Transkript
POLITFORUM
Xundheit in Bärn
MOTION vom 25.9.2015
Einführung von Gesundheitshinweisen in der Lebensmittelwerbung
Valérie Piller Carrard
Nationalrätin SP Kanton Freiburg
Der Bundesrat wird beauftragt, eine Änderung der Gesetzgebung vorzulegen, mit der Gesundheitshinweise in der Lebensmittelwerbung eingeführt werden können.
Begründung Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Kinder vor allem im Bereich der Ernährung für Werbung anfällig sind. Die Werbeindustrie ist eine wahre Maschine, die Lebensmittel aggressiv bewirbt, insbesondere solche, die einen hohen Fett-, Zucker- oder Salzgehalt aufweisen. Empirische Daten belegen, dass die Fernsehwerbung die Vorlieben von Kindern bei
Ausnahmsweise, aber im Hinblick auf die hinter dieser Motion sich offenbarenden Ideologie irgendwie notwendig, werden nachfolgend die Politikerinnen und Politiker aufgeführt, die die Motion unterzeichnet haben. Es sind deren 15. Aebischer Matthias Bulliard-Marbach Christine Carobbio Guscetti Marina Fridez Pierre-Alain Hadorn Philipp Kiener Nellen Margret Maire Jacques-André Marra Ada Nussbaumer Eric Reynard Mathias Schwaab Jean Christophe Semadeni Silva Steiert Jean-François Tornare Manuel Voruz Eric
Lebensmitteln und ihr Verhalten beim Lebensmitteleinkauf und bei der Wahl der Lebensmittel beeinflusst. 2013 hatte der Westschweizer Konsumentenbund bereits Alarm geschlagen, als er den Zusammenhang zwischen exzessiver Werbung und ungesunder Ernährung bei Kindern aufgezeigt hat. Bisher wurde jedoch noch nichts unternommen, um dieses allgegenwärtige Phänomen einzudämmen. Laut einer Studie des französischen Instituts für Prävention und Gesundheitserziehung (INPES) drängen zudem 62 Prozent der Kinder ihre Eltern dazu, Lebensmittel zu kaufen, die sie im Fernsehen gesehen haben. Beinahe 91 Prozent bekommen die gewünschten Produkte auch. Die Werbeindustrie nützt dieses Phänomen, indem sie Werbungen direkt an Kinder richtet, um deren Fähigkeit auszunutzen, Einfluss auf die Entscheidungen beim Lebensmitteleinkauf zu nehmen. Diese Situation muss sich ändern, da exzessive Werbung die Gesundheit unserer Kinder gefährdet. In der Schweiz sind Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit geworden. Der medizinischen Fachzeitung «Revue médicale suisse» zufolge hat sich die Übergewichtsepidemie in jüngster Zeit verschlimmert. Dies ist zum Teil auf das aggressive Marketing zurückzuführen. Deshalb muss nun endlich auf dieser Ebene angesetzt werden, indem Gesundheitswarnungen, wie etwa folgende, in der Lebensmittelwerbung eingeführt werden: «Essen Sie Ihrer Gesundheit zuliebe mindestens fünf Stück Obst und Gemüse pro Tag», «Bewegen Sie sich Ihrer Gesundheit zuliebe regelmässig»,
«Vermeiden Sie Ihrer Gesundheit zuliebe zu fettiges, zu süsses und zu salziges Essen» oder «Vermeiden Sie es Ihrer Gesundheit zuliebe, zwischen den Mahlzeiten zu naschen». Diese Massnahme zum Schutz der öffentlichen Gesundheit bezweckt die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und insbesondere der Kinder für dieses Thema und würde als Orientierungshilfe für eine gesunde Ernährung dienen. Sie könnte durch andere
kantonale oder nationale Aktionen ergänzt werden und sollte zur Prävention von Krankheiten beitragen, die mit einer unausgewogenen Ernährung und einer ungesunden Lebensweise in Verbindung stehen. Ich beauftrage daher den Bundesrat, schnellstmöglich eine Änderung der Gesetzgebung in diesem Sinne vorzulegen.
