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Titel
Echinacea wirkt im In-vitro-Infektionsmodell antiviral und moduliert die Sekretion entzündlicher Zytokine
Untertitel
Deutsche Zusammenfassung einer englischen Originalpublikation (1)
Lead
Der folgende Artikel gibt einen Hinweis, dass die klinisch erwiesene Wirksamkeit alkoholischer Echinacea-purpurea-Extrakte gegen grippale Infekte nicht nur antivirale Effekte, sondern auch eine Hemmung der virusinduzierten Bildung proinflammatorischer Zytokine umfasst.
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-
Rubrik
Forschung
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1836
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FORSCHUNG
Echinacea wirkt im In-vitro-Infektionsmodell antiviral und moduliert die Sekretion entzündlicher Zytokine
Deutsche Zusammenfassung einer englischen Originalpublikation (1)

Der folgende Artikel gibt einen Hinweis, dass die klinisch erwiesene Wirksamkeit alkoholischer Echinacea-purpurea-Extrakte gegen grippale Infekte nicht nur antivirale Effekte, sondern auch eine Hemmung der virusinduzierten Bildung proinflammatorischer Zytokine umfasst.

zündungsfördernder Signalproteine reguliert werden kann.
Beteiligte Forschungseinrichtungen
◆ Prof. James B. Hudson und Dr. Manju Sharma, Abteilung für Pathologie und Labormedizin, Universität von British Columbia, Vancouver, Kanada
◆ Dr. Shawn A. Anderson, Prostatazentrum, Allgemeines Krankenhaus Vancouver, Kanada.
Verwendeter Pflanzenextrakt
Zum Einsatz kamen ein standardisierter alkoholischer Extrakt aus frischem Kraut sowie Wurzeln der Heilpflanze Echinacea purpurea (L.) Moench (Echinaforce®).

Testmaterial/Versuchsansatz
Die Inhibition des Virenwachstums und der Mediatoren wurde an verschiedenen Epithelzelllinien geprüft, so unter anderem an den Schleimhautzellen aus dem menschlichen Bronchialsystem sowie an den Lungenalveolen. Die getesteten Viren umfassten neben humanen Influenzaviren (A/H3N2) und Herpes-simplex-Viren Typ 1 auch Rhinoviren Typ RV1A und RV14, Adenoviren Typ 3 und 11 oder Respiratory-Syncytial-Viren (RSV). Die Bestimmung der antiviralen Aktivität erfolgte mit der MHK100 (minimale Hemmkonzentration 100) (siehe Tabelle). Hierbei wird die geringste Extraktkonzentration gemessen, unter der es noch zur vollständigen Inaktivierung der Viren kommt. Neben

Die vorliegende Zusammen-
fassung wurde von einem
der Autoren erstellt.
Studienziel
Die typischen Beschwerden bei Erkältungen und grippalen Infekten entstehen vor allem durch eine verstärkte Sekretion entzündungsfördernder Signalproteine proinflammatorischer Zytokine. Symptomatik und Infektionsausbreitung sind nach gängiger Auffassung durch Arzneimittel kontrollierbar, wenn diese antivirale Effekte erzielen und die Zytokinsekretion kontrollieren können (SL Johnston, 1997 [2]). Einerseits sollte die vorliegende Studie in vitro klären, ob ein standardisierter Echinaceaextrakt gegen typische Auslöser von akuten Atemwegsinfektionen antiviral wirkt. Andererseits wollte man herausfinden, ob die infektionsbedingte Ausschüttung ent-

Tabelle: Antivirale Aktivität

Antivirale Aktivität

Viren mit Hülle Viren ohne Hülle

Influenza (A/H3N2, human), Grippe Herpes simplex (HSV, Typ 1), Lippenherpes u.v.a Respiratory-Syncytial-Virus (RSV), Infekte der oberen Atemwege, vor allem bei Säuglingen und Kindern Rhinovirus (Typ RV1A und RV14), Schnupfen, Bronchitis Adenovirus (Typ 3 und 11), Atemwegsinfekte feliner Calicivirus (FCV), Katzenschnupfen

MHK100 (μg/ml) 0,58 ± 0,22 0,39 2,50
– 800 > 800 > 800

MHK100 – niedrigste Konzentration einer Substanz, die die virale Vermehrung vollständig hemmt. In diesem Fall also die für eine vollständige Virenaktivierung benötigte niedrigste Echinaceaextraktkonzentration in μg/ml.

