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Aktuelle Studien – kurz gefasst
Untertitel
-
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Krebsdiagnose führt häufig zu De- pressionen Zwischen 20 und 50 Prozent aller Krebspatienten entwickeln behandlungsbedürftige depressive Störungen, 9 bis 24 Prozent sogar eine Major Depression. Länger anhaltende Symptome wie Konzentrationsstörungen, Minderwertigkeitsgefühle oder Hoffnungslosigkeit sollten behandelt werden, da die Übergänge von seelischen Tiefs zur manifesten Depression meist fliessend sind. Zudem vermindern depressive Verstimmungen nicht nur die ohnehin schon eingeschränkte Lebensqualität der Krebskranken, sondern verschlechtern zudem Therapie- motivation sowie Compliance und damit auch die Prognose. Als hilfreich haben sich eine individuelle psycho- onkologische Betreuung sowie die soziale Unterstützung durch Familie und Freunde herausgestellt.
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KURZ & BÜNDIG
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15040
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Kurz und bündig

Aktuelle Studien – kurz gefasst

klinische Untersuchung oder Bildgebung. Vielen der Patienten könnte

nach Meinung der Autoren dieses zu-

sätzliche Leiden erspart werden, bei-

spielsweise durch die Verwendung

Vorstellungen beim behandelnden schmerzstillender Salben bei der

Krebsdiagnose führt häufig zu Depressionen

Arzt sind unbedingt notwendig.
Quelle: Bhatia SK et al. (2007) Childhood and adolescent depression. Am Fam Physician 75:

Blutabnahme.
Quelle: Coutaux A et al. (2008) Care related pain in hospitalised patients: a cross-sectional

Zwischen 20 und 50 Prozent aller 73–80.

study. Eur J Pain 12: 3–8.

Krebspatienten entwickeln behand-

lungsbedürftige depressive Störun-

gen, 9 bis 24 Prozent sogar eine Major Depression. Länger anhaltende Symptome wie Konzentrationsstörungen,

Höherer Bildungsstand verzögert Demenz

Kopfschmerzen lindern durch Selbsthypnose

Minderwertigkeitsgefühle oder Hoff- Ein niedriger Bildungsstand stellt US-Wissenschaftler untersuchten die

nungslosigkeit sollten behandelt wer- nach Studienergebnissen einen Risi- Daten von 178 Jugendlichen, die mit

den, da die Übergänge von seelischen kofaktor für Gedächtnisstörungen wiederkehrenden Kopfschmerzen an die

Tiefs zur manifesten Depression meist dar. Vor diesem Hintergrund wurden University of Minnesota überwiesen

fliessend sind. Zudem vermindern de- 117 Patienten mit beginnender Alzhei- worden waren und denen innerhalb

pressive Verstimmungen nicht nur die mer-Demenz einem Gedächtnistest von 3 bis 4 Sitzungen die korrekte

ohnehin schon eingeschränkte Le- unterzogen, und bei den jährlichen Durchführung einer Selbsthypnose

bensqualität der Krebskranken, son- Nachuntersuchungen wurde eine ko- zur Schmerzbeeinflussung beige-

dern verschlechtern zudem Therapie- gnitive Bewertung vorgenommen. Da- bracht worden war. Die Auswertung

motivation sowie Compliance und bei stellte sich heraus, dass mit jedem ergab Folgendes: Durch die Selbst-

damit auch die Prognose. Als hilfreich zusätzlichen Jahr einer formalen Aus- hypnose konnte die Kopfschmerzhäu-

haben sich eine individuelle psycho- bildung akzelerierte kognitive Aus- figkeit von 4,5 Episoden/Woche auf

onkologische Betreuung sowie die so- fälle um 0,21 Jahre verzögert auftra- 1,4 signifikant gesenkt werden; die

ziale Unterstützung durch Familie ten. Die Kehrseite der Medaille: Die Schmerzintensität reduzierte sich auf

und Freunde herausgestellt.

Gedächtnisstörungen schreiten jedoch einer Skala von 0 bis 12 von durch-

Quelle: Pasquini M et al. (2007) Depression

bei den Gebildeten dann schneller schnittlich 10,3 auf 4,7, und die mitt-

in cancer patients: a critical review. Clin Pract voran.

lere Dauer nahm von 23,6 auf 3,0

Epidemiol Ment Health 3:2.

