Transkript
Medien q q q Moden q q q Medizin
Rosenbergstrasse 115
Der Klub der Schweizer Wissenschaftsjournalisten feierte sein 30-jähriges Jubiläum. Gelegenheit für ein Wiedersehen mit den «Alten» der Szene: Rosmarie Waldner vom Tagi, Herbert Cerutti, ehemals Redaktor der Wissenschaftsbeilage der NZZ und per Januar 2004, nach 29 Jahren getreuer Mitarbeit, aus wirtschaftlichen Gründen freigestellt (momoll, der NZZ gehts aber gar nicht gut), Ruth von Blarer, die grosse kleine ältere Dame, die in allen Medien daheim war, vom TV bis zum Tagi, und so weiter und so fort. Viele Erinnerungen an erlebnis- und lehrreiche Studienreisen. Und der Spruch eines Moderators: «Man kanns (gemeint: sich) drehen und wenden wie man will, s Arschl bleibt immer hinten.»
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Jetzt ist sie publiziert, die Studie von Beck, Oggier und Kunze, die nachweisen will, dass die Selbstdispensation teurer ist als die Rezeptur. Unter Vernachlässigung aller methodischen Fragezeichen bleibt die Tatsache, dass die beiden Herren und die Dame wohl recht haben müssen – sofern man – wie sie – davon ausgeht, dass alle Schweizer, die an einem andern Ort arbeiten, als sie wohnen, nicht an ihrem Wohnort, sondern an ihrem Arbeitsort zum Arzt gehen. Sie staunen ob solcher Outcome-Voraussetzungen? Zu Recht. Das Ganze dürfte dann demnach keine Feld-, sondern eine typische Schreibtischstudie gewesen sein.
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glatt zu halbieren. Gut gemeint, meint ein anwesender Alt-Ständerat. Er habe in seiner aktiven Zeit mal den Antrag gestellt, das Bundesamt für Wanderwege aufzuheben (3 Beamte). Da habe er sich aber bös in den Finger geschnitten. Bundesämter, einmal geschaffen, haben in der Schweiz ein ewiges Leben.
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Einer der Beamten (Lohnkosten jährlich 3 Milliarden Schweizer Franken) heisst seit kurzem HH Brunner. Der standesflüchtige Ex-Präsident, der Regen Macher, der uns in selbigem hat stehen lassen und an neuer Wirkungsstätte hoffentlich nicht an der Traufe herum zu hantieren beginnt (worüber man sich nicht so sicher sein sollte), ist bereits aktiv geworden. Zusammen mit dem ubiquitären Thomas Zeltner ist er Teil einer – so die NZZ – «hochkarätig» zusammengesetzten Arbeitsgruppe, die neue Wege der Kostenverlagerung (haben Sie Kosteneinsparungen gelesen?) im Gesundheitswesen erkundet. Der Weg hat gemündet – in einen Anreizund Ausgleichsfonds für Hochschulmedizin, 800 Millionen prall, zu füllen von Krankenkassen (höhere Prämien), IV und Unfallversicherern (idem) sowie den Kantonen (höhere Steuern). So rasch gehts, bis man als Beamter sein Handwerk lernt: Mittel und Wege finden, Geld zu beschaffen von jenen, die eh schon für die eigenen Löhne aufkommen. Gut, gut, alles nur an-gereiztes Stammtisch-Niveau-Gebrummel. Etwa so hochkarätig wie die Zusammensetzung solcher Arbeitsgruppen.
hier auch schon gescholtene Pascal wollte wissen, was man mit den Geldern all so mache (ausser Liegenschaften an bester Lage in Bern zu kaufen und Kommunikationsberater eine neue CI ausarbeiten zu lassen). Bravo, wir haben schon lange gefordert, besser darauf zu achten, was qualitäts- und outcomeunkontrollierte Beamtenähnliche mit unserem Geld so alles anstellen. Jetzt haben wir einen kleinen Teil des Salats. Unter Gesundheitsförderung verstehen die 28 Angestellten beispielsweise die Finanzierung einer «Offenen Lachgruppe Bern» (geführt vom «Lachtrainer» F. Muzio), des Projekts «Instrumente für geschlechtergerechte Projekte» (von wegen «Gender-Aspekten» und so) sowie einer «Toolbox im Rahmen des Projekts Lebensqualitätsindikatoren». Bertino Somaini, Hansdampf in vielen Gesundheitsgassen, verteidigt die Offene Lachgruppe mit der Feststellung, es gebe «Hinweise darauf, dass Fröhlichkeit zu Wohlbefinden und besserer Gesundheit führt». Wie sagte ein Nachbar von ennet dem Rhein? Die Schweizer schwimmen im Geld – zumindest jene, die den Weg ins Schwimmbad kennen.
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Elmar Ledergerber, VCS-gebeutelter Zürcher Stapi, beginnt zu ahnen, was die Basler meinen, wenn sie an Zürich die Autobahn nach Basel für das Schönste halten. Elmar neidisch: «In Basel würden Leute wahrscheinlich gelyncht, die ein Stadionprojekt verhindern.»
Ein Kollege, der sich Gedanken gemacht hat über die Mängel unseres Staatssystems, berichtet, dass allein in Bern 21 000 Beamte (ohne Armee und ausserbernische Bundesangestellte) tätig sind, und fordert, die Beamtenschaft
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Zwar kein Bundesamt, aber von ähnlichem Zuschnitt: die von Krankenkassenprämiengeldern finanzierte Stiftung «Gesundheitsförderung Schweiz». Der
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Und dann noch dies: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.
Richard Altorfer
A R S M E D I C I 1 9 q 2 0 0 4 941