Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Gastroenterologie
Nichtinvasive Diagnostik bei Morbus Crohn
Um den Zustand des Darmgewe-
während und nach einer Operation
bes und den Behandlungserfolg
mit verschiedenen Methoden un-
der Therapie bei Morbus Crohn
tersucht. Dabei konnten sie eine
zu beurteilen, wurden bislang
sehr hohe Korrelation zwischen
Röntgenuntersuchungen mit Kon-
den mittels Elastografie gemesse-
trastmitteln oder eine Darm-
nen und den durch herkömmliche
spieglung mit einer Gewebeent-
physikalische Methoden gewon-
nahme durchgeführt. Ein Team
nenen Daten feststellen.
an der Charité in Berlin hat nun den Einsatz einer neuen Methode, der Elastografie, erstmals bei
Ultraschallbild der Darmwand mit einer Stenose. Die Darmwandeigenschaften werden von der Elastografie in Echtzeit farbkodiert, wobei Blau härteres Gewebe anzeigt (© D. Baumgart).
RBO/CharitéO
Morbus-Crohn-Patienten klinisch
getestet. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung von Ultraschalldiagnostik und Magnetresonanztomografie.
Die Mediziner um Prof. Daniel C. Baumgart haben den Zustand von gesundem und erkranktem Darmgewebe bei Patienten vor,
Baumgart DC et al.: US-based real-time elastography for the detection of fibrotic gut tissue in patients with stricturing crohn disease. Radiology 2015; 6:141929.
Arzneimittelsicherheit
Illegale Frischzellentherapie in der Schweiz
Die Frischzellentherapie geht auf ein um 1930 vom Schweizer Arzt Paul Niehans entwickeltes Verfahren zurück. Dabei werden lebende tierische Zellen – meist von Schafsföten oder aus der Plazenta von Schafen – mit einer isotonischen Salzlösung gemischt und dem Menschen in die Muskulatur gespritzt, um ihn zu «verjüngen». Heute werden vermehrt gefrorene oder getrocknete Zellen, Zellfragmente oder Zellextrakte eingesetzt. Die Wirksamkeit der Frischzellentherapie ist wissenschaftlich nicht belegt, die gesundheitlichen Risiken sind jedoch
nachgewiesen. So kann es etwa zu Allergien, Abszessbildungen an der Injektionsstelle, Blutvergiftungen oder sogar der Übertragung tierischer Krankheitserreger kommen. In Schweizer Spitälern und Privatkliniken werden seit einiger Zeit Frischzellentherapien angeboten. Sie sind illegal, denn auch für diese Produkte braucht es eine Bewilligung durch Swissmedic. Diese wurde bis heute jedoch für kein einziges Frischzellenprodukt in der Schweiz erteilt. Bund und Kantone gehen darum gegen die Anbieter
vor. BAG und Swissmedic haben gemeinsam
mit den Kantonen alle Anbieter von Frisch-
zellentherapien auf die Notwendigkeit einer
Bewilligung oder Zulassung hingewiesen.
Gegen mehrere Kliniken und Personen hat
Swissmedic Strafverfahren eingeleitet.
Ziel der Intervention sei es, die illegale Her-
stellung und Anwendung von Präparaten
für die Frischzellentherapie in der Schweiz
zu verhindern. Zum einen soll so die
Gesundheit von Medizinaltouristinnen und
-touristen geschützt werden, zum anderen
wolle die Schweiz nur qualitativ hoch ste-
hende Gesundheitsdienstleistungen anbie-
ten, heisst es in einer Pressemitteilung von
Swissmedic.
RBOO
Pressemitteilung von Swissmedic vom 26. März 2015.
