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EDITORIAL
Im Fokus: Maligne Tumoren der Haut
H autmalignome sind häufiger als alle anderen Krebserkrankungen zusammen. Allein für Behandlungen der epithelialen Hautkrebsformen werden rund 8% der Finanzen für die Krebsbehandlungen insgesamt ausgegeben. Das Problem wird sich in den nächsten Jahren aufgrund der Zunahme der älteren Patienten weiter verschärfen und unser Gesundheitswesen vor eine grosse Herausforderung stellen.
Pluridisziplinarität bei epithelialen Tumoren Bei den epithelialen Hauttumoren wird die Operation am häufigsten eingesetzt. Es gibt jedoch Alternativen wie die Radiotherapie, die insbesondere bei älteren Patienten sehr sinnvoll erscheint. Für oberflächliche Hauttumoren wie aktinische Keratosen oder superfizielle Basalzellkarzinome stehen eine
Immer häufiger Hautkrebs – immer bessere Behandlungsoptionen
ganze Reihe von nicht operativen Alternativen zur Verfügung, darunter die Anwendung von Toll-likeRezeptor-Agonisten oder die fotodynamische Therapie.
Revolutionäre Systemtherapien bei Melanom Das fortgeschrittene metastasierende Melanom der Haut ist und bleibt eine ganz grosse Herausforderung für die onkologisch/dermatoonkologisch tätigen Kollegen. An unserer Klinik wurden zwischen 1990 und 2010 mehr als 3000 Patienten im Rahmen von klinischen Studien behandelt – ohne, dass für sie ein gesundheitlicher Vorteil geschaffen werden konnte. In den letzten fünf Jahren hat sich die Situation grundlegend geändert. Jedes Jahr können wir derzeit über neue Studienergebnisse berichten, die die Behandlungsaussichten deutlich verbessern. Wir gehen davon aus, dass wir bis 2025 die Hälfte aller Patienten mit metastasierenden Melanomen in eine «funktionelle Heilung» überführen können. Das heisst, dass diese Frauen und Männer unter adäquater Therapie sozial «voll funktionsfähig» sind, also ihren täglichen Beschäftigungen praktisch uneingeschränkt nachgehen können. Bei einem Grossteil der Patienten wird jedoch die Therapiedauer mehrere Jahre betragen.
Kooperation zwischen Praxis und Referenzzentrum weiter stärken In diesem Zusammenhang muss auf eine gute Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Kollegen und den Referenzzentren an den Universitätskliniken hingearbeitet werden. «Einfache Hautkrebsfälle» sollten überwiegend bei niedergelassenen Kollegen behandelt werden, die sowohl die operative Expertise aufweisen als auch nicht operative Behandlungsmethoden anbieten. Komplexe Fälle sollten Referenzzentren zur interdisziplinären Besprechung zugewiesen werden, damit die Patienten kompetent beraten werden und von den neuesten Therapieerfolgen profitieren können. Dabei ist es in einem Gesundheitswesen mit begrenzten Ressourcen ausserordentlich wichtig, die neuen, teuren Behandlungsoptionen zu optimieren. Dazu ist eine aktive translationale Forschung einschliesslich des Aufbaus von Biobanken essenziell. In diesem Sinne freue ich mich auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit Ihnen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre der interessanten Artikel in dieser Ausgabe der «Schweizer Zeitschrift für Onkologie»!
Prof. Reinhard Dummer Stv. Direktor Dermatologische Klinik UniversitätsSpital Zürich
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2015
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