümmeres.
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Capitalism is the unequal sharing of blessings, socialism is the equal sharing of miseries. (Winston Churchill)
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Sie kennen Chuck Norris nicht? Den Weltenretter, den toughsten Mann, den die Welt je gesehen hat, den Helden? Sollten Sie aber. Über Chuck Norris kursieren Dutzende von Sprüchen. Etwa der: Das einzige Mal, dass Chuck Norris sich irrte, war, als er dachte, er hätte einen Fehler gemacht. Oder der: Chuck Norris ist eigentlich schon vor zehn Jahren gestorben. Der Tod traut sich bloss nicht, ihm Bescheid zu sagen.
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Das Alter hat auch Vorteile für die Gesundheit: Zum Beispiel weil man ziemlich viel von dem Alkohol verschüttet, den man trinken möchte. (André Gide)
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Und das meint Walti: Alt WERDEN will niemand. Alt SEIN ebenfalls nicht. Nur alt BLEIBEN wollen die meisten – weil die einzige Alternative so wenig Spass verspricht.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 5 I 2016