Stand der Beratungen: Im Rat noch nicht behandelt.
MOTION vom 15.9.2015
Stopp dem Präventionswahnsinn
Sebastian Frehner Nationalrätin SP Kanton Freiburg
Der Bundesrat wird aufgefordert, beim BAG im Bereich Prävention (Gesundheit, Ernährung, Konsum, HIV, etc.) das Budget und den Personalbestand zu halbieren.
Begründung Das Präventionsgesetz wurde 2012 vom Parlament abgelehnt. In der Schweiz fehlt daher eine nationale gesetzliche Grundlage für die Prävention. Daher stellt sich die Frage, warum das BAG so viel Geld und Effort im Bereich Prävention aufbringt, und dies zumeist in sehr fragwürdiger Art und Weise. Bekannt sind auch die aus wissenschaftlicher Sicht kritisierten Aussagen zum Thema Fleisch und Wurst. Aber auch Kampagnen und fragwürdige Studien
im Bereich Alkohol und Tabak stossen zusehends auf Kritik. Die provokativsten und exzentrischsten Kampagnen erlaubt sich das BAG aber im Bereich HIV-Prävention. Diverse Vorstösse und wissenschaftliche Kritik haben beim BAG nicht zu einem Umdenken geführt. Es war in den letzten Jahren zumindest keine Strategieänderung ersichtlich. Der Verdacht kommt auf, dass das BAG sich bei der Prävention vom politischen System und auch vom Bürger komplett abgekapselt hat und bei jeder Kritik mit noch mehr Engagement und Leidenschaft einen nicht bestehenden Staatsauftrag ausführt. Das einzige Mittel, diesen Präventionsirrsinn zu stoppen, ist, dem BAG die Mittel und das Personal im Bereich Prävention zu kürzen.
Stand der Beratungen: Im Rat noch nicht behandelt
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ARS MEDICI 21 I 2015
POLITFORUM
INTERPELLATION vom 19.3.2015
Was meint der Bundesrat zum gesundheitlichen Fasten?
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Hans Stöckli
Ständerat SP Kanton Bern
Regelmässig während der christlichen Fastenzeit erhält das Fasten mediale Aufmerksamkeit. Aber das Fasten hat nicht nur einen religiösen, sondern immer mehr auch einen gesundheitlichen Hintergrund. Seit mehr als fünf Jahrzehnten untersuchen weltweit Wissenschaftler, was im Körper passiert, wenn über einen bestimmten Zeitraum hinweg eine völlige oder teilweise Enthaltung von Speisen, Getränken und Genussmitteln geübt wird. Während das Heilfasten bisher hauptsächlich als Domäne der Naturheilkunde galt, wächst nun zunehmend auch das Interesse der Schuldmediziner an dieser Heilmethode. Der Körper wird «entgiftet», und es werden Glücksgefühle ausgelöst. Das Fasten soll sich positiv auf die Darmflora auswirken, welche für das Immunsystem sehr wichtig ist. Studien liefern Hinweise, dass das Fasten unter anderem einen positiven Einfluss auf Krankheiten wie Arthrose, rheumatoide Arthritis oder Bluthochdruck nehmen kann. Aus der Perspektive der
Schulmedizin stellt das Fasten eher eine Stressphase für den menschlichen Körper dar. Der gesundheitliche Nutzen des Fastens zur Förderung der psychischen und physischen Gesundheit ist umstritten, und es bestehen auch gesundheitliche Risiken. Dennoch erfreut sich das Fasten einer wachsenden Beliebtheit in der Bevölkerung. Schliesslich sei erwähnt, dass derzeit unter der Federführung des Bundes eine nationale Strategie zur Prävention nicht übertragbarer Erkrankungen erarbeitet wird. Unter Bezugnahme auf diese Ausgangslage bitte ich den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten:
1. Welche Bedeutung misst er heute dem gesundheitlichen Fasten zu, insbesondere auch im Zusammenhang mit der NCD-Strategie?
