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Chronische spontane Urtikaria
Viele Patienten bleiben trotz Therapie symptomatisch
Die chronische spontane Urtikaria hat weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. Dies wurde in einer multinationalen Beobachtungsstudie erstmals untersucht, welche Maria Magdalena Balp, MD, MSc, Director Health Economics & Outcomes Research in Global Patient Access, Novartis Pharma AG, Basel, vorstellte.
Die chronische spontane Urtikaria (CSU) ist definiert als das Vorkommen von Quaddeln und/oder Angioödemen über sechs und mehr Wochen mit bekannter oder unbekannter Ursache, aber ohne erkennbare externe auslösende Faktoren (Trigger) (1, 2). Die CSU an sich ist nicht lebensbedrohlich, hat aber tief greifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen, insbesondere wenn die Erkrankung durch die medizinische Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Daneben besitzt das Leiden wegen der grossen menschlichen und wirtschaftlichen Belastung auch eine wichtige Bedeutung für die Gesellschaft (3). Daten zur Krankheitslast durch CSU sind spärlich, vor allem ist kaum etwas bekannt über die Krankheitslast bei nicht ausreichend therapierten Patientinnen und Patienten.
Zu späte Diagnose ... Diese Aspekte wollte ASSURE-CSU*, eine Beobachtungsstudie an 64 Zentren in sieben Ländern (Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien und Grossbritannien), erhellen. Rekrutiert wurden erwachsene Patienten mit einer Dauer der CSU von mindestens zwölf Monaten. Die Studie bestand aus einer retrospektiven Analyse der Krankengeschichten sowie einer Querschnittsbefragung der Patienten. Diese umfasste ein Patiententagebuch der Symptome und ihrer Auswirkungen (Uriticaria Activity Score über sieben Tage [UAS7]) sowie weitere Fragebögen zu Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Von 673 rekrutierten Patienten sandten 614 (91,2%) den UAS7-Fragebogen ein. Das mittlere Alter beim Einschluss in die Studie betrug 48,8 Jahre. Die mittlere Krankheitsdauer zwischen Symptombeginn und Diagnosestellung lag bei 24 Monaten, von der Diagnosestellung bis zum Einschluss in die Studie bei 57,7 Monaten. Die Mehrheit der Rekrutierten war weiblich (72,7%) und weiss (90,4%). Bei 75 Prozent waren diagnostische Tests zum Ausschluss von Triggern vorgenommen worden. Bei 14,4 Prozent war ein autologer Serum-Hauttest durchgeführt worden, der bei knapp der Hälfte ein positives Ergebnis zeigte.
... und oft nicht ausreichende Therapie In der Einschätzung ihrer behandelnden Ärzte hatten die Stu-
*ASSURE-CSU: ASSessment of The Economic and Humanistic Burden of Chronic Spontaneous/Idiopathic Urticaria Patients
dienteilnehmer bei der Diagnosestellung der CSU in 11,2 Prozent der Fälle eine leichte, in 31,4 Prozent eine mittelschwere und in 36,5 Prozent eine schwere Form der Hauterkrankung; bei 21 Prozent war diese Information nicht erhältlich. Obwohl mehr als die Hälfte der CSU-Patienten an einer mittelschweren bis schweren Erkrankung lit, waren validierte Instrumente zur Erfassung patientenrapportierter Symptome nur bei wenigen eingesetzt worden. Bei 58,5 Prozent waren in den Krankenakten Angioödeme erwähnt (52% bei Diagnosestellung, 70,1% innert der letzten 12 Monate). Aus den von den Patienten eingesandten UAS7-Fragebögen ging hervor, dass fast die Hälfte einen Score ≥ 16 hatte, also trotz Behandlung weiterhin an einer mittelschweren bis schweren CSU litt. «Diese ersten gepoolten Daten lassen darauf schliessen, dass immer noch ein nicht befriedigter Bedarf zur Optimierung von Diagnose und Therapie dieser Krankheit besteht», resümierte Balp.
Halid Bas
Referenzen: 1. Greaves MW: Chronic idiopathic urticaria. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2003; 3(5): 363–368. 2. Zuberbier T et al.: European Academy of Allergy and Clinical Immunology; Global Allergy and Asthma European Network; European Dermatology Forum; World Allergy Organization: The EAACI/GA(2) LEN/ EDF/WAO Guideline for the definition, classification, diagnosis, and management of urticaria: the 2013 revision and update. Allergy. 2014; 69(7): 868–887. 3. Maurer M et al.: Unmet clinical needs in chronic spontaneous urticaria. A GA2LEN task force report. Allergy. 2011; 66(3): 317–330.
Quelle: Late Breaking News: «Patient profile from the first international burden of illness study in inadaequately controlled patients with chronic spontaneous urticaria (ASSURE-CSU)», Vortrag am 24. Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), 10. Oktober 2015 in Kopenhagen.
Take Home Messages
• Bei Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria wird die Diagnose oft verspätet gestellt.
• In einer Patientenbefragung hatte fast die Hälfte weiterhin eine mittelschwere bis schwere Symptomatik, erhielt also keine ausreichende Behandlung.
10 Dermatologie • Januar 2016