Transkript
EDITORIAL q ÉDITORIAL
D er Vorgang ist unerhört: Firma X gibt eine Studie in Auftrag, die beweisen soll, dass ihr Medikament A dem Konkurrenzpräparat B der Firma Y nicht unterlegen ist. Sie gewinnt dafür beste medizinische Adressen, investiert viel Geld und sorgt wohl auch für ein griffiges Kürzel als Name für die Studie. Doch dann kommt alles anders. Die Resultate erlauben nicht nur nicht den Beweis der Gleichwertigkeit, sondern sogar den Nachweis der Überlegenheit des Konkurrenzpräparats in allen zuvor sauber definierten, klinisch relevanten Studienendpunkten.
unmittelbarer Umsetzung in die Praxis war dem begleitenden Editorial überlassen. Sicher wird auch diese Studie ihre Kritiker finden, vor allzu weitreichenden Schlussfolgerun-
Wird die Welt doch besser?
Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte eine solche Studie ein ungnädiges Schicksal erfahren. Sie wäre überhaupt nicht publiziert worden, oder nur in nichts sagenden Teilen oder, wenn schon, mit einiger Verzögerung und zusammen mit einer länglichen Diskussion, welche die Ergebnisse mehr oder weniger in ihr Gegenteil verkehrt oder zumindest soweit relativiert hätte, dass man sie in Erwartung neuerer, günstigerer Resultate mit vielen Fragezeichen versehen in irgendeine unklare Beweislage hätte einordnen können. Doch das Unerhörte ist geschehen: Die Studie ist letzte Woche vorab online im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht worden, ohne beschönigende Formulierungen, mit einem eher knappen, nüchternen Dikussionsabschnitt. Eine ekstatische Würdigung mit dem Ruf nach
gen wird auch diesmal gewarnt und nach weiterer Bestätigung gerufen werden. Aber eine wissenschaftliche Diskussion kann überhaupt erst stattfinden. Wären die Ergebnisse unter Verschluss gehalten worden, wären für fundierte Auseinandersetzungen weder Anlass noch Notwendigkeit vorhanden gewesen. Die Bestrebungen, die klinische Forschung in der Pharmakotherapie nicht nur als Firmengeheimnis zu behandeln, scheinen doch – zwar immer schon vermutete – bemerkenswerte Früchte zu tragen.
Halid Bas
Eine erste kurze Zusammenfassung dieser Studie lesen Sie auf Seite 236 in diesem Heft.
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