2. Wäre er bereit, die Bevölkerung über die gesundheitlichen Auswirkungen des Fastens objektiv zu informieren? Wenn ja, mit welchen Massnahmen und in welcher Form?
3. Wäre er bereit, Beobachtungsstudien zum gesundheitlichen Fasten zu unterstützen? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und zu welchen Bedingungen?
Antwort des Bundesrates vom 13.5.2015
Der Bundesrat empfiehlt während des ganzen Jahres eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, welche reich an Früchten und Gemüse ist. Als Hilfestellung für die Konsumentinnen und Konsumenten dient die Schweizer Lebensmittelpyramide des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und der Schweizer Gesellschaft für Ernährung (SGE). Zu den Fragen nimmt der Bundesrat wie folgt Stellung: 1. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Prävention nicht übertragbarer Krankheiten (NCD) wie Übergewicht/Fettleibigkeit, HerzKreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Zur Prävention von NCD ist eine langfristige und nachhaltige Veränderung des Lebensstils und der Ernährung notwendig. Bedeutet fasten, für gewisse Tage vollständig auf die Zufuhr fester Lebensmittel zu verzichten und diese nur in flüssiger Form zu sich zu nehmen, so raten deshalb der Grossteil der Ärztinnen und Ärzte sowie Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater im Zusammenhang von NCD vom Fasten ab, da in diesem Falle Fasten der Gesundheit mehr schadet als Nutzen bringt. Das Fasten kann zum Beispiel im Rahmen einer angestrebten Gewichtsreduktion durch den JoJo-Effekt sogar zu einer Gewichtszunahme führen oder das Risiko von Essstörungen erhöhen. Eine Unterbrechung der Nahrungszufuhr durch Fasten kann zwar gewisse Symptome kurzfristig mindern, diese treten aber meistens wieder auf, sobald das Fasten beendet wird. Der temporäre Verzicht auf Alkohol oder Süssigkeiten während der Fastenzeit trägt zu einer ausgewogenen Ernährung bei und wird keine negativen Folgen auf die Gesundheit haben. Der Bundesrat unterstreicht, dass jegliche spezielle Ernährungsform an die
jeweiligen Bedürfnisse einer Person angepasst und mit der Unterstützung einer Fachperson (Ärztin/Arzt, Ernährungsberaterin/-berater) durchgeführt werden sollte.
2. Das BLV stellt seit längerer Zeit weitreichende Informationen zur gesunden Ernährung für die Bevölkerung auf seiner Website zur Verfügung. Zudem betreibt die SGE mit Unterstützung des BLV nutrinfo einen Informationsdienst für Ernährungsfragen, der allen Konsumentinnen und Konsumenten für Fragen offensteht. Seit 2008 widmet sich das Nationale Programm Ernährung und Bewegung (NPEB) unter anderem der Förderung der ausgewogenen Ernährung. Aufgrund der unter Ziffer 1 genannten Gründe sieht der Bundesrat keinen Bedarf, weitere spezifische Information zum Fasten zur Verfügung zu stellen.
3. Aufgrund der vorstehenden Erläuterungen erachtet es der Bundesrat als nicht zielführend, Beobachtungsstudien zum Fasten durchzuführen. Zur Förderung der Gesundheit und für die Prävention von NCD setzt er auf die Schweizer Ernährungsstrategie. Weiter wird derzeit die Nationale Strategie Prävention nicht übertragbare Krankheiten (NCDStrategie) erarbeitet. Im Rahmen dieser Strategien unterstützt der Bund diverse Forschungsarbeiten. So befasst sich zum Beispiel das Nationale Forschungsprogramm (NFP) 69 mit dem Thema «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion». Mit der gegenwärtigen laufenden nationalen Ernährungserhebung menuCH wird zudem zum ersten Mal in der Schweiz das Ernährungsverhalten der Bevölkerung erfasst, mit dem Ziel, die Ernährungssituation besser beurteilen und Massnahmen zur Förderung der Gesundheit entwickeln zu können.
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