Kardiologie
Kognitive Konsequenzen kardiologischer Operationen
Kardiovaskuläre Interventionen erfolgen eher bei älteren Personen. Ob und welche dieser Eingriffe mit einem erhöhten Risiko mittel- bis langfristiger kognitiver Beeinträchtigungen einhergehen, war Thema eines umfangreichen Reports im Auftrag der US-amerikanischen «Agency for Healthcare Research and Quality» (AHRQ). Obwohl die Datenlage äusserst dünn ist, geben die Autoren des Reports vorerst Entwarnung. Es sei unwahrscheinlich, dass
mittel- und langfristige kognitive Einschränkung wegen der kardiovaskulären Interventionen oder Operationen auftreten. Vielmehr spreche einiges dafür, dass in den meisten Fällen nicht die Intervention schuld sei, sondern bereits zuvor ein kognitives Defizit bestand, das sich gemäss natürlichem Verlauf weiter verschlechtert. Bypass-Operationen, Karotisrevaskularisationen und Herzklappenersatz hätten demnach kaum einen mittel- bis langfristigen
Einfluss auf den kognitiven Status, auch wenn kurzfristig bekanntermassen vorübergehende kognitive Störungen auftreten.
RBOO
Fink HA et al., Minnesota Evidence-based Practice Center: Cognitive Outcomes After Cardiovascular Procedures in Older Adults: A Systematic Review. Prepared for: Agency for Healthcare Research and Quality, Nov 17th, 2014; http://www.ahrq.gov/research/findings/ ta/index.html
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ARS MEDICI 7 I 2015
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Pädiatrie
Ehrung für UKBB
Das Universitätskinderspital beider Basel (UKBB) wurde anlässlich des Patient Safety, Science & Technology Summit 2015 in Irvine (Kalifornien) für sein Engagement zur Wahrung der Patientensicherheit geehrt. Bill Clinton gratulierte Caroline Stade, Leiterin Pflegedienst am UKBB, zu der Auszeichnung. Das UKBB überwacht die Patienten seit 2013 auf den Bettenstationen sowie auf der Notfallstation mit einem modernen System (Masimo Patient
SafetyNetTM) und verfügt somit als Kinderspital über die grösste und erste Installation dieser Art in Europa. Ende 2014 hat das UKBB eine Weiterentwicklung dieses Modells eingeführt und verwendet die mobilen Masimo-Geräte auf den Bettenstationen und auf der Notfallstation.
«Wir können Atmung und Kreislauf von Kindern optimal überwachen, auch wenn sie ihr Bett verlassen oder wenn sie gerade nicht unter medizinischer Aufsicht sind», so Caroline Stade, Leiterin Pflegedienst. RBOO
Pressemitteilung des Universitätsspitals Zürich, 19. März 2015.
Infektiologie
Pneumokokken-Impfung für Ältere
Die Impfung mit dem Pneumokokken-Impfstoff PCV13 wird gemäss Schweizer Impfplan als ergänzende Impfung für Kleinkinder bis zum Alter von fünf Jahren empfohlen. Da der Impfstoff auch bei älteren Personen zu einer Immunisierung führt, kommt er auch für Erwachsene infrage. In der Schweiz wird diese Impfung für Erwachsene bisher nur für Personen mit erhöhtem Risiko empfohlen. Der eventuelle Nutzen einer generellen Pneumokokkenimpfung im Alter ab 65 Jahre sei erneut zu evaluieren, wenn Daten zur Wirksamkeit von PCV13 bezüglich den nicht bakteriämischen Pneumokokkenpneumonien vorliegen, heisst es im aktuellen Schweizer Impfplan. In einer grossen holländischen Studie, die unter der Leitung der Universität Utrecht in Zusammenarbeit mit dem Impfstoffhersteller Pfizer durchgeführt wurde, zeigte sich nun, dass mit gegen Pneumokokken geimpfte ältere Personen tatsächlich seltener an Pneumonie erkranken. In der CAPiTA-Studie (community-acquired pneumonia immunization trial in adults) wurden von September 2008 bis Ende Januar 2010 rund 85 500 Personen ab 65 Jahre randomisiert mit PVC13 oder Plazebo geimpft (jeweils die Hälfte der Probanden). Das Follow-up betrug vier Jahre. In dieser Zeit wurden 49 der mit PCV13 geimpften Personen wegen einer durch Streptococcus pneumoniae verursachten Pneumomie hospitalisiert gegenüber 90 Personen in
