Transkript
MEDIEN ■ MODEN ■ MEDIZIN
Rosenbergstrasse 115
Pierre-Alain Clavien, Otto-Naegeli-Preisträger und Chefarzt am Zürcher Unispital bringts auf den Punkt: «Es ist uns per Gesetz verboten, kompetitiv zu sein. Wer nur 50 Stunden arbeitet, hat keine Zeit für Weiterbildung, kann nicht forschen und bleibt auf einem veralteten Wissensstand.» Und er vergleicht Ärzte, die akademische Spitzenmedizin betreiben wollen, mit Roger Federer. Wer etwas erreichen will, muss auf vieles verzichten, auch auf Freizeit. Bloss, in der Schweiz darf man das nicht. Das Gesetz sagt: 50 Stunden Arbeit sind genug. Absurd? Aber sicher: «Die Politik versteht die Realität im Spital nicht.»
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Die Demoskopen habens nicht leicht. Auch unseretwegen: Weil wir Ärztinnen und Ärzte so schwer erreichbar sind, von den Praxisassistentinnen zu gut abgeschirmt werden und uns einfach nicht ans Telefon lotsen lassen, um während einer halben Stunde zu Fragen Stellung zu nehmen wie «Was ziehen Sie vor: Jaguar XK oder Maserati Quattroporte und weshalb?» oder «Welche Baumärkte kennen Sie aus der TV-Werbung und warum und wie hat Ihnen die Werbung dafür gefallen?». Und weil wir uns so zieren, zu solchen und ähnlichen gesellschaftlich überaus relevanten Fragen Stellung zu nehmen, zwingen wir die Telefonbefragerinnen geradezu, sich darüber selbstständig ihre Gedanken zu machen. Und die Fragebogen ebenso selbstständig auszufüllen. Denn ohne Fragebögen kein Verdienst. Bei Demoscope hatten sogar die Vorgesetzten der Befragerinnen Mitleid und forderten die frustrierten Damen und (seltener) Herren auf, doch einfach fiktive Interviews abzuliefern. Die Auftraggeber merkten
davon eh nichts. Eigentlich eine gute Taktik, die jede und jeden zufriedenstellt und am Lauf der Welt nichts zum Schlechten ändert: Wir haben unsere Ruhe, die Telefonistinnen ihren Lohn, das Marktforschungsinstitut genügend auswertbare Fragebögen und die Auftraggeber ein verwertbares Resultat.
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Endlich erfahren wir, wie First Ladies schwanger werden. Cherie Blair, die Ehefrau von Tony, hat ein Buch geschrieben und berichtet frei und offen über ihr und ihres Mannes Leben. Das darf man auch erwarten für ein Honorar von über einer Million Euro. Da erfährt man dann beispielsweise, wann und wo Tony und sie Sex hatten und ihr viertes Kind zeugten: 1999 wars, auf Schloss Balmoral, dem schottischen Landsitz der Queen. Und warum hat die schon damals nicht mehr ganz junge Premiersgattin nicht die Pille genommen oder sonst etwas Verhütendes? Weil aus Sicherheitsgründen auch Toilettenartikel gefilzt wurden und es ihr peinlich gewesen wäre, wenn die Security so was gefunden hätte. Nicht ganz ohne Einfluss sei darüber hinaus gewesen, dass es bekanntlich ausgesprochen kalt sei in solchen Schlössern … den Rest versteht man(n).
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Auch über George Dabbeljuu weiss Cherie so manches zu erzählen. Er sei ein Mann mit etwas eigenem Humor etwa. Sieh an, wer hätte das gedacht. Und, dass auf Camp David um zehn Uhr abends Lichterlöschen angesagt war – nachdem man den Abend zusammen vor der Glotze verbracht habe. Eingeschoben hatte GWB
eine DVD mit dem Film «Meet the parents» mit Robert de Niro und Ben Stiller (Sie wissen schon, der Krankenpfleger namens Gaylord Focker). Qualifikation des Streifens: «A comedy that's funny enough for an evening watch.» Wer wollte an den Schilderungen von Cherie zweifeln angesichts der weltpolitischen Entscheide, die in diesen illustren Runden gefällt wurden und weiterhin werden. Unsereiner möchte angesichts solch ungeheuerlicher Enthüllungen gar nicht mehr wissen, was die Leute den ganzen Abend über so miteinander geplaudert haben.
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Glückliches England: Es hat nicht nur Cherie Blair, sondern auch eine Armee, die jahrzehntelang akribisch alle Berichte über UFO sammelte und auswertete. Beispielsweise jene Meldung aus dem Jahr 1982, als die Gäste eines Pubs in Südostengland unheimliche rot und grün blinkende Lichter meldeten. Was mit englischen Pubbesuchern vertraute Zeitgenossen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf den Bierkonsum der Kneipenbesucher und die Flugzeugschneise über ihnen zurückgeführt und entsprechend quittiert hätten, war dem Militär eine Akte wert. Wer mehr über UFO über England wissen möchte, kann sich im Internet gruselig lesen auf der Website ufos.nationalarchives.gov.uk/.
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Und dies zum Schluss (aus dem Internet, woher sonst!): Fällt dir mal die Wurst vom Teller, bück dich nicht, der Hund ist schneller.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 11 ■ 2008 453