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Integration: Job-Coach für psychisch Kranke
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«Die Chancen, aus einer geschützten Werkstatt eine Stelle in der freien Wirtschaft zu erhalten, sind äusserst gering» – aufgrund solcher Erfahrungen hat die USA den geschützten Werkstätten alle Subventionen entzogen und führte das «Supported Employment» ein. Der neue Grundsatz: «Erst platzieren, dann trainieren.»
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● ● ● IN KURZE

IN KÜRZE

Integration: Job-Coach für psychisch Kranke
«Die Chancen, aus einer geschützten Werkstatt eine Stelle in der freien Wirtschaft zu erhalten, sind äusserst gering» – aufgrund solcher Erfahrungen hat die USA den geschützten Werkstätten alle Subventionen entzogen und führte das «Supported Employment» ein. Der neue Grundsatz: «Erst platzieren, dann trainieren.» In einem Betrieb des normalen Arbeitsmarkts erhalten die Behinderten eine Stelle, sie arbeiten kompetitiv und erhalten mindestens den gesetzlichen Mindestlohn. Sie werden dabei unbefristet von einem Job-Coach begleitet. Das «Supported Employment» hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen: Mehr Platzierungen, grössere Arbeitspensen und höhere Einkommen wurden in den USA erzielt. Die IV-Stelle Bern hat nun zusammen mit dem BSV das Modell an unsere Verhältnisse adaptiert. Seit September 2002 läuft das Projekt «Berner Job Coach». Drei Job-Coaches betreuen 10-15 TeilnehmerInnen an einem Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft: Sie sprechen mit den Vorgesetzten, sie informieren über die Krankheit, sie sind in Krisensituationen abrufbar, sie begleiten den Teilnehmer, und sie achten darauf, dass die Medikamente eingenommen werden. All dies hilft, die Stelle zu behalten. Die psychisch kranken TeilnehmerInnen sind vom Job-CoachProjekt angestellt, wie bei einer Personalvermittlung. Sie werden vorhergehend hinsichtlich ihrer Ressourcen und Fähigkeiten eingehend abgeklärt. Bei zirka einem Drittel zeigt es sich, dass ein Eintritt in die freie Wirtschaft (noch) nicht realistisch ist. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Die ersten Erfahrungen sind positiv, definitive Zahlen sind jedoch noch nicht erhältlich. (bc)
Quelle: H. Hoffmann: Das Job Coach Projekt: Nachhaltige Integration psychisch Kranker in die freie Wirtschaft. In: Soziale Medizin 2/04, S. 31–32.
Neue Generika-Website für PatientInnen
Die im Handel erhältlichen Generika auf einen Blick: Dies bietet die neue Website www.OKgenerika.ch, die seit dem 24. Juni 04 online ist. Über eine

einfache Suchfunktion können PatientInnen mit dem Namen des Originalpräparats die entsprechenden Generika abrufen. Diese sind zudem beurteilt: Sternchen werden unter anderem nach der Höhe der Einsparungen und der Qualität der beiliegenden Informationen verteilt. Als Autoren der Seite zeichnen der Schweizerische Apothekerverband SAV, die Ofac (Berufsgenossenschaft der Schweizer Apotheker und Abrechnungsstelle der Apotheker) und die Astral (Datenbanken für Berufsleute im Gesundheitswesen). Gesponsert wird die Seite vom Internetvergleichsdienst Comparis und den Pharmafirmen Sandoz und Spirig. Erläutert wird auch die rechtliche Situation: Apotheker haben gemäss Art. 52a KVG die Kompetenz, ein Originalpräparat durch ein Generikum zu ersetzen. Der Arzt wird nachträglich über die Substitution informiert. (bc)
Quelle: Medienmitteilung des Schweizerischen Apothekerverbands SAV vom 23. Juni 2004. Und: Internetseite www.OKgenerika.ch
«Collateral health effects»
Ein älterer verheirateter Mann erhält ein neues Hüftgelenk – davon profitiert nicht nur er, sondern auch seine Ehefrau, die er pflegt. Wenn eine depressive Mutter therapiert wird, so geht es auch ihren Kindern besser. Wenn jemand es schafft, viel Übergewicht zu verlieren, so motiviert dies Leute aus seinem oder ihrem Freundeskreis, ebenfalls abzunehmen. Erhält ein sterbender Mann eine gute palliative Pflege, so entlastet dies auch die Ehefrau in der Trauer, weil ihr Ehemann weniger leiden musste. Dies sind Beispiele für «collateral health effects» (gesundheitliche Seiteneffekte), die eine Behandlung oder eine sonstige gesundheitliche Intervention haben kann. Nicholas Christakis, Professor an der Harvard Medical School, beschreibt das Phänomen so: Weil wir in sozialen Netzen verknüpft sind, durch eine Ehe, durch Kinder, Arbeitskollegen und Freunde, wirken medizinische Interventionen auch auf die Gesundheit der Menschen im sozialen Umfeld. Weil zum Beispiel die Mutter wieder besser für die Kinder sorgen kann und diese gesund bleiben, oder weil Pflegekosten gespart werden.

● ● ● VORSCHAU
Schwerpunktthema: GESUNDHEITSPLATZ WINTERTHUR
Erscheinungsdatum: 22. Oktober 2004
Gesundheitscluster Winterthur
Selbsthilfezentrum: über die Zusammenarbeit
Gesundheitsökonomie: Nutzenforschung
Wintimed: Was bringt das Netz den PatientInnen?
Kundenorientierung: alternative Versicherungsmodelle
Volkswirtschaftlicher Nutzen des Gesundheitsplatzes
Patientenorientierung in der Psychiatrie
Case Management in der Altenhilfe
Gesundheits- und Pharmaökonomie (Veranstaltungsbericht)
Studien beachten normalerweise nur die Auswirkungen auf den behandelten Patienten: Sie eruieren den direkten Benefit und die direkten Kosten. Von einem gesellschaftlichen Standpunkt aus gesehen sollten aber auch die positiven Effekte und die (eingesparten) Kosten im sozialen Umfeld miteinbezogen werden. Dies könnte Entscheidungen wesentlich beeinflussen. Provokante Implikation: Bei sozial eng verknüpften Menschen, zum Beispiel Verheirateten, multipliziert sich der Benefit einer Behandlung. Aber auch andere soziale Phänomene wirken auf die Gesundheit: Leidet eine prominente Frau an Brustkrebs, kann dies Frauen motivieren, zur Brustkrebsvorsorge zu gehen. Aber auch ein hoher Alkoholkonsum oder gar Selbstmord können sozial übertragen werden. Christakis weist darauf hin, dass nicht nur in der Biologie und in der Soziologie Netzwerk-Phänomene eine wichtige Rollen spielen, sondern auch in der Medizin. (bc)
Quelle: Christakis, Nicholas A.: Social networks and collateral health effects. Editorial. In: British Medical Journal, 329, 184-185. 24. Juli 2004.

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