Transkript
CongressSelection
mehrere kostenlose Smartphone-Apps entwickelt, die eine zusätzliche Unterstützung der Betroffenen im Alltag ermöglichen (siehe Kasten).
Sobald die Pollen fliegen, steigt der Informationsbedarf Bei allen drei Apps lässt sich, ähnlich wie bei den aha!infoline-Kontakten, ein Peak der Downloads zur Haupt-Pollenflugsaison beobachten, betonte Maibach: «Wenn die Saison
da ist, ist auch das Bedürfnis nach Informationen da.» Ein weiteres Informationsmedium ist die Webseite www.pollenundallergie.ch, die in Zusammenarbeit mit MeteoSchweiz Pollendaten zur Verfügung stellt. Dabei ist eine gezielte Abfrage der Daten nach Region und allergenen Pflanzen möglich. Die Zugriffe auf diese Seite zeigen verständlicherweise ebenfalls die eindeutige Assoziation zur Pollensaison. Das Hauptziel all dieser Massnahmen ist es, die Lebensqualität von Patienten mit Allergien zu verbessern. Neben einer präzisen Diagnose und einer guten Therapie spielt hier die Information des Patienten über seine Erkrankung sowie über die aktuelle Pollenflugsituation eine wichtige Rolle, betonte Maibach. Es gibt allerdings noch eine weitere Nutzungsmöglichkeit, die bei «e-symptoms» realisiert wird: Die Daten werden zur wissenschaftlichen Auswertung verschlüsselt auf einen Server übermittelt, was aus Sicht des aha! Allergiezentrum Schweiz einen wichtigen Zusatznutzen für die Forschung ermöglicht. Durch die Auswertung der Daten können Zusammenhänge zwischen Pollenflug, sonstigen Wetterdaten, Symptomen und Therapie eingehender untersucht werden. So wird man für zukünftige Pollensaisons noch besser gewappnet sein.
Adela Žatecky
Quelle: Vortrag Sereina Maibach «Pollen and patients: focus on e-symptoms app» am SGAI-Kongress, 13. März 2015 in Basel.
Abbildungen: Beratungen zum Thema Pollenallergie 2013 im Vergleich mit der Pollensaison in der Schweiz.
Take Home Messages
• Bei Allergiepatienten besteht ein Bedürfnis nach weitergehenden Informationen zu ihrer Erkrankung.
• Apps bieten eine gute Möglichkeit, die Betroffenen zeitnah mit personalisierten Informationen zu versorgen.
• Die wissenschaftliche Auswertung der über die App «e-symptoms» gewonnenen Daten soll noch präzisere Voraussagen und Informationen für die Zukunft ermöglichen.
Anaphylaxie nach Bremsenstich
Bei anaphylaktischen Reaktionen auf Insektenstiche denkt man in Mitteleuropa in erster Linie an die Hymenopteren. Doch auch die Bisse und Stiche anderer Insekten können zu schweren allergischen Reaktionen führen. Über einen solchen Fall berichtete Dr. Oliver Brandt vom Universitätsspital Basel auf dem SGAI-Jahreskongress in Basel: Ein zehnjähriger Junge entwickelte Dyspnoe, Angioödeme im Gesicht, eine generalisierte Urtikaria, Sehstörungen und Parästhesien der unteren Extremitäten innerhalb von drei Minuten nach einem Insektenstich auf dem Rücken. Die Allergietestung auf Bienengift ergab zwar ein positives Ergebnis im Pricktest, einen Nachweis von spezifischem IgE (Bienengift: 21,50 kU/l, Api m 1: 0,92 kUA/l) sowie erhöhte IgG-Konzentrationen gegen Bienengift (7,36 mgA/l). Da aber die Basophilen nur eine leichte Aktivierung und nur
eine geringgradige Degranulation auf Bienengift zeigten und zudem der kleine Bruder als Zeuge des Ereignisses das Insekt als «grosse Fliege» beschrieb, wurden zusätzliche Untersuchungen mit Gesamtkörperextrakten von Bremsen (Tabanus spp.) durchgeführt. Dabei zeigten sich deutliche Erhöhungen von bremsenspezifischem IgE (4,18 kUA/l) sowie eine deutliche Basophilenaktivierung und -degranulation als Reaktion auf diesen Stimulus. Aus der Literatur ist bekannt, dass die Major-Allergene in den Speicheldrüsen von Bremsen den Allergenen Api m 5 und Api m 2 der Biene ähneln. Daher erscheint es möglich, dass es sich bei der hier nachweisbaren Reaktivität auf Bienengift um eine Kreuzreaktivität aufgrund der Sensibilisierung gegen Bremsen handelt, erläuterte Brandt. Es ist aber auch eine echte Sensibilisierung gegen beide Insekten denkbar.
Foto: Dennis Ray/Wikimedia Commons
Die Kreuzreaktivität wurde hier jedenfalls therapeutisch genutzt: Da derzeit keine Bremsenextrakte zur Anwendung beim Menschen existieren, wurde bei dem beschriebenen Patienten eine bienengiftbasierte Immuntherapie eingeleitet. Diese Massnahme soll ihn in Zukunft vor allergischen Reaktionen sowohl auf Bienen- als auch auf Bremsenstiche schützen. AZA
Brandt O et al. Anaphylaxis after a horsefly (Tabanus spp.) bite. Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie, Poster A-P3.
Allergologie/Pneumologie • Juli 2015
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