Quelle: Hall CB et al. (2007) Education delays Stunden ab. Nebenwirkungen blieben

accelerated decline on a memory test in per-

aus.

sons who develop dementia. Neurology 69:

Quelle: Kohen DP et al. (2007) Self-hypnosis

Häufige Depressionen bei Adoleszenten

1657–64.

training for headaches in children and adolescents. J Pediatr 150: 635–39.

Bis zu 5 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden unter Depressionen. Die wichtigsten Risikofaktoren

Medizinische Massnahmen müssen nicht immer schmerzhaft sein

Sport gegen Fibromyalgie

dafür sind weibliches Geschlecht, Die Frage, inwieweit pflegerische Mehr als 200 Fibromyalgiepatientin-

eine positive Familienanamnese, Ver- oder medizinische Massnahmen bei nen aller Altersgruppen, die bereits

nachlässigung und traumatisierende den Patienten Schmerzen verursa- medikamentös behandelt worden wa-

Erlebnisse in der Kindheit. Bei leich- chen, wird zu häufig vernachlässigt. ren, nahmen vier Monate lang entwe-

ten bis mässigen Formen sollte eine Von über 2000 Befragten zweier Lehr- der an einem Aerobictraining, einem

kognitive Verhaltenstherapie ange- krankenhäuser in Frankreich berich- Krafttraining, einem Aerobictraining

strebt werden. Für die Pharmakothe- teten 55 Prozent über stark schmerz- mit Selbsthilfekurs oder nur an einem

rapie gilt: Trizyklika sind bei Kindern hafte Prozeduren, die sie im Rahmen Selbsthilfekurs teil. In allen Trai-

zu vermeiden, Fluoxetin wird im Alter der Behandlung (durch Ärzte, nicht ningsgruppen dieser randomisierten

von 8 bis 17 Jahren empfohlen. Wich- medizinisches und medizinisches Per- US-Studie besserten sich Krankheits-

tig: Die Eltern müssen über die mögli- sonal, Transport oder Wartezeit) zu symptomatik und allgemeines Wohl-

chen Nebenwirkungen sowie über ein ertragen hatten. An vorderster Stelle befinden signifikant. Am besten war

möglicherweise erhöhtes Suizidrisiko rangierten dabei Gefässpunktionen, das Ergebnis unter Training plus
6 informiert werden, und engmaschige aber auch Mobilisierung, Punktionen, Schulung, Selbsthilfekurse alleine

Psychiatrie & Neurologie 3•2008

Kurz und bündig

zeigten keinen Nutzen. Die sportlichen Aktivitäten wirkten sich positiv auch auf die mentale Gesundheit, depressive Störungen und Fatigue aus. Die Fortschritte waren auch ein halbes Jahr später noch feststellbar.
Quelle: Rooks DS et al. (2007) Group exercise, education and combination self-management in women with fibromyalgia; a randomized trial. Arch Intern Med 167: 2192–2200.
Aufgeschnappt
Höheres Suizidrisiko bei Epileptikern
Nach einer Studie der Universitätsklinik Aarhus, Dänemark, verfügen Menschen mit Epilepsie über ein dreimal höheres Selbstmordrisiko als die allgemeine Bevölkerung. Frauen begehen eher Selbstmord als männliche Patienten. Betroffene, die in den vergangenen sechs Monaten diagnostiziert wurden, sind ebenfalls einem höheren Risiko ausgesetzt. Die in «Lancet Neurology» veröffentlichte Studie fordert grössere Anstrengungen zur Kontrolle der epileptischen Anfälle, die stigmatisierend sein und viele Nebenwirkungen haben können. Die Wissenschafter untersuchten 21 169 Selbstmorde, die in Dänemark zwischen 1981 und 1997 verübt wurden. 492 (2,32%) der in den Freitod gegangenen Personen litten unter Epilepsie. In der allgemeinen Bevölkerung liegt diese Rate bei einem Sample von 400 000 Personen nur bei 0,74 Prozent. Auch nachdem Faktoren wie Geisteskrankheiten, Arbeitsbedingungen, Einkommen und Familienverhältnisse berücksichtigt wurden, war die Selbstmordrate noch immer doppelt so hoch. Bei einer Diagnose in den vergangenen sechs Monaten war das Selbstmordrisiko fünfmal höher.
Burn-out und Depression in der Arbeitswelt steigen stark an
Die Zahl der psychischen und Verhaltensstörungen in der Arbeitswelt

