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Titel
Kardiale Beschwerden in der Hausarztpraxis
Untertitel
Erfahrungsberichte von phytotherapeutisch tätigen HausärztInnen
Lead
Phytotherapeutisch tätige ÄrztInnen berichten aus ihrer Hausarztpraxis
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Autoren
-
Rubrik
MEDIZIN — Ars Medici thema Phytotherapie 3/2012
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1362
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PRAXIS
Kardiale Beschwerden in der Hausarztpraxis
Erfahrungsberichte von phytotherapeutisch tätigen HausärztInnen

Phytotherapeutisch tätige ÄrztInnen berichten aus ihrer Hausarztpraxis
Dr. med. Maja Oberholzer-von Tolnay, Zürich Ich arbeite recht häufig mit phytotherapeutischen Tinkturen bei der Blutdrucksenkung. Falls keine Kontraindikation besteht, bewährt sich als Basis für die Mischung 20–40 ml Rauwolfia in Kombination mit anderen Pflanzen. Der Weissdorn stabilisiert eine Blutdrucksenkung mittels seiner positiv inotropen Wirkung, das heisst, die Schlagkraft des Herzen wird erhöht. Auch die Mistel und die Brennnessel können hier gute Unterstützung bieten. Um einem Fortschreiten der Arteriosklerose etwas entgegenzusetzen, kann auch Ginkgo zugefügt werden, da die allgemeine Entzündlichkeit vermindert und so die periphere Durchblutung verbessert wird, sei es in den Gehirngefässen oder in den Koronarien. Bei der Verwendung von Ginkgo sollte jedoch die gerinnungshemmende Wirkung nicht vernachlässigt werden, vor allem falls der Patient Aspirin Cardio schluckt. Weissdorn ist in meinen Augen eine klassische Herzpflanze. Das Altersherz kann davon profitieren, ohne dass man grosse Nebenwirkungen in Kauf nehmen muss. Eine leichte Herzinsuffizienz kann positiv beeinflusst werden, eine Digitalisbehandlung kann eventuell in der Dosis reduziert werden, was günstig ist bei bestehender Niereninsuffizienz im Alter, da die therapeutische Breite des Digoxins gering ist. Auch bei Kardiomyopathien oder Endokarditis/Myokarditis kann Weissdorn eingesetzt werden. Da man hier medikamentös relativ wenig Alternativen zur Verfügung hat, kann man eine Verbesserung der Klinik bewirken. Ein weitverbreitetes Problem bei jüngeren Patienten sind die Palpitationen. Auch hier kann Weissdorn zum Beispiel in Kombina-

tion mit Melisse gute Dienste leisten, da es die «Belastbarkeit» und die Sauerstoffergonomie des Herzen verbessert. Die Belastbarkeit ist heute ein grosses Thema im beruflichen Alltag, und genau hier kann diese Pflanze regulierend eingreifen – ihre Wirkung ist nicht auf das Herz beschränkt.
Dr. med. Dorin Ritzmann, Dietikon Ich rezeptiere Urtinktur Crataegus oxyacantha 20 ml für perimenopausale Frauen mit störendem Herzrasen, oft nachts. In den meisten Fällen ergibt die empfohlene Herzabklärung eine paroxysmale Tachykardie ohne weitere Risikofaktoren. Die Symptome werden oft sehr ähnlich geschildert: «Ich wache nachts auf und habe ein starkes Herzrasen», «ich höre mein Herz wie verrückt klopfen», «das Herzklopfen macht mir Angst, dann wird es noch schlimmer», «es kommt plötzlich und vergeht auch so», «oft wache ich vom Herzklopfen auf, dann kommt eine Wallung, danach kann ich nur noch dösen». Dieses störende und Angst machende Herzrasen beginnt meistens um die Menopause, also bei 48- bis 55-jährigen Frauen, es kann aber anhalten und bei über 60-Jährigen noch immer vorhanden sein. Als Sofortmassnahme rezeptiere ich Crataegus-Urtinktur. Die Anwendung ist simpel: Im Anfall 5 Tropfen auf der Zunge zergehen lassen. Nach 5 bis 10 Minuten wiederholen, falls es nicht schon gewirkt hat. Die oft sehr rasche und ausreichende Wirkung kann durch Verschiedenes verursacht sein: so durch die Direktaufnahme über die Mundschleimhaut, die Nähe zum Wirkort Herz und durch die Möglichkeit, selber etwas unternehmen zu können. Auf alle Fälle genügt diese einfache Massnahme in vielen Fällen zur Beruhigung der Situation und zur Angstminderung.

Dr. med. Rolf Weber, Täufelen Mein Anwendungsgebiete für den Weissdorn sind: ◆ leichte Hypertonie, wo ich bei «Herz-
neurotikern» positive Erfahrungen gemacht habe ◆ symptomatische Therapie als Ersatz für Nitroglyzerinpräparate. Weissdornpräparate stärken den Herzmuskel.
Erfahrungsberichte aus der Apotheke
Auch phytotherapeutisch tätige ApothekerInnen schlagen in ihren Beratungsgesprächen pflanzliche Anwendungen bei leichten Herzbeschwerden vor. Ihre Patienten fragen sie entweder direkt um Rat, weil ihre phytotherapeutische Kompetenz bekannt ist. Oder es handelt sich um Patienten, deren Hausarzt nicht auf den Wunsch eingeht, ein pflanzliches Arzneimittel zu verordnen. Bei den Patienten, die direkt um Rat fragen, gibt es neben denen, die sich ausschliesslich pflanzlich behandeln wollen, auch recht viele, die eine «pflanzliche Ergänzung» oder eine «pflanzliche Unterstützung» verschriebener synthetischer Medikamente wünschen.
Dr. pharm. Brigitte Buchs, Apotheke Surseepark, Sursee Ich setze oft Crataegus UT von CERES ein, vor allem zur Stärkung des alten Herzens oder bei nervösen Herzbeschwerden, insbesondere vor dem Einschlafen. Reicht das alleine nicht, mische ich Crataegus UT mit Ammi visnaga UT im Verhältnis 9:1. Gegen grenzwertige Hypertonie bewährt sich eine Mischung aus Crataegus UT, Olea europaea UT und Solidago UT. Bei schwankendem Blutdruck wirkt Viscum album UT von CERES stabilisierend. ◆

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PHYTOTHERAPIE

3/2012