der Plazebogruppe. Dies entspricht einem Rückgang um 45 Prozent. Ähnlich verhielt es sich bei den nicht bakteriämischen und nicht invasiven Pneumonien. Sie waren bei 33 Personen in der PCV13 und 60 Personen in der Plazebogruppe der Grund für einen Spitalaufenthalt, was ebenfalls einem Rückgang von 45 Prozent entspricht. Invasive Pneumokokkenerkrankungen kamen bei 7 Personen in der PCV13 und 28 Personen mit Plazebo vor. Da Pneumonien auch von anderen Bakterien und Viren verursacht werden, sanken die Hospitalisierungen wegen Pneumonie bei den Geimpften insgesamt nur um 5 Prozent. Bezüglich schwerer Nebenwirkungen und Todesfälle gab es keinen Unterschied zwischen PVC13 und Plazebo, es waren lediglich häufiger lokale Reaktionen mit PCV13 zu verzeichnen. «Zum ersten Mal konnte gezeigt werden, dass eine Impfung Pneumonie bei älteren Personen verhindern kann. Wenn alle Personen über 65 Jahre PCV13 erhielten, würde dies in den Niederlanden zu mehreren hundert Hospitalisationen weniger führen», kommentierte Studienleiter Marc Bonten von der Universität Utrecht das Resultat der bis anhin grössten Pneumokokken-Impfstudie bei Älteren. RBOO
Bonten MJM et al.: Polysaccharide conjugate vaccine against pneumococcal pneumonia in adults. N Engl J Med 2015; 372:1114-1125 und Pressemitteilung der Universität Utrecht vom 19. März 2015.
Rückspiegel
Vor 10 Jahren
Gefährliche Gentherapie
Die Ergebnisse einer Gentherapie gegen Alzheimer sind rund zwei Jahre nach dem Eingriff ernüchternd: Während die Autoren der Studie eine Verlangsamung des kognitiven Niedergangs sowie eine erhöhte Stoffwechselrate im Gehirn festgestellt haben wollen, beurteilen Kliniker die Resultate als wenig überzeugend. Man hatte acht Patienten körpereigene Fibroblasten mit einem Gen zur Sezernierung des Nervenwachstumsfaktors NGF ins Gehirn implaniert. Weil man dies bei den ersten beiden Patienten nur unter Teilnarkose tat, kam es zu Hirnblutungen, die einen der Patienten das Leben kosteten und bei dem anderen zu bleibenden Behinderungen führten.
Vor 50 Jahren
Arbeit unter Analgetika
Unter Arbeitern der Schweizer Uhrenindustrie wird der regelmässige Gebrauch von mindestens zwei Schmerztabletten erfragt und mittels pharmakologischer Tests verifiziert. Die Ursachen für den regelmässigen Schmerzmittelgebrauch liegen primär nicht am Arbeitsplatz. Mit dem Schmerzmittelgebrauch assoziiert ist die Arbeit in der Uhrenfabrik erst an letzter Stelle – nach Wetter, Notlagen, Krankheit und Schicksalsschlägen, Rauchen und Nationalität. Kein Zusammenhang mit dem Schmerzmittelgebrauch findet sich in dieser Studie mit der erforderlichen Präzision sowie seltenen Pausen und Sitzen oder Stehen während der Arbeit.
Vor 100 Jahren
Umzug nach Lausanne
Im April 1915 verlegt das internationale
olympische Komitee (IOC) wegen des Krieges
seinen Sitz von Paris nach Lausanne, wo es
bis heute residiert.
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Erratum
Für Schmunzeln sorgte bei einigen Lesern die Kurzmeldung zur sogenannten Penis-Studie (AM 5/2015, Seite 247). Dort war von einem Penis-Durchmesser von 9 bis 11 Zentimeter die Rede. Gemeint war selbstverständlich der Umfang.
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