nimmt weiter zu. Das geht aus dem Bericht des Berufsverbandes Deutscher Psychologen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz hervor. Zwar nehme die Zahl der Arbeitsunfälle ab. «Aber wir haben einen enormen Anstieg der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz im Allgemeinen festgestellt und damit verbunden auch einen Anstieg der daraus folgenden Krankschreibungen», sagt Gesundheitspsychologin Julia Scharnhorst. Der Anteil der Ausfalltage, die mit psychischen Problemen begründet wurden, sei so von 6,6 auf 10,5 Prozent gewachsen.
Parkinson-Risiko durch Pestizide erhöht
Es gibt starke Hinweise darauf, dass der Kontakt mit Pestiziden das Risiko einer Parkinson-Erkrankung deutlich erhöht. Ein Team amerikanischer Wissenschaftler hat nachgewiesen, dass das Ausgesetztsein zu einem 1,6Mal höheren Risiko führt. Die Forscher der Duke University, der Miami University und des Udall Parkinson’s Disease Research Center of Excellence werteten die Daten von insgesamt 600 Personen aus. Details der Studie wurden in «BMC Neurology» veröffentlicht. Experten betonen jedoch laut BBC, dass Pestizide sehr wahrscheinlich eine Schlüsselrolle spielten, jedoch nur in Kombination mit anderen Faktoren.
Hormonmangel durch vorzeitige Wechseljahre schadet Gehirn und Gedächtnis
Ein Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen durch vorzeitige Wechseljahre kann das Gehirn der betroffenen Frauen schädigen. Dies belegen neue Studien: Die Entfernung der Eierstöcke vor der Menopause erhöht später das Risiko für eine Demenz- oder Parkinson-Erkrankung. In einer aktuellen Stellungnahme weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in München darauf hin, dass in derartigen Fällen die Gabe von Östrogenen Schutz für Gehirn und Nerven bietet.

Wissenschaftler der Mayo Clinic in Rochester befragten insgesamt 2327 Frauen, die sich zwischen 1950 und 1987 aus medizinischen Gründen einen oder beide Eierstöcke hatten entfernen lassen. Im Vergleich zu anderen gleichaltrigen Frauen zeigte sich, dass die Studienteilnehmerinnen später bedeutend häufiger an Gedächtnisschwund oder Schüttellähmung litten. Für Parkinsonismus im Alter erhöht sich das Risiko um 68 Prozent. Das Risiko steigt mit der Zahl der Jahre, die zwischen der Operation und dem natürlichen Alter des Eintritts in die Menopause liegen. Für vor dem 38. Lebensjahr operierte Frauen ist es am höchsten.
Quelle: Rocca WA et al. (2007) Increased
risk of cognitive impairment or dementia in
women who underwent oophorectomy before
menopause. Neurology 69: 1074–83.
Früherkennung von MS mittels Augenscan
Ein Forscherteam des John Hopkins Multiple Sclerosis Center in Baltimore hat ein neuartiges Verfahren zur Diagnose von MS entwickelt. Mittels eines optischen Kohärenztomografen untersuchen die Forscher den Zustand der Nervenzellen in der Netzhaut des Auges. Der einfache, schnell durchführbare Test soll vor allem die Erkennung der schweren Nervenkrankheit in einem frühen Stadium ermöglichen. Laut den Wissenschaftlern sei das präsentierte Verfahren wesentlich präziser und zudem zehnmal kostengünstiger als bisherige Methoden. Vor allem liesse sich eine multiple Sklerose mit diesem Testverfahren bereits in einem relativ frühen Stadium erkennen, wo eine medikamentöse Therapie den grössten Nutzen hat.

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