Transkript
Medien q q q Moden q q q Medizin
Rosenbergstrasse 115
Unser lieber Pascal! Wir wissen ja um seine Liebe für die Aufhebung des Kontrahierungszwangs. Nun erfahren wir auch etwas über seine Vorstellungen über den Motor des Fortschritts. Das tönt dann sinngemäss (nur da, wos happig wird, wörtlich und mit Anführungszeichen) so (Interview mit Pascal Couchepin in «Care», dem Magazin der Krankenkasse Concordia): Es gibt zu viele Magnetresonanztomografen, allein im Wallis so viele, dass sie für 2 Millionen Einwohner reichten. Wird der Kontrahierungszwang aufgehoben, werden die Versicherer nur noch einen einzigen MRT finanzieren, logo. Das aber setzt unweigerlich Kreativität frei (immer noch gemäss Pascal), zum Beispiel dergestalt: Wer sich zwischen 05.00 und 08.00 Uhr oder zwischen 20.00 und 24.00 Uhr MRT-en lässt, erhält 5 Prozent Rabatt, «und für Jugendliche wäre es vielleicht sogar ein Spass, abends nach dem Kino ihr MRT machen zu lassen.» Schluck (leer) – das hat man davon, wenn man Gesunde Gesundheitspolitik machen lässt. Die meinen das auch noch ernst.
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Pascal plaudert in «Care» munter weiter: «Natürlich bin ich privat versichert. In den Armen eines politischen Gegners möchte ich nicht sterben.» Kann man verstehen, wo doch vor allem Chirurgen immer zuerst nach der Parteizugehörigkeit des Patienten fragen und das Narkosegas dementsprechend wählen.
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Pascal wäre entschuldigt, wenn er wenigstens die Seiten 16 und 17 von «Care» lesen tät. Dann läse er zum Beispiel: «Mit einem durchschnittlichen Anstieg bei der Medikamentenabgabe durch Apotheken um 4,3% und durch Ärzte um 2,8 % …» oder «Die Arztkosten sind im Jahr 2003 mit +1,4% pro Kopf praktisch gleich geblieben wie im Jahr 2002.» oder «…rechnete man trotz Zulassungsstopp mit einem Kostenschub
bei den Arztkosten, der aber nicht eingetreten ist.»
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Während bei den jungen Medizinerkollegen der Trend weg vom freien Unternehmertum hin zur Staatsstelle mit geregelten Arbeitszeiten (Ausnahmen: kreative Radiologen, s.o.), garantierten Ferien und einer grosszügigen beruflichen Vorsorge geht, finden Theologen auf einmal Gefallen an beruflicher Unabhängigkeit. Jedenfalls A.W., «freischaffender Theologe»; er erscheint im Handelsregister als Einzelfirma. Zweck: Feiern und Rituale (Taufe, Hochzeit, Beerdigung), Erwachsenenbildung und Einsatz von Erzählfiguren. Wir warten gespannt auf den Börsengang der ersten «Seelen Management AG».
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Am Dienstagabend (gemeint ist: Dienstag abend, oder eigentlich: Dienstag Abend, oder: Dienstag, abends? Egal, jedenfalls schon vor ein paar Tagen) fand der «Zyschtigsklub» zur Frage der recht Schreibung statt. Die Diskussion war ein ziemlich genaues Ab-Bild der tiefschürfenden (Ha, Fehler! Tief schürfend natürlich, weils von tief eine Steigerungsform gibt, alles klar? – obschon die im Zusammenhang mit diesem Disput sicher nie zur Anwendung kommt: noch tiefer als so tief können die Rechtschreibegurus gar nicht graben, sonst buddeln sie sich bei den Antipoden wieder aus dem Schlam(m(!))assel – nicht etwa Schlamm-Assel, das ist etwas ganz Anderes (oder anderes?) raus und in ein neues rein) Streiterei zwischen den Befürwortern der alten und der neuen Rechtschreibung. Chaos pur. Kabaree total. Positiv daran: Ein Hoch aufs Free-style-Writing! Nicht nur der NZZ, nein, jedem und jeder seine eigene «Haus-Ortografie» (ist Orthographie eigentlich auch erlaubt? Oder zwingend?)! Oder wissen Sie, ob eine Pflanze fleischfressend oder Fleisch fressend ist? Könnte ja sein,
dass das gar nicht genau das Selbe (Hhmm, oder: dasselbe? Gar: das Selbige? Oder doch nur: das Gleiche?) bedeutet. Und ob sie das eine vor 1996, das heisst vor der recht schreibenden Reform, auch schon sein durfte, ob sie das Andere zwei Jahre später sein musste und was sie heute, im Jahre 2004, sein sollte? Doll, die Normen der linguistischen Tol(l)patsche. Aber ehrlich: Eigentlichkanneseinemjascheissegalsein. Auch wo, jemand seine, Kommas am liebsten, setzt, item ;–) (Hinweis für den Korrektor: ruhig bleiben, durchatmen und bis 10 zählen …)
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Viel Kritik gabs an GWB und seinem IrakKrieg. Zurecht. In Europa stand die deutsche Regierung in vorderster Front bei den Kriegsgegnern. Gerhard Schröder verdiente sich viel Lob für seinen Mut zur Verweigerung. Seinen Kredit und seine Glaubwürdigkeit hat er sich gründlich versiebt mit seinen (von politischen und wirtschaftlichen Interessen diktierten) peinlichen Bücklingen vor dem russischen Präsidenten. Der musste nur anhaltend finster und stumm dreinblicken und etwas von internationalem Terrorismus murmeln. Als wäre der von einem wolkenlosen russischen Himmel gefallen und wäre nicht die Folge einer Kriegspolitik, bei der nicht «bloss» eine Turnhalle, sondern ganze Städte (Grosny) inklusive Bewohner zerbombt wurden.
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Immer wieder erbauend, diese Limericks, auch wenn sie so alt sind wie die englische Königin: There once was a lady from Niger Who smiled as she rode an a tiger They returned from the ride With the lady inside And a smile on the face of the tiger
Richard Altorfer
A R S M E D I C I 1 8 q 2 0 0 4 893