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Mehr On-Zeit und Lebensqualität für Parkinson-Patienten
Neue Therapieoption erweitert therapeutisches Arsenal
Die motorischen Komplikationen einer fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung stellen für Ärzte und Patienten eine Herausforderung dar. Mit Safinamid präsentierten Experten am 1. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) eine Substanz, die sowohl dopaminerg als auch antiglutamaterg ansetzt und damit die Kontrolle der On-Off-Fluktuationen verbessert.
Nach Zahlen der EAN leiden geschätzt 7 bis 10 Millionen Menschen weltweit an Morbus Parkinson, davon rund 1,2 Millionen in der EU. Von Letzteren würden nur etwa 90 Prozent diagnostiziert und nur etwa 80 Prozent therapiert, hiess es an einer Pressekonferenz im Rahmen des 1. EAN-Kongresses. Aber auch diejenigen, die behandelt werden, erfahren mit zunehmender Erkrankung mehr und mehr Probleme: Ob L-Dopa-assoziierte motorische Fluktuationen, Dyskinesien, motorische oder nicht motorische Symptome wie Schmerzen, Depressionen etc. – der damit einhergehende Verlust an Selbstständigkeit und Lebensqualität stellt eine zusätzliche Belastung für Patienten und Angehörige dar. Die Behandlung setzt in erster Linie am Dopamin an, «idealerweise aber sollten wir nicht nur das dopaminerge, sondern auch das nicht dopaminerge System ins Visier nehmen, von dem wir heute wissen, dass es bei der Parkinson-Krankheit ebenfalls eine wichtige Rolle spielt», so Prof. Werner Poewe, Innsbruck.
Add-On-Therapie mit doppeltem Ansatz Einen solch doppelten Ansatz erlaube der MonoaminooxidaseB-Inhibitor Safinamid*, erläuterte Prof. Heinz Reichmann, Dresden. Die Substanz verlängert durch selektive und reversible Hemmung der Monoaminooxidase B die dopaminerge Wirkung und hemmt durch die Blockade von spannungsabhängigen Natrium- und Kalziumkanälen die Freisetzung von Glutamin. «Damit mindern wir die Überaktivität des glutamatergen Systems, und das nur dann, wenn wirklich eine Überaktivität vorliegt», wie der Experte betonte. Safinamid (50 bzw. 100 mg, 1x täglich oral) wurde in plazebokontrollierten Doppelblindstudien als Add-on-Therapie zu L-Dopa allein oder in Kombination mit üblicher Therapie bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung unter-
Was bedeutet eine Stunde mehr?
Was würden Sie tun, wenn Sie jeden Tag eine Stunde mehr Zeit hätten? Diese einfache Frage soll die Aufmerksamkeit für die Parkinson-Erkrankung erhöhen und die Bedeutung eines Zugewinns an OnZeit für Betroffene illustrieren. Die Initiative der European Parkinson’s Disease Association (EPDA) in Zusammenarbeit mit Zambon wurde im Rahmen des 1. EAN-Kongresses vorgestellt. Die eindrücklichen Antworten Betroffener sind unter www.1hourmore.eu online einzusehen oder als E-Book herunterzuladen.
sucht. Beide Dosierungen erbrachten im Vergleich zu Plazebo signifikante Verbesserungen der On-Zeit (Zeit ohne beeinträchtigende Dyskinesien) um etwa eine Stunde pro Tag sowie Verbesserungen der motorischen Funktionen (1). Die Wirksamkeit hielt bis zu 2 Jahre an (2). Patienten mit moderaten bis schweren Dyskinesien profitierten im Vergleich zu Plazebo von Safinamid 100 mg (2). Unter der höheren Dosierung verbesserten sich zudem die Lebensqualität sowie die Aktivitäten des täglichen Lebens signifikant. «Das spricht für den Einsatz der 100-mg-Dosierung. Denn die kleinen Dinge des täglichen Lebens sind für die Betroffenen manchmal wichtiger als die motorischen Fähigkeiten», betonte Reichmann. Insgesamt erwies sich Safinamid als gut verträglich und interaktionsarm. Da es vorwiegend in der Leber metabolisiert wird, muss die Dosis bei eingeschränkter Nierenfunktion nicht reduziert werden, bei eingeschränkter Leberfunktion sollte die niedrigere Dosis gewählt oder gegebenenfalls darauf verzichtet werden.
Für wen kommt die Therapie infrage? Kandidaten für diese Add-On-Therapie sind dem Experten zufolge: • Patienten, die mehr als 400 mg Levodopa täglich brauchen
(Männer mit mehr als 7 und Frauen mit mehr als 5 mg/kg KG) • Patienten mit ersten motorischen Komplikationen (Wearing-
off oder leichte Dyskinesien). «Diese Patienten werden eine Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren und wahrscheinlich kaum Adhärenzprobleme haben», so Reichmann; von diesem doppelten Ansatz erhoffe man sich letztlich, Dyskinesien besser in den Griff zu bekommen.
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Referenzen: 1. Borgohain R et al.: Randomized trial of safinamide add-on to levodopa in Parkinson’s disease with motor fluctuations. Movement Disorders 2014; 29: 229–237. 2. Borgohain R et al.: Two-year, randomized, controlled study of safinamide as add-on to levodopa in mid to late Parkinson’s disease. Movement Disorders 2014; 29: 1273–1280.
Quelle: «Living with Parkionson’s Disease: keep your time for widening the perspective», Pressekonferenz der Firma Zambon am 1. EAN, Berlin.
* Safinamid ist in der EU für Parkinson-Patienten in mittleren bis späten Stadien als Add-on-Therapie zu einer konstanten Dosis Levodopa zugelassen und befindet sich in der Schweiz im Zulassungsverfahren.
2 Neurologie • Oktober 2015