Transkript
ARGUS PHARMAKOTHERAPIE
Umeclidinium plus Vilanterol gegen COPD
Bessere Bronchodilatation, weniger Exazerbationen
Eine systematische Übersichtsarbeit hat die therapeutische Beeinflussung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung mit der neuen Kombination Umeclidinium plus Vilanterol in Vergleichsstudien mit den Einzelkomponenten und zwei herkömmlichen Therapien untersucht.
New England Journal of Medicine
Bronchodilatatoren sind Eckpfeiler der medikamentösen Therapie bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Die derzeitigen Guidelines empfehlen den kombinierten Einsatz von inhalierten lang wirkenden Betaagonisten (LABA) und von lang wirkenden Muskarinantagonisten (LAMA), wenn die Symptome durch Monotherapie nicht gebessert werden. In den letzten zwei Jahren sind neue LABA/ LAMA-Kombinationspräparate in fixen Dosierungen eingeführt worden. Eine betrifft die Kombination des LAMA Umeclidinium (UMEC) und des LABA Vilanterol (VIL). UMEC/VIL wird als Präparat Anoro® Ellipta® zur einmal täglichen Inhalation angeboten. Diese systematische Übersicht testete die Hypothese, dass UMEC/VIL zu besseren Krankheitsverläufen ohne erhöhtes Nebenwirkungsrisiko führt.
Merksätze
O Mit der Kombination des LAMA Umeclidinium und des LABA Vilanterol (UMEC/VIL) zur einmal täglichen Inhalation steht eine neue Therapie bei COPD zur Verfügung.
O In einer systematischen Übersicht war UMEC/VIL den Einzelkomponenten Tiotropium und Fluticason/Salmeterol bei der Bronchodilatation sowie bei der Senkung des Exazerbationsrisikos überlegen.
O Nebenwirkungen, schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität unter Therapie waren in allen betrachteten Therapiegruppen ähnlich.
Methodik
Die Autoren sammelten randomisierte, plazebokontrollierte oder Cross-over-Studien von mehr als vierwöchiger Dauer, welche UMEC/VIL mit den Einzelkomponenten Tiotropium (Spiriva®) oder Fluticason/ Salmeterol (Seretide®) verglichen. Primäre Endpunkte waren Talspiegel-FEV1 (Einsekundenkapazität), schwerwiegende Nebenwirkungen sowie schwere kardiovaskuläre Ereignisse.
Ergebnisse
Elf Untersuchungen in zehn Studien an insgesamt 9609 Patienten zeigten, dass UMEC/VIL im Vergleich zu UMEC, VIL, Tiotropium und Fluticason/Salmeterol überlegene Verbesserungen der Lungenfunktion bewirkte (mittlere TalspiegelFEV1: 60, 110, 90 und 90 ml, p < 0,0001). Für UMEC/VIL bestand ausserdem im Vergleich zu den Einzelkomponenten UMEC und VIL eine grössere Wahrscheinlichkeit für eine minimale klinisch wichtige Differenz beim Transition Dyspnea Index (TDI). Dies entspricht einer NNTB (number needed to benefit) von 14 für UMEC und 10 für VIL. Eine Behandlung mit UMEC/VIL reduzierte das Risiko für Exazerbationen im Vergleich zu den Einzelkomponenten mit einer NNTB von 42 für UMEC und 41 für VIL. Im Vergleich mit Tiotropium hingegen ergab sich für UMEC/VIL kein Unterschied bei Dyspnoe, Gesundheitszustand oder Exazerbationsrisiko. In der Evaluation der Sicherheit des Kombinationspräparats zeigte sich, dass die Inzidenz von Nebenwirkungen insgesamt, von schweren Nebenwirkungen, von schweren kardiovaskulären Ereignissen und die Mortalität unter Behandlung in allen Therapiegruppen ähnlich war. Diese Ergebnisse
legen nahe, eventuelle Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Verwendung der UMEC/ VIL-Kombination abzubauen.
Diskussion
Diese Studie zeigte, dass die UMEC/VIL-
Kombination zur einmal täglichen Inhala-
tion eine gemessen an der Talspiegel-FEV1
bessere Bronchodilatation erzielte als die
Einzelkomponenten oder Tiotropium oder
Fluticason/Salmeterol. FEV1-Veränderun-
gen von 100 ml werden in Vergleichen
mit Plazebo generell als klinisch relevant
betrachtet. Die hier beobachteten Unter-
schiede mit den Vergleichsbehandlungen
erreichen diesen Bereich bei den Spitzen-
FEV1-Werten knapp. Als wichtigste Be-
obachtung sehen die Autoren den Anteil der
Patienten, die einen FEV1-Anstieg von mehr
als 100 ml erzielten. Dieser Anteil war mit
UMEC/VIL signifikant höher, entsprechend
einer NNTB zwischen 6 und 9. Zusätzlich
zeigten Patienten unter UMEC/VIL eine
signifikante Zunahme des Spitzen-FEV1 im
Vergleich zu den Einzelkomponenten Tio-
tropium und Fluticason/Salmeterol von
90 bis 120 ml.
Die Autoren weisen auch auf Einschrän-
kungen der Studie hin. So ist die Würdigung
der klinischen Bedeutung von Spirometrie-
befunden und anderen klinischen Endpunk-
ten schwierig. Auch bleibt die Auswirkung
von in den Studien zusätzlich erlaubten
Therapien (inkl. inhalierte Kortikoide bei
etwa 50% der Patienten) unbekannt. Die
Resultate lassen sich am ehesten auf Patien-
ten mit mittelschwerer bis schwerer COPD
übertragen, die in den gesammelten Studien
vertreten waren. Da die Therapieadhärenz
bei Inhalationstherapien bekannterweise
suboptimal ist, könnte eine einmal täglich
aus einem einzigen Inhalator applizierte
Therapie diesbezüglich Vorteile bieten, die
zu den eher geringen Wirksamkeitsunter-
schieden noch hinzukommen.
O
Halid Bas
Rodrigo GJ et al.: A systematic review of the efficacy and safety of a fixed-dose combination of umeclidinium and vilanterol for the treatment of COPD. Chest 2015; 148(2): 397–407.
1090 ARS MEDICI 22 I 2015