Transkript
FORTBILDUNG q FORMATION CONTINUE
Erniedrigte glomeruläre Filtrationsrate – Risikofaktor bei Hypertonikern
ARCHIVES OF INTERNAL MEDICINE
Eine Analyse der Patienten
der ALLHAT-Studie zeigt, dass
die Prävalenz einer erniedrig-
ten glomerulären Filtrations-
rate bei älteren Hypertonike-
rinnen und Hypertonikern
hoch ist.
Bekannt und gut belegt ist, dass Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz sehr häufig auch an kardiovaskulären Krankheiten leiden. Die Epidemiologie kardiovaskulärer Erkrankungen bei früheren Stadien einer chronischen Nierenerkrankung und die Beziehung zwischen glomerulärer Filtrationsrate (GFR) und Herz-KreislaufLeiden sind jedoch nicht gut dokumentiert. Unklar ist auch, ob das erhöhte kardiovaskuläre Risiko bei Patienten mit Nierenerkrankungen auf dem gleichzeitigen Vorhandensein multipler traditioneller Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes und Rauchen beruht, oder ob es unabhängig davon mit der Abnahme der GFR zusammenhängt.
Methodik
Die vorliegende Analyse stützt sich auf das Patientengut des Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial (ALLHAT), an dem 40 514 Patientinnen und Patienten über 55 Jahre aus den USA, Puerto Rico und
Kanada teilnahmen. Laut Protokoll wurde bei Studienbeginn bei allen Teilnehmern (neben vielen weiteren Parametern) das Kreatinin bestimmt. Anhand einer etablierten Formel berechneten die Autoren die GFR und erstellten vier Kategorien: normal oder erhöht (≥ 90 ml/min/1,73m2), leicht erniedrigt (60–89 ml/min/1,73m2), mässig erniedrigt (30–59 ml/min/1,73m2) und stark erniedrigt (≤ 29 ml/min/1,73m2).
Ergebnisse
57 Prozent der ethnisch vielfältig zusammengesetzten Patienten hatten eine leichte, 17,2 Prozent eine mässige und 0,6 Prozent eine stark erniedrigte GFR. Im Vergleich zu denjenigen mit normaler oder nur leicht erniedrigter GFR hatten die Teilnehmer mit mässig oder stark erniedrigter GFR häufiger einen Myokardinfarkt oder Hirnschlag durchgemacht, zeigten öfter ischämische Veränderungen im EKG und hatten häufiger Zeichen einer linksventrikulären Hypertrophie im EKG. Eine Abnahme der GFR um 10 ml/min/1,73m2 war unabhängig mit einem um 6 Prozent höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen assoziiert. Dieser Risikoanstieg war ausgeprägt bei einer GFR von etwa 60–70 ml/min/1,73m2.
Schlussfolgerungen
Diese Analyse zeigt eine hohe Prävalenz von reduzierter GFR bei älteren Hypertonikerinnen und Hypertonikern. Nach statistischer Korrektur für mehrere bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren ist selbst eine bescheidene Reduktion der GFR unabhängig mit einer höheren Prävalenz von Herz-Kreislauf-Leiden und Linkshypertrophie-Zeichen im EKG assoziiert. Die Häufigkeit einer mindestens mässigen GFR-
Merk-
punkte
q Nach statistischer Korrektur für mehrere bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren ist selbst eine bescheidene Reduktion der GFR unabhängig mit einer höheren Prävalenz von Herz-KreislaufLeiden und LinkshypertrophieZeichen im EKG assoziiert.
q Zur Erfassung einer mässigen GFR-Einschränkung sollte nicht auf den Kreatinin-Wert allein abgestellt werden.
Abnahme sollte auch in der Primärversor-
gung in Rechnung gestellt werden, wobei
nicht bloss auf den Kreatinin-Wert abzu-
stellen ist, sondern die glomeruläre Filtra-
tionsrate anhand einer akzeptierten For-
mel berechnet werden sollte.
Über welche Mechanismen eine Ein-
schränkung der Nierenfunktion ihrerseits
zu atherosklerotischen Erkrankungen bei-
trägt, bleibt noch unklar.
q
Mahboob Rahman et al. for the ALLHAT Collaborative Research Group: The prevalence of reduced glomerular filtration rate in older hypertensive patients and its association with cardiovascular disease. Arch Intern Med 2004; 164: 969–976.
Halid Bas
Interessenlage: Die Autoren deklarieren keine Interessenkonflikte.
A R S M E D I C I 1 4 q 2 0 0 4 723