Abbildung: Ausschüttung von Interleukin 8 durch humane Bronchialzellen 24 und 48 Stunden nach Versuchsbeginn

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PHYTOTHERAPIE

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FORSCHUNG
wichtigen Entzündungsmediatoren wie Interleukin 6, Interleukin 8 oder TNF-α wurden 20 weitere relevante Signalproteine untersucht. Die Bestimmung der Mediatorsekretion wurde mit ELISA respektive einem Zytokinantikörperarray durchgeführt. Die Zugabe des Echinaceaextrakts in unterschiedlichen Verdünnungen zur Zellkultur erfolgte vor beziehungsweise bei der Virusinfektion. Die Messung des antiviralen Effekts fand je nach Virustyp 2 bis 5 Tage, die Messung der Signalstoffe 24 und 48 Stunden post infectionem statt.
Studienresultate
a) Antivirale Wirksamkeit Bereits in geringsten Mengen inaktiviert der verwendete Echinaceaextrakt vollständig vor allem Influenza- und Herpes-simplex-Viren, aber auch RSV. Diese Aktivität wird mit einem direkten antiviralen Effekt des Echinaceaextrakts begründet.
b) Immunmodulierende Wirkung Der untersuchte Echinaceaextrakt blockiert die postinfektiöse Freisetzung zahlreicher Mediatoren von Entzündungsreaktionen wie IL-6, IL-8 oder TNF-α in vitro. Diese antientzündlichen Aktivitäten von Echinacea zeigten sich bei allen untersuchten viralen Auslösern von akuten Atemwegsinfektionen.
Schlussfolgerung
Diese Studien belegen in vitro eine doppelte Wirkung des verwendeten Echinaceaextrakts (Echinaforce®). Zum einen wirkt er gegenüber den geprüften behüllten Viren (z.B. Influenza) schon in sehr geringen Konzentrationen antiviral, zum anderen moduliert der Extrakt die Freisetzung zahlreicher, für die klinische Symptomatik bedeutsamer Entzündungsmediatoren. Dieser Effekt trat bei allen untersuchten viralen Auslösern akuter Atemwegserkrankungen auf. Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass dieser duale Wirkmodus die Basis der bekannten Wirkung von Echinacea bei der Prophylaxe, aber auch bei der Akuttherapie von grippalen Infekten ist. ◆
1 Sharma M, Anderson SA, Schoop R, Hudson JB: Induction of multiple proinflammatory cytokines by respiratory viruses and reversal by standardized Echinacea, a potent antiviral herbal extract. Antiviral Res. 2009 Aug; 83(2): 165–70 (http://dx.doi.org/ 10.1016/j.antiviral.2009.04.009). 2 Johnston SL: Problems and prospects of developing effective therapy for common cold viruses. Trends Microbiol. 1997 Feb; 5(2): 58–63.
Redaktioneller Kommentar Bei diesen Resultaten scheinen die Wirkungen auf den saisonalen Influenzatyp H3N2 besonders interessant zu sein. Hier scheint der geprüfte alkoholische Extrakt aus Echinacea purpurea speziell gut zu wirken. Deshalb lägen weitere Untersuchungen bei neuartigen epidemischen Typen des Influenzavirus nahe. Aus aktuellem Anlass könnte so die Wirksamkeit gegen das Vogelgrippevirus (H5N1) und das Mexikogrippevirus (H1N1) untersucht werden. Gemäss den Autoren liegen erste Erkenntnisse bereits vor und sollten bald publiziert werden.

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